Forums-Anthologie (Lyrisches)

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  • #1360569  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    @Jörg

    Von wem sind deine Gedichte?

    --

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    #1360571  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    keine gedichte, alte sponti-sprüche das, nihil!

    sag lieber was zu einem meiner lieblingsgedichte!!

    und, so long!

    --

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    #1360573  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    keine gedichte, alte sponti-sprüche das, nihil!

    sag lieber was zu einem meiner lieblingsgedichte!!

    Es gefällt mir.
    Das Aufeinandertreffen von einerseits Ausdrücken wie „schiere Schönheit“ und „pure Wahnsinn“ und andererseits so herkömmlichen wie „Metzgerladen“ oder banalst und letztendlich ernüchternd „Eisbein“ find ich sehr reizvoll. „Also Eisbein“ am Schluss wirkt wie ein unsanftes Erwachen aus einem Traum, das ist schon gut gemacht.
    Weißt du, von wann es ist, das Gedicht?

    Aber mir fällt auch gerade ein Gedicht ein, eins meiner absoluten Lieblinge, die ich bisher vergessen habe…

    --

    #1360575  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Das folgende Gedicht fasziniert mich oder um etwas zu übertreiben, lässt mich nicht mehr ganz los, seitdem ich es in der 12. Klasse kennenlernte. Ich weiß bis heute nicht, ob ich es wirklich verstanden habe (für mich selbst habe ich es irgendwie begriffen; es sagt mir was) und vielleicht liegt gerade darin auch der Reiz der zwei gegensätzlichen Strophen. Es hat etwas wunderbar geheimnisvolles und funktioniert wahrscheinlich mehr assoziativ. (Mit dem „Stein mit der Inschrift der Fliege“ ist übrigens so ein Bernstein gemeint, in dem eine Fliege eingeschlossen ist)
    Es ist aus dem Gedichtband „Flucht und Verwandlungen“ von 1959 (den ich mir im übrigens endlich mal zulegen sollte) von der Nobelpreisträgerin Nelly Sachs. Das Gedicht hat keinen Titel, wird aber meist nach der ersten Zeile, „In der Flucht“ genannt.
    Eins meiner Lieblingsgedichte (besonders die letzten beiden Zeilen liebe ich):

    (In der Flucht)
    von Nelly Sachs

    In der Flucht
    welch großer Empfang
    unterwegs –
    Eingehüllt
    in der Winde Tuch
    Füße im Gebet des Sandes
    der niemals Amen sagen kann
    denn er muss
    von der Flosse in den Flügel
    und weiter –

    Der kranke Schmetterling
    weiß bald wieder vom Meer –
    Dieser Stein
    mit der Inschrift der Fliege
    hat sich mir in die Hand gegeben –
    An Stelle von Heimat
    halte ich die Verwandlungen der Welt –

    --

    #1360577  | PERMALINK

    joerg-koenig

    Registriert seit: 09.08.2002

    Beiträge: 4,078

    @ Nihil & otis: Die Gedichte sind von Robert Gernhardt. Dass der Volksmund sie sich angeeignet hat, spricht für den Dichter und den Volksmund. :twisted:

    Robert Gernhardt: Trost im Gedicht

    Denk dir ein Trüffelschwein,
    denks wieder weg:
    Wird es auch noch so klein,
    wird nie verschwunden sein,
    bleibt doch als Fleck.

    Was je ein Mensch gedacht,
    läßt eine Spur.
    Wirkt als verborgene Macht,
    und erst die letzte Nacht
    löscht die Kontur.

    Hat auch der Schein sein Sein
    und seinen Sinn.
    Mußt ihm nur Sein verleihn:
    Denk dir kein Trüffelschwein,
    denks wieder hin.

    --

    Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.
    #1360579  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    hab gerade Late Night Solo gelesen ,wo der Zusammenhang der Neuen Frankfurter Schule ,der
    ja auch Gernhardt angehört und der Art des Fabulierens eines Harald Schmidt dargestellt wird
    und muß sagen das ich zu meiner Schande und ob meines jugendlichen Alters vorher noch nie von denen gehört habe, was ich aber nun ändern werde

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #1360581  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    Meer/Mehr

    Dachtest du wirklich du hättest sie für dich allein?
    Nach all den Erzählungen all den Worten
    schien es am Telefon fast so zu sein
    doch auch dort wie an allen andren Orten
    lebt das Leben und lebt es weiter
    auch ohne dich und deine Stimme
    und stimmt es dich auch nicht gerad heiter
    so bleibt vielleicht in diesem Sinne
    doch nur das Meer
    Auch das besitzt du nicht für dich alleine
    doch auf Grund seiner Größe und andrer Dinge
    könnte es manchmal fast so scheinen

    Mehr kannst und solltest du jetzt nicht verlangen
    solltest die Eifersucht nie erwähnen
    und obwohl du weißt wie guts dir eigentlich geht
    schmeckst du doch -von Zeit zu Zeit-
    das Meer in deinen Tränen

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #1360583  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Die eine Klage (1804)
    von Karoline von Günderode

    Wer die tiefste aller Wunden
    Hat in Geist und Sinn empfunden
    Bittrer Trennung Schmerz;
    Wer geliebt was er verlohren,
    Lassen muss was er erkohren,
    Das geliebte Herz.

    Der versteht in Lust die Thränen
    Und der Liebe ewig Sehnen
    Eins in Zwei zu sein,
    Eins im Andern sich zu finden,
    Dass der Zweiheit Gränzen schwinden
    Und des Daseins Pein.

    Wer so ganz in Herz und Sinnen
    Konnt´ein Wesen liebgewinnen
    O! den tröstet´s nicht
    Dass für Freuden, die verlohren,
    Neue werden neu gebohren:
    Jene sind´s doch nicht.

    Das geliebte, süße Leben,
    Dieses Nehmen und dies Geben,
    Wort und Sinn und Blick,
    Dieses Suchen und dies Finden,
    Dieses Denken und Empfinden
    Giebt kein Gott zurück.

    --

    #1360585  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Für candy einmal Trakl:

    Grodek
    von Georg Trakl

    Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
    Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
    Und blauen Seen, darüber die Sonne
    Düstrer hinrollt; umfängt die Nacht
    Sterbende Krieger, die wilde Klage
    Ihrer zerbrochenen Münder.
    Doch stille sammelt im Weidengrund
    Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt
    Das vergossne Blut sich, mondne Kühle;
    Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
    Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
    Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
    Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
    Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.
    O stolzere Trauer! Ihr ehernen Altäre
    Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
    Die ungebornen Enkel.

    --

    #1360587  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    zum falschen zeitpunkt gelesen, finde ich sowas einfach fürchterlich fürchterlich, nihil:
    „Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.
    O stolzere Trauer! Ihr ehernen Altäre“
    sowas ist mir jetzt nur noch ganz schlimmer kack.
    oder sollte das ein beispiel für sowas sein?

    --

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    #1360589  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Originally posted by otis@14 Feb 2004, 00:55
    zum falschen zeitpunkt gelesen, finde ich sowas einfach fürchterlich fürchterlich, nihil:
    „Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.
    O stolzere Trauer! Ihr ehernen Altäre“
    sowas ist mir jetzt nur noch ganz schlimmer kack.
    oder sollte das ein beispiel für sowas sein?

    Nein, mir gefällts eigentlich auch nicht. Habe mich nur letztens mit candy unterhalten und dabei sind wir auf Trakl gekommen und da candy meinte, er kenne kein Gedicht von ihm und ich hier eins rumfliegen habe, hab ich es halt mal reingestellt.

    Aber habe dafür vorhin einige Gedichte von August Stramm, einem weiteren Expressionisten gelesen: die haben mir – wenn auch alle nach dem gleichen sehr auffälligen Prinzip funktionieren – teilweise sehr gut gefallen. Tolle Momente!

    --

    #1360591  | PERMALINK

    candycolouredclown
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 19,059

    @ Nihil:
    Danke für den Trakl. Werde ich morgen lesen.

    Das Günderode Gedicht hatten wir damals auch behandelt.

    --

    Flow like a harpoon daily and nightly
    #1360593  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    von trakl gibts wohl nette natursachen, wenn ich mich recht erinnere. aber diese appen-bein- und kaputten-münder-sachen, die reizen mich wirklich nicht. auch der stramm ist so einer! was hast du eigentlich mit den expressionisten, nihil?

    --

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    #1360595  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Originally posted by otis@14 Feb 2004, 01:06
    von trakl gibts wohl nette natursachen, wenn ich mich recht erinnere. aber diese appen-bein- und kaputten-münder-sachen, die reizen mich wirklich nicht. auch der stramm ist so einer! was hast du eigentlich mit den expressionisten, nihil?

    Gar nichts. Die haben wir nur in der 13. Klasse ziemlich intensiv gemacht und da einiges kennengelernt. Insofern kenne ich da vermutlich nur mehr als aus anderen Epochen und Zeiten.

    --

    #1360597  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    nimm doch mal nettere sachen: gedicht von gernhard oder goethe oder morgenstern oder mörike.
    btw: morgenstern, ringelnatz…. pop-literatur, oder nicht!?!

    --

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