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Das folgende Gedicht fasziniert mich oder um etwas zu übertreiben, lässt mich nicht mehr ganz los, seitdem ich es in der 12. Klasse kennenlernte. Ich weiß bis heute nicht, ob ich es wirklich verstanden habe (für mich selbst habe ich es irgendwie begriffen; es sagt mir was) und vielleicht liegt gerade darin auch der Reiz der zwei gegensätzlichen Strophen. Es hat etwas wunderbar geheimnisvolles und funktioniert wahrscheinlich mehr assoziativ. (Mit dem „Stein mit der Inschrift der Fliege“ ist übrigens so ein Bernstein gemeint, in dem eine Fliege eingeschlossen ist)
Es ist aus dem Gedichtband „Flucht und Verwandlungen“ von 1959 (den ich mir im übrigens endlich mal zulegen sollte) von der Nobelpreisträgerin Nelly Sachs. Das Gedicht hat keinen Titel, wird aber meist nach der ersten Zeile, „In der Flucht“ genannt.
Eins meiner Lieblingsgedichte (besonders die letzten beiden Zeilen liebe ich):
(In der Flucht)
von Nelly Sachs
In der Flucht
welch großer Empfang
unterwegs –
Eingehüllt
in der Winde Tuch
Füße im Gebet des Sandes
der niemals Amen sagen kann
denn er muss
von der Flosse in den Flügel
und weiter –
Der kranke Schmetterling
weiß bald wieder vom Meer –
Dieser Stein
mit der Inschrift der Fliege
hat sich mir in die Hand gegeben –
An Stelle von Heimat
halte ich die Verwandlungen der Welt –
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