Gravenhurst – Fires In Distant Buildings

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  • #29935  | PERMALINK

    john-the-relevator

    Registriert seit: 16.04.2005

    Beiträge: 8,118

    Hier eine Rezension von Intro.de, der ich nichts hinzufügen kann, weil diese Platte sehr, sehr gut ist s.u.!!!

    Gravenhurst – Fires In Distant Buildings
    (Warp / Rough Trade) [17.10.05]

    Manchmal, vor allem, wenn es Herbst ist, gibt es so viel herbstliche Musik, dass man gar nicht weiß, wohin man mit all der anvertrauten Melancholie soll. Dann sitzt man da, schaut den fallenden Blättern beim Fallen zu, legt die panzernde Rüstung des Alltags ab und gibt sich diesem emotionalen Overkill einfach hin. Nick Talbot, Kopf von Gravenhurst aus Bristol, hat daran maßgeblichen Anteil: Sein Hang zur schüchternen Düsternis, verpackt in betont sphärische Songs, ist wahrscheinlich das Beste, was einem in dieser Hinsicht und Jahreszeit widerfahren kann. Zwar entfernt sich Talbot immer weiter vom Einsamer-Mann-mit-Gitarre-Folk, doch seine stilistische Nähe zu Nick Drake, Tim Buckley und Simon & Garfunkel ist nicht zu überhören. Er macht den abgründigen Zwiespalt zwischen Zärtlichkeit und Gewalt beinahe körperlich fühlbar: mit dem gehauchten Gesang seiner fragilen und auffällig hellen Stimme, der einprägsamen Akustikgitarre und fatalistischen Textzeilen wie in „The Velvet Cell“: „To understand a killer, I must become the killer.“ Die sparsame, aber sehr effektive Instrumentierung lässt den Songs dabei viel Spielraum zur Entfaltung, zusammengehalten von warmen Orgelteppichen und unterschwelligen elektronischen Sounds. Die vorherigen Warp-Veröffentlichungen „Flashlight Seasons“ und „Black Holes In The Sand“ ließen bereits Großes erhoffen. Denn Gravenhurst beweisen weiterhin ein Händchen für Songwriting und Melodien und Spannungskurven. Vergleichbar mit einem nicht aktiven Vulkan wabern Songs wie „Down River“ und „Song From Under The Arches“ eine Ewigkeit ohne Regung, bis es auf ein unsichtbares Zeichen zum Ausbruch kommt: E-Gitarren-Eruptionen, ein Schlagzeugbeben von David Collingwood und Lavaströme aus Krach, Dynamik und Emotionen ergießen sich über den Hörer. Eines Tages wird man sie mit offenen Mündern und großen Augen aus dem erkalteten Gestein meißeln. „Animals“ nimmt ungeahnte Ausmaße von Verzweiflung an, während der Schlusssong „See My Friends“ aus der Kinks-Vorlage ein psychedelisches Velvet-Underground-Ungetüm zaubert. Genau, mit Gitarren-Feedback, disharmonischen Orgel-Ausflügen und dem ganzen herrlichen Zeugs. Nur acht Songs fanden Platz auf „Fires In Distant Buildings“ – aber was sagt diese banale Quantität schon aus? Es ist Musik von außergewöhnlicher und atemberaubender Intensität.

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    Music is like a river, It's supposed to flow and wash away the dust of everyday life. - Art Blakey
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #3904509  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    Bei den ersten beiden Durchgängen war ich einigermaßen begeistert, beim dritten nicht mehr so; mal sehen, wie sich das entwickelt.

    Die Platte hat was, so viel ist sicher. Unter anderem interessante Texte und einen eigenartigen Kontrast zwischen der hellen Stimme von Nick Talbot und den düsteren Textinhalten. Vor allem aber viel Atmosphäre. Die Stimmung ist ungefähr so: Eine verfallende Großstadt, in der Ferne brennen Gebäude, abgefuckte Landschaft, ziemlich Schrott, und meistens schlechtes Wetter. Wäre es ein Film, würde die Handlung bei Nacht spielen oder in der Dämmerung. Der Held hängt in einer schwierigen Beziehung fest. Gedanken an Mord und Selbstmord. Lange Instrumentalpassagen verbreiten eine Art gespannte Ruhe, die von plötzlichen Ausbrüchen unterbrochen wird.

    „Animals“ gefällt mir bis jetzt am besten und „The Velvet Cell“ mit seinem metronomischen, monotonen, irgendwie teutonischen Beat. „See my Friends“ ist im Original so eine Art, äh, Raga-Rock, oder wie man das nennen soll. Gravenhurst macht daraus einen Spät-60er Psychedelic Rock, neun Minuten lang (oder so). Eine gelungene Coverversion, aber was hat es zu bedeuten, daß ein Post-Rock-Album von 2005 uns mit dem letzten Track in die späten 60er entführt? Ich habe keine Ahnung.

    Außer der Besprechung oben gibt es übrigens bei intro.de auch noch einen trefflichen Artikel zu Gravenhurst und dem neuen Album:

    http://www.intro.de/musik/magazin/1129645160

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    To Hell with Poverty
    #3904511  | PERMALINK

    brosche

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 3,981

    Sehr schönes, melancholisches Album. Die wenigen Gitarrenausbrüche sind gelungen und stets effektvoll plaziert. Störend bleibt nur das wie Lagerfeuer knisternde Vinyl. Cities Beneath The Sea gehört zu den schönsten Songs des Jahres.

    The dead see through the eyes of the living
    the dead know all of our names
    powerless to stop us repeating the same
    careless mistakes that they made

    Prewitt, Gravenhurst, was einem doch so alles in in letzter Zeit entgangen ist. Große Vorfreude auf die Vorgänger.

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    Bleibense Mensch. [/FONT][/I][/COLOR][/FONT]
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