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Klimoff „Me Before You – Ein ganzes halbes Jahr“ (Thea Sharrock) ***1/2 Was unterscheidet die zweitausendste RomCom von der zweitausendundersten? Nichts. Im Zweifel funktioniert die eine und die andere eben nicht. Diese hat funktioniert.
Da kann man noch mindestens einen Stern für die nervige Musik abziehen. Die Verfilmung ist leider nicht gelungen, was u.a. auch an dem eindimensionalen hohlen Freund von Louisa lag. Das Buch war viel besser und hatte die besser ausgearbeiteten Momente, z.B.der Ausflug zum Pferderennen.
Als Vorbild sei mal „(500) days of summer“ genannt.
zuletzt geändert von krautathaus--
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WerbungPATERSON von Jim Jarmusch (USA, Frankreich, Deutschland 2016). Sehr schön und viel besser, als es der nichtssagende Trailer erahnen ließ. Der bessere Jarmusch-Film, der dieses Jahr in den Kinos lief, war wahrscheinlich trotzdem von Sion Sono.
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"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"„Take A Girl Like You“ (Jonathan Miller)
Schade, ziemliche Enttäuschung.
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Flow like a harpoon daily and nightly
Arrival von Denis VilleneuveKein Abba im Soundtrack, aber ansonsten gilt: Villeneuve goes Kuschelbär. Ich mochte den sehr.
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A Kiss in the DreamhouseUnd ich freue mich drauf!
Gestern im Kino:
„ALIPATO – The Very Brief Life Of An Ember“ (Khavn)
Es ist schon erstaunlich, wie Khavn zwischen all der Pisse, dem Dreck und der körperlichen wie geistigen Deformationen seiner Charaktere (die z.T. bestimmt weniger „spielen“ mussten als einfach nur zu „sein“) immer wieder reinste Poesie findet. Dass man unendlich anstrengende und die Nerven strapazierende Szenen kurz nach dem Film wieder vergisst und gleich noch mal in diese Achterbahnfahrt will, weil sich Ekel und Schönheit hier abwechseln und nebeneinander existieren (müssen), Sehgewohnheiten über den Haufen geworfen werden und man wieder mal das Gefühl hatte, einer filmischen Offenbarung beigewohnt zu haben.
Viel besser als „Mondomanila“, aber „Ruined Heart“ wird nie erreicht.
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Flow like a harpoon daily and nightly„Arrival“ von Denis Villeneuve.
Eine abschließende Bewertung will ich noch nicht abgeben, aber es ist schon sehr lange her, dass mich ein Kinofilm so gut unterhalten und zum Ende hin auch so intensiv berührt hat. Ein vielschichtiger und beeindruckender Film.
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Familienfest (Lars Kraume) ***1/2
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Mit einem wieder sehr guten Lars Eidinger.
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Im Zeughauskino:
Al Capone im deutschen Wald von Franz Peter WirthDass Wirth, in Interviews ein urgemütlicher Bayer, 1969 seinen inneren Rolf Olsen entdeckte und im Fernsehen den Bembel kreisen ließ, als ob am Tag darauf die ARD dichtmachen würde, hätte ich nicht unbedingt erwartet. But that’s „Al Capone im deutschen Wald“ for ya. Sehr geil jugendversauend (und der Rainer, der Werner, der Fassbinder haut eh rein).
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A Kiss in the Dreamhouse2x Around The World In 14 Films:
Montag:
„Sieranevada“ (Cristi Puiu)
Bin noch etwas unentschlossen. DAS große Meisterwerk habe ich eher nicht gesehen, andererseits ist es nahezu unmöglich, „Sieranevada“ beim ersten Mal in seiner Komplexität vollkommen zu durchdringen. Gerade deswegen aber natürlich überaus reizvoll, denn wo Puiu in den Dialogen sowie in den Bildern (über die kompletten 173 Minuten ist jedes Zimmer fast immer nur zu einem kleinen Teil zu sehen, Türen stehen halb offen, werden geschlossen, die Kamera steht im Flur) ausschließlich mit Andeutungen arbeitet, will man natürlich alle Verästelungen, alle Gespräche, jeden Raum, jedes Beziehungsgeflecht verstehen. Würde ich gerne nochmal sehen.
Gestern:
„Boi Neon – Neon Bull“ (Gabriel Mascaro)
Zum Teil unglaubliche Bilder. Ich glaube, ich habe Tiere noch nie so schön inszeniert gesehen.
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Flow like a harpoon daily and nightlyHmm, hoffentlich kommen die beiden Filme auch noch regulär in die Kinos.
Zum Thema schöner Inszenierung von Tieren fällt mir spontan das letzte Meisterwerk von Monsieur Godard ein (das mir zwei Jahre später immer noch in den Knochen und im Kopf steckt …):
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A Kiss in the Dreamhouse
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Der Satan
(Regie: Bob Roberts – USA, 1971)Der Tagesablauf einer mehrköpfigen Sekte besteht aus Musik, Drogen und Sex. Die Mitglieder gehorchen ihrem Anführer Moon (Troy Donahue), der sich für den Messias hält, blind und können bis zum Äußersten gehen, wenn es sein muss. Ausgerechnet ihn hat sich die wohlbetuchte Sandra als besonderes Highlight für ihre anspruchsvollen Partygäste ausgesucht. Was zunächst wie ein Rausch aus Drogen und Sex ausschaut, entwickelt sich nach und nach in eine Orgie aus Blut und Gewalt.
Das große Entsetzen über die Morde der Manson Family war noch nicht aus den Boulevardblättern verschwunden, da kam 1971 „Sweet Savior“ (Originaltitel) in die Kinos, eine Prä-Troma-Produktion Lloyd Kaufmans, die sich die Eckpfeiler der Sensationsgeschichte aneignete, um sie in die Straßen New Yorks zu transferieren.
Hier beginnt die Fiktionalisierung einer überschaubaren Mordserie, die im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer groteskere Blüten trieb, bis der kleinkriminelle Folkmusiker Charles Manson in den Listen der Massenmörder und Serienkiller auftauchte, und sich einen Podiumsplatz im Olymp des Bösen sichern konnte – in Sichtweite des Teufels und Adolf Hitlers. Schuld daran war die Hysterie der US-amerikanisch geprägten Mehrheitsgesellschaft der Vororte, die von einem Granatsplitter gestreift wurde, der zu den Bomben gehörte, die ihre Ignoranz im Kampf für „das Gute“ (und gegen den Kommunismus) in alle Welt aussandte. Anstatt „gooks“ und „rotten dirty commie rats“ zu zerreißen, explodierte die Gewalt mitten in den sedierten Vorstädten – und zerfetzte vermeintlich anständige und hart arbeitende Bürger, die sich selbst zweifellos für „die Guten“ hielten. Nicht nur das: Mit dem Mord an der hochschwangeren Sharon Tate (Model, Schauspielerin und Ehefrau Roman Polanskis) tangierten die Taten der Manson Family auch Hollywoods Showbiz und die angeschlossene Fernsehlandschaft. Es gab für die Mustermänner und -frauen, die Ziel dieses Terroranschlags wurden, nicht mal die Möglichkeit in die phantasielose Welt des Fernsehens zu fliehen: Die Messer (und Gabeln) steckten auch im Fleisch dieses Apparats.
Da möchte ich es als subversiven Kunstgriff verstehen, wenn Regisseur Bob Roberts die Hauptrolle des Moon, die eindeutig Charles Manson nachempfunden ist, mit Troy Donahue besetzt, einem Schmachtbolzen der 50er und 60er Jahre, der auch das Vorbild für den „The Simpsons“-Charakter Troy McClure abgab; einem einfach gestrickten und etwas abgehalfterten Kinodarsteller aus der Welt der professionellen Gewöhnlichkeit, Ex-Teenie-Idol und Schwiegermutters Liebling. In meinen Augen kein Fehler, auch wenn die schauspielerische Herausforderung sicher nicht hoch war; muss Donahue doch vor allem dafür sorgen, dass Jeans, Lederjacke, Mähne und Bart überzeugend zur Geltung kommen. Moon ist ein Prediger, der sich mit Jesus Christus identifiziert und von sich selbst als Gott spricht. Schon sein Name charakterisiert ihn als Blender: Der Mond leuchtet nur, wenn er von der Sonne angestrahlt wird. Er ist nicht er-, sondern höchstens beleuchtet. Ein kleiner Trabant im Schatten des Herrn, womöglich mit den Ambitionen Luzifers.
Eine pseudosatanistische Zeremonie eröffnet den Film mit den üblichen Zutaten, kurz darauf folgt die Kamera Moon auf seinem Motorrad kreuz und quer durch New York, während im Hintergrund der von Jerry Barry komponierte Titeltrack ertönt: Lockerer Pop/Rock der frühen 70er. Weitere Musikstücke, die im Verlaufe des Films viel Platz einnehmen (die Struktur erinnert manchmal an die Arbeiten Kenneth Angers), entspringen dieser Richtung oder orientieren sich an Easy-Listening-Aufnahmen. Man sieht den Alltag einer Kommune: Drogenkonsum, musikalisches Abhängen und freie Liebe. Ein sehr großer Teil von „The Love Thrill Murders“ (US-Alternativtitel) besteht einfach nur aus Menschen, die sich ausziehen, und leidlich spannend nachempfundenem Hippie-Pop, der sein Verfallsdatum schon überschritten hat. Erst zum Schluss, wenn die Morde anstehen, tut sich auch Interessantes auf der Tonspur: Die gefälligen Sounds werden durch psychedelisch blubbernde und bedrohlich zitternde und stechende Synths ersetzt. Hippiehorrorfilmmusik.(Unheimlich genug für die Mitarbeiter der BPjM, die 1990 für eine Indizierung votierten. 2015 erfolgte die Listenstreichung, nach Ablauf des üblichen Indizierungszeitraums von 25 Jahren.)
In der ersten Stunde präsentiert sich „Sweet Savior“ vor allem als handwerklich ordentlich bebilderter, etwas schüchterner Sleazefilm, dem die wirkliche Inspiration fehlt und sorgt mit (räumlich) beengten Eindrücken aus dem Kommuneleben und laschen Partys für Verwirrung: Warum folgen diese junge Menschen Moon? Erfreuen sie sich wirklich an seinem Psychogebrabbel, einer halbgaren Essenz von halbverdauten Bibelstellen der Johannes-Offenbarung, und vergessen darüber, dass er ihr Zuhälter ist? Eine Lektion hat Moon gelernt: Die Führer dieser Welt, ob profan oder spirituell, sind durch die Bank Schmarotzer. Eine Lektion, die seinen Jüngern noch auf die harte Tour bevorsteht.
Gerade als die ersten Ansätze des Films zu befreiter Sexualität aufblitzen und das heteronormative Milieu aufgelockert werden kann, fällt „Der Satan“ in einer zehnminütigen (wenn auch wenig graphischen) Gewaltorgie in sich zusammen, die einen antiklimaktischen Schlusspunkt hinter unbefriedigendes Gefummel setzt: Atmosphärisch sicher der beste Teil des Films, aber torpediert von einem offenen Ende, dessen Schockpotential sich in Grenzen hält: „Die Bösen“ entgehen ihrer Bestrafung – man stelle sich vor… Noch einmal kommt man in den Genuss der Motorradszenen auf New Yorks Straßen und des Titelsongs; ein wenig befreiend, nachdem man fast die gesamte Spielzeit in piefigen Wohnzimmern verbracht hat.
Im „echten Leben“ wurde die Manson Family mit dem Tode bestraft und entging ihm nur knapp durch eine Gesetzesnovelle, die das Todesurteil durch lebenslange Haft ersetzte. Manson ist mittlerweile über 80 Jahre alt und muss seine Tage als Comicversion des Schwarzen Mannes im Hochsicherheitstrakt absitzen. Ein Staatsfeind mit roter Pappnase, ein Till Eulenspiegel der gleichgültigen, outgesourceten Gewalt der Mittelschicht.
„Der Satan“ fügt dieser Geschichte nichts mehr hinzu, er wärmt sie für seine Zwecke auf. Kein Vergleich zu Jim VanBebbers psychedelischem Meisterwerk „The Manson Family“, das hiermit jedem ans Herz gelegt sei. Helter Skelter, ihr Schweine.Vorspann (inkl. „Sweet Savior“)
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“Doctor Strange“ (Scott Derrickson)
Cumberbatch, Swinton, Mikkelsen, McAdams, Ejiofor, kaleidoskopisch zusammengefaltete Städte. Und trotzdem habe ich mit zunehmender Teilnahmslosigkeit meine Sitzpositionen durchgewechselt. Außerdem musste ich gelegentlich an Eddie Murphys “The Golden Child“ denken. Vielleicht lag’s nur an Nepal. Vielleicht fühlte ich mich aber auch generell an Actionkomödien aus den 80ern erinnert. In der Hinsicht gefiel mir allerdings Ant-Man besser.„Fantastic Beasts and Where to Find Them“ (David Yates)
Hin und wieder hätte etwas weniger Ausführlichkeit gutgetan. Weiß handwerklich aber zu gefallen. Das Cameo im Finale hat jähes Augenverdrehen ausgelöst.„Im Labyrinth des Schweigens“ (Giulio Ricciarelli)
Neben etlichen drögen Geschichtsaufarbeitungen aus deutschen Landen ist es tatsächlich erfreulich, wenn ein Vertreter auch mal gelungen hollywoodesk daherkommt. Ein Film, in dem das Wort Auschwitz etliche Male fällt, darf auch mal kurzweilig sein.--
In der Kulturbrauerei:
The Woman Who Left von Lav DiazIm Rollberg:
Elle von Paul VerhoevenIm Institut français:
Personal Shopper von Olivier Assayas--
A Kiss in the Dreamhouse„Le tout nouveau testament – Das brandneue Testament“ (Jaco Van Dormael)
In seinem Bemühen um Skurrilität und Originalität an eine Komödie mit zu großer Gagdichte erinnernd, bei der die guten Pointen unter den Rohrkrepierern leiden.„Point Break“ (Ericson Core)
Eine Nummernrevue aus Extremsport, Partys und pathetischen Dialogen. 12-Jährige werden’s mögen. Mit einem filmischen Narrativ hat das allerdings nicht viel zu tun. Aus Angst, das Original über Gebühr in Erinnerung zu haben, wurde anschließend noch mal ein wenig die Bigelow-Fassung geguckt. Erkenntnis: In den frühen 90ern hatte man ein wesentlich sympathischeres Verständnis von Coolness.--
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