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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,506
vorgartenglobe SMJX-10113
mal waldron: spanish bitchebenfalls im september 1970, genauer sogar ein paar tage früher, entstand in ludwigsburg unter eichers regie ein zweites mal-waldron-trio-album, dass allerdings nur in japan vertrieben wurde. vielleicht weiß soulpope warum – tatsächlich eine reaktion auf die japanische nachfrage nach dem ersten album? eine spätere entscheidung gegen das album?
auch wenn das wieder eine typische waldron-aufnahme dieser zeit ist, passt es doch ganz gut in den frühen ecm-katalog. im titelstück werden die typischen treibenden zwei-akkord-muster von freien, klangmalerischen passagen abgelöst, in denen drummer fred braceful – wie bei dauner – fernöstliche percussion einsetzt und das stück erst nach dem durcharbeiten völlig anderer stimmungen wieder zu seinen wurzeln findet. völlig skurril die version von „eleanor rigby“, bei der waldron hämmernd auf einem ton hängen bleibt. „all that funk“ ist wiederum genau das. da braceful auch auf dem kenyatta-album immer wieder in den funk rutscht, scheint sein einfluss sich hier sehr bemerkbar zu machen. ein fan von ihm werde ich trotzdem nicht.
ein eigenartiges album, dessen exklusion aus dem gesamtkatalog ich nicht richtig nachvollziehen kann.
Mal Waldron (piano) Isla Eckinger (bass) Fred Braceful (percussion) Manfred Eicher as M.E. (producer)
Tonstudio Bauer, Ludwigsburg, West Germany, September 18, 1970Ich schrieb – als eine Antwort im „Ich höre ….Jazz“ Thread vor ein paar Tagen dies hier :
QUOTE
Eicher war damals noch auf Fremdfinazierung angewiesen und „Free At Last“ war ja (um im heutigen Jargon zu sprechen) crowd-funded. Das „Reich der aufgehenden Sonne“ beherbergte jede Menge finanzkräftige Waldron Fans und und so kam es zu einer dortig finanzierten Release von „Spanisch Bitch“.
Gibt es übrigens eine nette Pararallele zu Mal Waldron und Enja wo ein Teil seines 1971er Domicile Auftrittes auf Enja (aka „Black Glory“) und der zweite Teil nur auf Polydor Japan
erschien …. hier wurde allerding Mitte der 80er mit einer alternativ becoverten Enja Vinylversion und später via CD mit Originalcover stammhausmässig“nachgezogen“ ….
UNQUOTE
Bezüglich „Spanish Bitch“ bin ich ein wenig ambivalent – ich hatte ja aufgrund von „Free At Last“ eine enorme Erwartungshaltung und dieser konnte die Scheibe nur ansatzweise entsprechen …. ich neige dazu Dir zuzustimmen, das Fred Braceful (auch verglichen zu Clarence Bectons Beigaben auf „Free At Last“) hier einen Dämpfer darstellt, selbst bei „All That Funk“ wird der Drive nie wirklich dunkel …. Waldron (auch auf fast elegischen Abwegen) stimmig, jedoch in seinem ausgeklügelten Quadraturmuster hörbar verfestigt zu Hause ….
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WerbungECM 1008
robin kenyatta: girl from martiniqueich weiß nicht genau, wie es robin kenyatta nach ludwigsburg verschlagen hat. GIRL FROM MARTINIQUE riecht ein bisschen nach schnell organisierter session, der einfachheit halber mit dem dauner-trio. aber am bass steht arild andersen, nicht eberhard weber, erste effekte der norwegen-exkursion. so oder so – es gibt keinerlei anlass, sich irgendwelche kompatibilitätssorgen zu machen. kenyattas spiel ist experimentierfreudig und facettenreich genug, braceful ist sowieso ein import und dauner hat seine eigene agenda. und andersen ist einfach ein guter bassist.
das lange titelstück, aus der stille geboren, mit anleihen an bambusflöten (kenyatta) und chinesischen gongs (braceful) überraschend subtil von dauners ver-echoten cembalo-sounds verwoben, ganz kurz in einen groove mündend, aber durchgehend spannend und unerwartbar improvisiert, gefällt mir im gegensatz zum kollegen von „ecmrevies“ ganz hervorragend. ein kurzer rock-vamp mit entsprechend effektsicherem altsaxsolo lässt danach kurz durchatmen. das eigenartig betitelte „thank you jesus“, das seite zwei einleitet, wechselt noch irritierender zwischen freier improvisation, schrägen, aber in ihrer schrägheit sehr selbstbewussten daunersounds und funk-grooves. wenn es letztere nicht gibt, sieht braceful überhaupt keine notwendigkeit, sich überhaupt einzuschalten. der closer schließlich ist eine wirklich schöne, harmonisch komplexe flöten-ballade, die auch in einem us-independent-film-soundtrack der zeit auftauchen könnte.
kenyatta nutzt die session vor allem, um sein tolles flötenspiel zu präsentieren. dauner hält sich sehr zurück, ohne die dreckigkeit seiner sounds zu verstecken. und die produktion gibt sich große mühe, zwischen direktem affekt und verhallten ambivalenzen zu zeigen, was tontechnik 1970 so drauf hat. ein wirklich besonderes album. uns so weit entfernt von creed taylor ist es, vor allem gegen ende, auch nicht.
Robin Kenyatta flute, alto saxophone, percussion
Wolfgang Dauner Clavinet, piano
Arild Andersen bass
Fred Braceful drums
Recorded October 30, 1970 at Tonstudio Bauer, Ludwigsburg
Engineers: Kurt Rapp and Karl-Hermann Hinderer
Produced by Manfred Eicher--
gypsy tail windich hab hier mal die geforderte Statistik gefälscht:
Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Zuständen (es gibt Fakten ausserhalb der eigenen Wahrnehmung – erstaunlich, aber vieles deutet darauf hin!) sind beabsichtigt, Ähnlickeiten mit realen Personen jedoch rein zufällig.
Trifft alles auf mich zu!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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vorgarten
ECM 1008
robin kenyatta: girl from martiniquekenyatta nutzt die session vor allem, um sein tolles flötenspiel zu präsentieren. dauner hält sich sehr zurück, ohne die dreckigkeit seiner sounds zu verstecken. und die produktion gibt sich große mühe, zwischen direktem affekt und verhallten ambivalenzen zu zeigen, was tontechnik 1970 so drauf hat. ein wirklich besonderes album. uns so weit entfernt von creed taylor ist es, vor allem gegen ende, auch nicht.
Robin Kenyatta flute, alto saxophone, percussion
Wolfgang Dauner Clavinet, piano
Arild Andersen bass
Fred Braceful drums
Recorded October 30, 1970 at Tonstudio Bauer, Ludwigsburg
Engineers: Kurt Rapp and Karl-Hermann Hinderer
Produced by Manfred EicherAufgrund des Fokussierens auf die Flöte ist bei mir eher bald der Ofen aus …. die Rhythmusachse Dauner + Andersen + Braceful hier sehr zurückhaltend (mglw verstärkt durch die aufnahmetechnische Abbildung ?) …. aus meiner Sicht wirklich schade, das die Saxophone hier nicht verstärkt zum Einsatz kamen ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)ECM 1009
chick corea / david holland / barry altschul: A.R.C.ecm geht ins zweite reguläre jahr und lädt zwei wichtige zukünftige label-protagonisten ins heimischen studio ein: chick corea, der schon bei marion browns faun-session dabei war, und sein exkollege aus der miles-band dave holland. ihre lust auf das freie improvisieren hat sich bei beiden schon in früheren aufnahmen herauskristallisiert, mit barry altschul (und später noch mit braxton als „circle“) machen sie ernst damit.
interessanterweise beginnen sie mit „nefertiti“, das aus einer zeit stammt, als sie noch nicht bei davis waren. aber das thema, auf das miles die shorter-komposition beschränkt hatte, taucht hier nur beiläufig auf, umgarnt von den freien improvisationen, die A.R.C. insgesamt dominieren (auch auf den anderen stücken münden sie immer wieder in ein kleines thema, eine kleine melodie, um sich danach zu befreien). die session ist inspiriert und fließt sehr ambitioniert dahin. problematisch ist allerdings ausgerechnet die aufnahme, in der hollands bass unnötig flach und trocken klingt; auch aus dem klavier hätte kongshaug sicherlich mehr herausgeholt. es entsteht so recht kein raum in diesem sound, und das ist für diese musik leider nicht adäquat, die eben nicht nur aus tönen besteht, sondern auch einen atem hat.
Chick Corea piano
Dave Holland bass
Barry Altschul percussion
Recorded January 1971 at Tonstudio Bauer, Ludwigsburg
Engineer: Kurt Rapp
Produced by Manfred Eicher--
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Hier haben wir eine Scheibe (=ECM 1262) welche von Haus aus einen potentiellen Makel hat, den es partizipiert hier ein gewisser Mike Brecker :teufel::
Schlussendlich bleiben für mich nachhaltig positive Impressionen, denn die Rhythmussektion ist mit John Taylor + Dave Holland + Jack DeJohnette klasse besetzt und deren blindes intuitives Verständnisz auf-/miteinander ist über weite Strecken stupend …. Mike Brecker nimmt diese Basis als Herausforderung auf (und nicht als Grund für einen Abschied in seine gewohnten Klangwelten ….) während Kenny Wheeler hier mehr als gewohnt mit extrovertiertem Spiel überrascht, welches ihm wahrlichgut zu Gesicht steht (und bei mir die Frage aufwirft, weshalb er nicht öfter diese Wege beschritten hat) …. spiele die Scheibe nun das 2te mal hintereinander und bin angetan ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,506
Jetzt bin ich doch ein wenig Kenny Wheeler verfallen und spiele diese Scheibe (mit partiell ähnlichem Personal) :
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)kenne ich leider beide nicht. werde ich ändern.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,506
vorgartenkenne ich leider beide nicht. werde ich ändern.
IMO wirklich feine Scheiben …. unter den (wieder)gewonnen Aspekten würde ich „Deer Wan“ in mein „ECM-Starterkit“ hinzupacken ….
Kenny Wheeler, der seinem Euvre offenbar äusserst kritisch gegenüberstand, hat sich hier
http://www.telegraph.co.uk/news/obituaries/11114376/Kenny-Wheeler-obituary.html
kurz dazu geäussert ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpopeIMO wirklich feine Scheiben
Ja! Wirklich toll wird es dann 1990 mit dem Doppelschlag von „Music for Large & Small Ensembles“ und „The Widow In The Window“.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Diese Scheibe war in meinem „ECM-Starterkit“(*) :teufel: :
Und nach den ersten paar Takten ….“rightly so“(*) ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)nail75Ja! Wirklich toll wird es dann 1990 mit dem Doppelschlag von „Music for Large & Small Ensembles“ und „The Widow In The Window“.
Wirklich toll wurde es spätestens 1973 (Song for Someone) – aber nicht auf ECM.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy tail windWirklich toll wurde es spätestens 1973 (Song for Someone) – aber nicht auf ECM.
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpope ….
Ich fand den Hinweis gerechtfertigt, da bei Leuten, die auf ECM sind/waren oft anderes vergessen geht. Wheeler hat zwar vergleichsweise viel bei anderen Labeln veröffentlicht, aber sehr oft liest man dann doch nur über „Gnu High“ und das von nail völlig zu recht erwähnte „Music for Small & Large Ensembles“, während anderes unter den Tisch fällt.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windWirklich toll wurde es spätestens 1973 (Song for Someone) – aber nicht auf ECM.
Kenne ich leider nicht. Gut?
Hast du dich eigentlich jemals mit dem kaum überschaubaren Spätwerk beschäftigt? Da erschienen ja jedes Jahr mehrere Alben auf kleineren Labels.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum. -
Schlagwörter: ECM, Free At Last, Jazz, Labels, Manfred Eicher
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