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Nachdem ich Bands wie Snacktruck, Lightning Bolt, oder auch Afrirampo für mich entdecken durfte, wäre ich an weiteren Bands interessiert, die Schmerzgrenzen und musikalische Konventionen weitgehend außer Acht lassen und für die man nie nen passenden Tanzpartner finden würde.
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WerbungImmer wieder schön: Phantom Limbs. Besonders die Liveauftritte sind einen
Blick wert.http://www.myspace.com/thephantomlimbs
http://www.thephantomlimbs.com/--
Nun, im Bezug zu dem schieren Experimental-/Noise-Sektor empfinde ich Lightning Bolt und Phantom Limbs als noch zu songorientiert und relativ konventionell. Wobei Phantom Limbs ja wohl noch am ehesten dem „Death-Rock“-, bzw. „Horrorpunk“-Genre zugeordnet werden könnten.
Weiterhin, @bluezifer, weiß ich beileibe nicht, inwieweit Du Dich bereits in die Materie vorgearbeitet hast, bzw. ob Du nun vorwiegend an Sounds interessiert bist, die jeglichen Songkontext hinter sich lassend alle Strukturen auflösen – oder die, alle Extremheit bedenkend, immer noch einen rythmischen Rahmen, bzw. eine kompositorische Struktur erkennbar aufweisen sollen…
Wie auch immer, „Tanzpartner“ finden sich auch für diese musikalischen Extreme, schliesslich gibt’s doch einige „Spezial“-Veranstaltungen, wie Industrial-„Discos“, die ihr Publikum perfekt mit Hörgewohnheiten aufbrechenden Sounds satt bedienen.Eine kleine Auswahl an Empfehlungen:
Die Japan-Noise-Fraktion, bestehend aus „Bands“/Künstlern wie Aube, Merzbow, Dissecting Table, Grim oder Contagious Orgasm. Das Ganze gestaltet sich sehr lärmzentriert und brachial. Schmerzende Feedbackkopplungen und oftmals am puren „Weissen Rauschen“ vorbeischrammender schriller Sound, sämtliche Songstrukturen hinter sich lassend. Während Grim bisweilen immer mal wieder auch ein Rythmusgerüst in ihren wüsten Industrialsound einbetteten – und ab und an sogar mit einer Art Akustik-Gitarrenfolk überraschten. Tanzflächenkompatibel und als Anspieltipp: „Noble Folk“ und „Bourgeois“, zu haben auf der Compilation-CD „The Past is still in current use“.
Klassiker der experimentellen Tonkunst erschuf auch Steven Stapleton, der 1978 sein Band-Projekt Nurse With Wound aus der Taufe hob. Beeinflusst von psychedelischer Rockmusik, Krautrock, Klassik und Avantgarde wurde NWW ein Aushängeschild des Genres – und bis zum heutigen Tag immer wieder für Überraschungen gut. Empfehlenswert die Alben „Chance Meeting on a Dissecting Table of a Sewing Machine and an Umbrella“, „Rock’n’Roll Station“ und „Sylvie & Babs“, eine beeindruckende zusammenmontierte Soundcollage aus Muzak, Stimm- und Sprachfetzen, Easy Listening, Drones, Samples, Loops, etc. „Plunderphonic“ lässt grüssen. Ebenfalls im „Plunderphonic“-Bereich recht bekannt sind People Like Us. Hören!
Empfehlenswert auch die Künstler des extremen Noise-Industrial, wie z.B. NON, Whitehouse (deren ohrenbetäubender fies fiepsender Feedbackkrach schon so manchen Lautsprecher zum Aufgeben gezwungen haben dürfte… – die nicht jugendfreien – eine stark untertriebene Bezeichnung – Texte tun ein Übriges, die Schockwirkung zu unterstreichen), Con-Dom oder Blackhouse („Five Minutes after I Die“, bzw. „Hope Like A Candle“ sind als Klassiker zu unterstreichen).
Der NWW-Spezi David Tibet steuerte mit seinem Bandprojekt Current 93 in der 80s-Frühphase einige empfehlenswerte Experimental-Alben, die öfters auch sakral wirkten – und eine Art „Dark Ambient“ vorwegnahmen, dem Genre bei. Besonders erwähnt sei hierbei „Dawn“, weiteres sollte dem „Current 93“-Thread zu entnehmen sein.
Die Industrial-Legende SPK dürfte zumindest auch in diesem Forum bekannt sein. Deren „Mastermind“ Graeme Revell, der heutzutags den einen oder anderen Hollywood-Streifen soundtechnisch veredelt (…), veröffentlichte Mitte/Ende der Achtziger unter seinem Namen das Album „The Insect Musicians“, auf dem ausschliesslich die Naturgeräusche verschiedenster Insekten zu recht strukturierten Stücken zusammengefügt wurden. Faszinierendes Ergebnis!
Nicht unerwähnt bleiben sollte hier auch der mit G. Revell befreundete Musiker Brian Lustmord, der mit seinem Projekt Lustmord düstere Soundlandschaften hervorbringt. Die tiefen Frequenzen, die er mit seinem Equipment in der Lage ist zu erschaffen, berühren die Bereiche der sog. „Psychoakustik“. Herausragende Werke: „Heresy“ und „The Monstrous Soul“. Man schaue sich nur mal die im Booklet von „The Monstrous Soul“ aufgeführten „Instrumente“ an: „Military Specification Signal Field Generator No CT334; Beat Frequency Oscillator Type HO32; Radiometer“ (…)
Ich könnte nun noch weitere etliche Bands, Künstler und Projekte aufführen, erwähne allerdings noch besonders herausragende und hörenswerte:
Coil
Haus Arafna
Psychic TV (im Besonderen deren „Dreams Less Sweet“-Album)
die doch hoffentlich hier bekannten Throbbing Gristle (die „Urväter“ des Industrial)
P16.D4
Hirsche Nicht Aufs Sofa (HNAS)
die schwedische Death-Industrial-„Ikone“ Brighter Death Now
:Zoviet*France:
Hunting Lodge
Le Syndicat
Esplendor Geometrico
Etant DonnesNoch zwei Sampler-Empfehlungen, die Einsteigern die Materie ein wenig schmackhaft machen könnten:
„In Memoriam Gilles Deleuze“ (DoCD auf Mille Plateaux, 1996)
„Deep Net“ (DoCD auf Side Effects, 1996)--
I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sadVielen Dank für die Mühe. Die Revell und P. Orridge-Projekte sind mir soweit bekannt und auch sehr geschätzt. Auch Coil steht schon länger auf meiner To-buy-if-see-Liste.
Ansonten sind mir gewisse noch vorhandene Strukturen teils ganz lieb, aber nicht zwingend notwendig. Sachen, die beispielsweise in Richtung Grindcore gehen, können mich nicht so wirklich begeistern, auch wenn ich sie nicht für gänzlich uninteressant halte. Auch bin ich eher ein Fan von hochfrequentierten Tönen. Generell ist der ganze Bereich generell noch ziemliches Neuland für mich. Industrial hör und schätz ich jetzt seit gut nem Jahr, ansonsten hab ich immer nur sehr spärlich neues entdecken können, was in eine ähnliche Richtung geht. Das es da aber ne Menge zu geben scheint, ist schon mal sehr schön.
Werd mich mal ein wenig durch deine Liste arbeiten und dann auch Bericht erstatten.
Vielen Dank!--
pavor nocturnusGibt aktuell eine ganze Menge tolle Noise-Gruppen aus Nordamerika:
Wolf Eyes, John Wiese und (teilweise) Black Dice machen auf jeden Fall feinen Krach.Und falls es auch etwas niederfrequenter/langsamer sein darf, auch mal bei den Drone-Gitarren reinhören:
Sunn o))), Earth, Boris und Konsorten
(letztere haben ja auch zusammen mit Merzbow einige Alben aufgenommen)Wolf Eyes sagen mir persönlich nicht zu, auf mich wirkt ihr output generell ziemlich langweilig.
Strukturlosigkeit würde ich übrigens den wenigsten Vertretern des Genres unterstellen. Der Sound mag brachial sein und beim ersten Hören zufällig erscheinen, aber wenn man sich erst mal ein wenig in die Materie „reingehört“ hat, kann man die durchdachten Kompositionen durchaus erkennen. Ausnahmen wie z.B. Masonna bestätigen selbstverständlich die Regel.
Ansonsten noch ein paar Sachen, die ich der ansonsten sehr schönen Zusammenstellung von Bender eventuell noch hinzufügen würde:
-Kevin Drumm. Insbesondere sein Album „Sheer Hellish Miasma“, welches eines der besten mir bekannten Werke des Genres darstellt. Ich würde es vielleicht nicht nur der Noise-Richtung sondern auch dem Dark Ambient zuordnen, wobei es dafür vielleicht doch ein wenig zu brutal ist.
-The Goslings – „Grandeur of Hair“. Das einzige Album, das ich von der Gruppe kenne und es ist mehr als nur empfehlenswert. Ein klares Meisterwerk und ein Sound wie ich ihn sonst noch nie gehört habe. Klingt ein bisschen wie eine langsamere Version von My Bloody Valentine, mit bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Gitarren.
-Sutcliffe Jügend. Albumtipp: „When Pornography Is No Longer Enough“. Power Electronics, ähnlich wie Whitehouse, nur….besser. Die abstoßenden Texte dürfen selbstverständlich auch nicht fehlen. ;)
-Guilty Connector. Hier ist das Album „Beats, Noise and Life“ zu empfehlen. Am ehesten wohl mit Merzbow vergleichbar.
-Burning Star Core. Nicht ganz so „harsh“, eher etwas experimenteller.
-Haino Keiji. Sollte eigentlich bekannt sein. Nicht wirklich noise, eher free jazz mit einigen Elementen des Genres.Das reicht fürs erste, falls noch weitere Tipps gewünscht sind stehe ich zur Verfügung.
Und noch mal Danke an Bender für die Empfehlungen; ein paar der genannten Sachen sind mir noch unbekannt, ich werde mal reinhören.
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