george adams & don pullen

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  • #11911577  | PERMALINK

    vorgarten

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    don pullen & the african-brazillian connection, kele mou bana (1991)

    letztes großes kapitel in pullen leader-geschichte, kommerziell wohl sein erfolgreichstes. das klavierkraftpaket spielt plötzlich afro-latin-jazz, der co-leader und bassist nilson matta hat in brasilien wirklich mit allen gespielt, die rang und namen haben, guilherme franco ist auch kein unbekannter, dazu kommt für den groove-teppich noch mor thiam aus dem senegal. allerdings ist das sogenannte „weltmusik“, die auf reibung setzt, bzw. die reibung, die sich zwangsläufig ergibt, wenn sich traditionen auf eine größere tradition beziehen, nicht kaschiert und glättet. und ein geniestreich ist es, dass sich pullen carlos ward dazuholt, der wie er das in/out-spiel in allen muskeln und mit allen sinnen verkörpert, dabei aber verletztlicher, oft auch rasender spielt als george adams. allein das altsax und die feinen grooves machen das projekt leichter als das quartett, dazu kommen die vielen liedhaften melodien, die das kitschige streifen, dann aber umso brüsker mit clustern und überblasern zerstäubt werden. trotzdem ist das kein dekonstruktivistisches projekt, die immer wieder angespielte schönheit, naivität und wärme bleiben zentral.

    eine biografische schrägheit ist das porträt für die therapeutin, bei dem pullen seine beiden kinder tameka und keith mitsingen lässt. auch da ist die sehnsucht nach harmonie mit händen zu greifen.

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    #11911945  | PERMALINK

    vorgarten

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    new york unit, tribute to george adams (1993)

    im juni 1992 wollte die new york unit (hicks, davis, nakamura) mit george adams zusammen OVER THE RAINBOW aufnehmen. der saxofonist sagte aus krankheitsgründen ab, pharoah sanders übernahm und es wurde ein schönes album daraus. mit dem neuen bassisten santi debriano und dem jungen saxofonisten javon jackson wurden für den 17.11.1992 neue aufnahmen angesetzt, 3 tage zuvor starb george adams überraschend. ein unveröffentlichtes stück aus der gemeinsamen BLUE BOSSA session war noch übrig, es steht hier jetzt am ende eines tribut-albums, als letztes musikalisches lebenszeichen.

    ein schönes album, mit einer exquisiten songauswahl von „exodus“ bis coltrane, auch die nachtigall vom berkeley square ist dabei, was ja eine direkte verbeugung vor adams ist. der junge saxofonist soliert schlüssig, aber nicht sehr sicher, hicks hält sich kollegial zurück, also ist der gesamteindruck eher zurückhaltend, was ja auch ein bisschen zum anlass passt (oder auch gerade nicht). und bevor george adams seinen letzten gruß aus dem jenseits schickt (mit einer sehr berührenden coda) und die frage doch noch beantwortet, mit welchem pianisten er besser seine american-song-alben hätte aufnehmen sollen, kommen noch 2 unveröffentlichte stücke aus der RAINBOW-session mit dem tenorsaxer dan faulk, dessen cool-ansatz wirklich gar nicht zum trio passt.

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    #11912001  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    vorgarten new york unit, tribute to george adams (1993) …. john hicks …. und george adams seinen letzten gruß aus dem jenseits schickt (mit einer sehr berührenden coda) und die frage doch noch beantwortet, mit welchem pianisten er besser seine american-song-alben hätte aufnehmen sollen ….

    So schließt sich der Kreis (oder zumindest einer davon) ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11912039  | PERMALINK

    vorgarten

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    roots, stablemates (1993)

    einen monat nach adams‘ tod hat pullen eine große hommage an ihn geschrieben und reiht die hier ein in das roots-programm „saxofonisten ehren saxofonisten“: „ah george, we hardly knew ya“ (was meint das eigentlich? dass 52 jahre einfach zu wenige sind?). das könnte aus CARMEN sein, hat aber tyner-akkorde, also spiritual-jazz-flamenco, eigentlich schon für die african-brazillian connection geschrieben. hier wird es zur großen geste, mit einem hymnischen blythe-solo und einer schattigen klavier-séance. wer bei dieser coda im heidelberger studio nicht geheult hat, hat diese musik nicht verstanden.

    mir gefällt das album sehr, @gypsy-tail-wind hat wol eher eine vorliebe für das dritte (ohne pullen), ich bin mit der eher dunklen atmosphäre und den tollen eigenkompositionen der beteiligten hier sehr glücklich, vor allem mit debrianos widmung an archie shepp. und die rhythm section mit debriano und muhammad ist auch ganz groß. die orgeltracks mit den beiden deutschen gitarristen hätte ich allerdings nicht gebraucht.

    zu den eher witzigen passagen in keith pullens vaterbuch gehört, dass er glaubt, don pullen hätte mal mit der philadelphia-hiphop-gruppe gespielt. hätte ich mir durchaus vorstellen können. darauf ist er aber nur gekommen, weil er sich mit der musik des vaters nicht wirklich beschäftigt und nur mal eben schnell „roots“ gegoogelt hat…

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    #11912117  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Manchmal macht es eben tatsächlich einen Unterschied, ob ein Artikel davorsteht oder nicht ;-)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11912687  | PERMALINK

    vorgarten

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    don pullen & the african-brazilian connection, ode to life – a tribute to george adams (1993)

    hier nun also die würdigung für den musikalischen partner auf albumlänge – und es ist eine party. „no obvious effort“, stellt howard mandel bei dieser band in den liner notes fest, anstrengungslos und leicht federt sie durch ein schlüssiges material, das eigentlich sofort zur volksmusik werden könnte, egal, von wem hier konkret geschrieben. ward und pullen halten sich durchaus zurück, es ist alles in der anlage schon gefühlvoll genug. warum man ward hiernach keinen blue-note-vertrag nachgeworfen hat, ist mir wirklich ein rätsel, er spielt hier ein grandioses solo nach dem nächsten. „paraty“ heißt ein stück von nilson matta, nach einem kolonialdorf an der atlantischen küste, in dem ich mal ein paar tage war, eine etwas irreale sumpfschönheit mit gewalttätiger geschichte, und dieses leicht giftige glitzern kommt auch in der musik durch. (ok, man denkt ja gerade heute mit ganz guten gefühlen an brasilien.) aber konkret ist es schon der sich so leicht in luft auflösende schmerz, der hier zum triumph wird, die trauer um george („ah george…“) und den freund („ode to life“), die grabrede ist abgedruckt, sie deckt sich zum teil mit der von george an dannie, an den dadurch auch nochmal gedacht wird, das alles im sambarhythmus, zu mor thiams aufforderung to get up and dance.

    ich würde heute auch sagen, dass das eins der tollsten alben der 90er ist, damals fand ich es kitschig. es ist halt toll und kitschig.

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    #11913443  | PERMALINK

    vorgarten

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    don pullen & the african-brazilian connection, live … again (live at montreux) (1995)

    am 13. juli 1993 steigt die abc-party in montreux, als die cd herauskommt, tanzt pullen wahrscheinlisch schon im himmel. ich bin ja echt noch ein fan dieser band geworden, die so ganz anders funtkioniert als das quartett. pullen verschmilzt, er und ward bauen keine höhepunkt, trotzdem treten sie ein. die federleichten grooves bekommen durch j.t.lewis (statt guilherme franco) hier einen größeren punch, aber auch die von pullen vorgelebte präzision. „ah george…“ ist hier die reinste trance auf 19 minuten, ohne dass der groove forciert wird, es geht nur um ein- und ausatmen, die vielen bewegungen, die es dazu geben kann. mor thiam fällt in den party-stücken durch seine show-percussion etwas raus, aber damit tut man ihm unrecht, warum sollte das alles auch keine show sein. montreux hat was erlebt.

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    #11913497  | PERMALINK

    soulpope
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    vorgarten don pullen & the african-brazilian connection, ode to life – a tribute to george adams (1993) hier nun also die würdigung für den musikalischen partner auf albumlänge – und es ist eine party. „no obvious effort“, stellt howard mandel bei dieser band in den liner notes fest, anstrengungslos und leicht federt sie durch ein schlüssiges material, das eigentlich sofort zur volksmusik werden könnte, egal, von wem hier konkret geschrieben. ward und pullen halten sich durchaus zurück, es ist alles in der anlage schon gefühlvoll genug. warum man ward hiernach keinen blue-note-vertrag nachgeworfen hat, ist mir wirklich ein rätsel, er spielt hier ein grandioses solo nach dem nächsten ….

    Ich weis zu wenig über Carlos Ward, er glänzt immer wieder als Sideman aber hat kaum eine handvoll Leader Alben …. ein Schicksal wie Marvin Hannibal Peterson ….. ?

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11913537  | PERMALINK

    vorgarten

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    soulpopeIch weis zu wenig über Carlos Ward, er glänzt immer wieder als Sideman aber hat kaum eine handvoll Leader Alben …. ein Schicksal wie Marvin Hannibal Peterson ….. ?

    das krasse ist ja, dass der verschwunden ist – oder hat man ihn aufgespürt, als coltranes seattle-konzert komplett herauskam, mit wards erstem dokumentierten auftritt? (habe nur den download…)

    ich habe (schon oft erzählt) ward dann in den späteren 90ern live gesehen, im quartett mit michael cain, essiet okun essiet und ronnie burrage, das war mein bis heute tollstes konzert, weswegen ich auch sagen würde: super leader (den subway-auftritt dieser band gbt es auf youtube). kurz vorher kamen ja noch die sachen mit blackwell heraus, es gab aber nie ein vernünftig produziertes leader-album, obwohl er ja eine handvoll fantastischer stücke komponiert hat. auch das tolle LITO ist ja verunglückt, weil woody shaw entweder indisponiert war oder einfach die stücke nicht kannte. wirklich tragische geschichte.

    aber es klingt so, als würdest du die pullen-alben mit ihm nicht kennen?

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    #11913555  | PERMALINK

    soulpope
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    vorgarten

    soulpopeIch weis zu wenig über Carlos Ward, er glänzt immer wieder als Sideman aber hat kaum eine handvoll Leader Alben …. ein Schicksal wie Marvin Hannibal Peterson ….. ?

    das krasse ist ja, dass der verschwunden ist – oder hat man ihn aufgespürt, als coltranes seattle-konzert komplett herauskam, mit wards erstem dokumentierten auftritt? (habe nur den download…) ich habe (schon oft erzählt) ward dann in den späteren 90ern live gesehen, im quartett mit michael cain, essiet okun essiet und ronnie burrage, das war mein bis heute tollstes konzert, weswegen ich auch sagen würde: super leader (den subway-auftritt dieser band gbt es auf youtube). kurz vorher kamen ja noch die sachen mit blackwell heraus, es gab aber nie ein vernünftig produziertes leader-album, obwohl er ja eine handvoll fantastischer stücke komponiert hat. auch das tolle LITO ist ja verunglückt, weil woody shaw entweder indisponiert war oder einfach die stücke nicht kannte. wirklich tragische geschichte. aber es klingt so, als würdest du die pullen-alben mit ihm nicht kennen?

    Nein, das Album und auch „Montreux“ kenne ich nicht …

     

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11913819  | PERMALINK

    vorgarten

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    ah ok. aber hatte nicht kip hanrahan mit dieser band zu tun? er taucht auf jeden fall unter den danksagungen auf und diese synthesen von unterschiedlichen musikkulturen sind ja auch seine spezialität.

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    #11914477  | PERMALINK

    vorgarten

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    david murray, shakill’s II (1994)

    auch das orgelprojekt von murray & pullen bekam noch einen zweiten aufguss, und er gefällt mir – sorry, andrew cyrille – besser als der erste. j.t. lewis ist der perfekte drummer hier, mit punch und schnellen reflexen, der druck tut gut, murray schwingt sich ordentlich auf. auch der neue gitarrist, bill white, ist super & kriegt mehr soloraum, er hat einen schönen cleanen ton und spielt mehr in die grant-green-richtung, was in diesem kontext nicht verkehrt ist. aber pullens orgelfarben sind schon das highlight hier, auch wahnsinnig gut aufgenommen, fast fetisch (kennt @redbeansandrice dieses album?). das titelstück ist so premium-murray, mit gleich drei explosionen, daneben gibt es einen ruhigen bossa nova, den ich ganz außergewöhnlich lasziv finde, und eine ballade, die murray als ben-webster-stand-in durchspielt, während sein einziger partner hier an der orgel dazwischenschimmert. heute zum ersten mal gehört, highlight, aber damit muss man ja bei murray immer rechnen.

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    #11914553  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Ne, kenn ich noch nicht aber muss ich wohl…

    --

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    #11914769  | PERMALINK

    vorgarten

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    jane bunnett, the water is wide (1994)

    im august 1993 in kanada aufgenommen, das ehepaar bunnett/cramer lädt wieder einmal hart & pullen ein, dazu zwei illustre sängerinnen: jeanne lee singt wortlos zweimal huh-huh dazu, sheila jordan kriegt text (legrand/bergman), dann kommt kurz vor schluss das titelgebende traditional und da hört man die beiden tatsächlich im duett. die rhythm section ist super, trotzdem bleibt alles eher im soliden bereich. spielen können alle, aber nicht unbedingt feuer fangen. ich speichere das album also eher nicht als eine der letzten aufnahmen von don pullen ab, sondern als ort, an dem sich zwei besondere stimmen treffen.

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    #11916031  | PERMALINK

    vorgarten

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    don pullen, sacred common ground (1995)

    fusion afroamerikanischer musik mit grooves und gesängen von native americans, ein auftragswerk für ein ballett des jamaikanischen choreografen garth fagan. im kompositionsprozess erfährt pullen, dass er den kampf gegen den krebs verloren hat. keine zwei monate vor seinem tod stellt er noch diese aufnahmen fertig, für die uraufführung übernimmt sein „protegé“ (wie keith pullen ihn nur nennt) d.d.jackson den klavierpart. die chief cliff singers aus montanas „flathead reservation“ treten in eröffnungen und zwischenspielen auf, eine sängerin hat den letzten ton. daraus schälen sich, weniger integriert als verbunden, afroamerikanischen formen heraus, blues, gospel, ein kleiner jazzwalzer. im titelstück spielt pullen von den letzten dingen, die akkorde erinnern an waldrons „straight ahead“. „message in smoke“ wird mit einer langen piano-solo-passage eingeleitet, die wild und vertraut vom einsturz und neuordnungen erzählt. das traurige, von carlos ward getragene abschlussstück (vor dem a-cappella-outro), könnte ein versöhnlicher groove sein, aber es stemmen sich noch ein paar klaviercluster dagegen, die wie aus dem nichts kommen. j.t.lewis, santi debriano (statt nilson mattta), mor thiam und joseph bowie umspielen dieses letzte programm gefühlvoll, das eigentlich nicht der schlusspunkt hätte sein dürfen. don pullen verabschiedet sich auf einem von vielen höhepunkten.

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