Startseite › Foren › Kulturgut › Für Cineasten: die Filme-Diskussion › Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)
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AutorBeiträge
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pinchFIGURES IN A LANDSCAPE ist ein Meisterwerk!
Ja, klar – das setzte ich voraus … aber da Harry Rag das nicht wissen konnte, danke für den Nachtrag, auch diesbezüglich:
pinchJoseph Losey war ohnehin einer der spannendsten Filmemacher. Sein Oevre steckt voller Schätze, Verwinkelungen, Abzweigungen die man nie für möglich gehalten hätte. Von strengen Kammerspielen, Literaturverfilmungen, über Kostümfilme, Thriller, hin zu Comic-Adaptionen, Opernverfilmungen, Sci-Fi, Trash, gewagten Remakes (eine Lanze für seine gnadenlos unterschätzte „M“-Wiederverfilmung!) ist da alles dabei.
Ich kenne längst nicht alles, aber wem gelingt schon sowas wie „Modesty Blaise“! Und daneben die bezaubernde Literaturverfilmung „The Go-Between“ oder „La Truite“ oder „Secret Ceremony“ …
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deRobert Miles und „Children“: Sanfte Rettung vor dem Auto-Tod
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Gestern abends :
„Valley Of Love “ (D: Guillaume Nicloux) 2015
Gérard Depardieu und Isabelle Huppert, welche mit mir über die Dekaden parallel gealtert sind, machen diesen Film (für mich) quasi zu einem Heimspiel …. berührend ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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@pinch und gypsy: Klingt spannend. Danke.
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In den Berger Kinos:
Brooklyn – John Crowley, 2015 ****
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Is this my life? Or am I just breathing underwater?Interstellar ***1/2
Kann insgesamt die Versprechungen aber nicht halten.
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~ Mut ist, zu wissen, dass es weh tun kann und es trotzdem zu tun. Dummheit ist dasselbe. Und deswegen ist das Leben so schwer. ~
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Antropophagus
(Regie: Joe D’Amato – Italien, 1980)Ein Mann und seine Familie erleiden Schiffbruch. Sie treiben tagelang ohne Nahrung auf dem Meer, bis der immer stärker werdende Hunger kannibalistische Neigungen bei dem Vater auslösen. Schließlich wird er zum Menschenfresser und hält sich mit dem Fleisch seiner Familie am Leben. Er erreicht eine Insel und taucht dort unter. Als eine Gruppe junger Leute eines Tages einen Ausflug auf die Insel machen, müssen sie feststellen, dass alle Einwohner verschwunden sind und ihr Dorf völlig ausgestorben ist. Die Urlauber ahnen nichts von dem Schrecken, der sie erwartet…
In Großbritannien als „video nasty“ gebrandmarkt, wurde „Antropophagus“ auch in anderen Ländern schnell in die Schmuddelecke gedrängt, fatal zensiert und fristet bis heute ein Dasein in den finsteren Ecken der Videotheken, die Otto Normal nur aufsucht, um beim Anblick der Stills auf den Backcovern erregt darüber zu geifern, was sich die Perversen, Kranken und Gestörten so alles anschauen.
Im Gegensatz zu einem Borefest wie „Muttertag“ ist der Bekanntheitsgrad von „Man-Eater“ (Verleihtitel) nicht nur auf seine Beschlagnahme zurückzuführen.
Joe D’Amato ist ein mehr als brauchbarer Regisseur und Kameramann, der unter anderem auch Jean-Luc Godard assistierte. Ihm gelingen hier nicht nur ein paar hübsche Einstellungen, er konzeptioniert den Film vom sonnendurchfluteten, idyllischen Anfang zum dunklen, in Erdtöne gebetteten Ende stringent durch und kann so eine morbide Atmosphäre des Zerfalls schaffen, die leider hin und wieder vom Kreischen der Kirchenorgeln, die sich auf dem Soundtrack finden (der ansonsten gelungene, atonale Synthesizerkulissen und ein wenig griechische Folklore verarbeitet), sabotiert wird.
Das Drehbuch von Luigi Montefiori, der auch die Rolle des Kannibalen unter seinem Pseudonym George Eastman übernimmt (und mit seinem Schauspiel überhaupt nicht zufrieden war – glücklicherweise reicht allein seine imposante Statur aus, um dem Menschenfresser eine schaurige Leinwandpräsenz zu verleihen), unterstützt die immer finsterer voranschreitende Entwicklung der Geschichte durch einen gemäßigten Ton. Wo in anderen Genrefilmen schon Zeter und Mordio geschrien und großes Heulen und Zähneklappern herrschen würde, verhalten sich Montefioris Figuren bedacht und ruhig. Man kann ihr Verhalten fast rational nennen, auch wenn sie allen Grund haben, hysterisch auszuflippen. Bezeichnend ist eine Szene zu Beginn von „Antropophagus“, die ganz ähnlich in vielen Horrorfilmen auftaucht: Eine Figur legt einer anderen die Karten. In zehn von zehn Fällen kann man davon ausgehen, dass niedrig budgetierter Horror hier die Todeskarte zückt, nicht bei D’Amato (der eigentlich Aristide Massaccesi heißt und unter diesem Namen auch als Co-Autor und Kameramann im Vorspann aufgeführt wird) und Montefiori: Das Tarot ist nicht lesbar. Nur ein kleiner Schlenker, der das abgestandene Plumpe vermeidet, aber ein wirksamer. Dies zieht sich durch den restlichen Film und sorgt hin und wieder für positive Überraschungen, wenn die Geschichte dann doch mal aus Versehen ein Stereotyp zu sehr ausreizt, wie etwa die aus dem Fundus des „gothic horrors“ stammende Gruselvilla inklusive Geheimgang.
Wie er auch seinen Bildern immer mehr das Licht der Sonne entzieht und Symbole des Todes, des Pesthauchs und des Niedergangs des Lebens mit laufender Spielzeit gehäuft zusammenkommen, beginnt D’Amato auch sparsam mit den Splatter- und Gore-Einlagen, die er dann in den letzten 15 Minuten deutlich steigert und auskostet. Kein Vergleich zu den Zoom-Orgien eines Lucio Fulci, aber dennoch deftige, handgemachte Kost.
Diese schlug einem Mitglied der BPjM, die für den Antrag zur Beschlagnahme von „Der Menschenfresser“ (dt. Titel) verantwortlich zeichnete, so sehr auf den Mimimi-Magen, dass der Zensur-Zampano ernsthaft erwägte, eine Anzeige wegen Körperverletzung einzureichen. Welche Szene genau dazu geführt hat, ist nicht überliefert, ich vermute aber, dass weder die Gesichtshäutung im Dachstuhl, noch die Selbstverspeisung der Innereien in Betracht kommen, sondern die Szene, in der George Eastman eine Schwangere tötet und deren Embryo verspeist, der im Film von einem gehäuteten Hasen „gedoubelt“ wird. Eine ähnlich heftige Zensurreaktion folgte fast 30 Jahre später und wieder ging es um ein Neugeborenes, diesmal in „A Serbian Film“.
Den auf „Antropophagus“ folgenden Filmen von Joe D’Amato („Buio Omega“, „Rosso Sangue“) widerfuhr das gleiche Zensurschicksal, zumindest in der BRD: Sie wurden beschlagnahmt. Keiner der beiden kann sich ähnlicher Verdienste wie „Man-Eater“ rühmen. Wo „Buio Omega“ zumindest eine sicke Atmosphäre vorweist, verkommt „Rosso Sangue“ (ebenfalls mit George Eastman als Monster), der in Deutschland – fälschlicherweise als Fortsetzung zu „Antropophagus“ vermarktet – unter dem Titel „Absurd“ in die Videotheken kam, zu einer Splatter-Nummernrevue, bei welcher man sich mühsam von Kill zu Kill langweilen muss.
„Antropophagus“ ist ein feiner Vertreter der harten Horrorwelle aus Italien. Zu hart für die Memmen der BPjM, zu gut, um im Wust ähnlich gelagerter Filme unterzugehen.--
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,509
Heute nachmittags :
„The Lobster“ (D: Giorgos Lanthimos) 2015
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)hach, Rachel Weisz :liebe:
mal schauen, ob der hier ins Kino kommt (hm, hab ihn ev. schon verpasst)
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Harry RagDas Drehbuch von Luigi Montefiori, der auch die Rolle des Kannibalen unter seinem Pseudonym George Eastman übernimmt (und mit seinem Schauspiel überhaupt nicht zufrieden war – glücklicherweise reicht allein seine imposante Statur aus, um dem Menschenfresser eine schaurige Leinwandpräsenz zu verleihen)(…)
Der privat sehr sanftmütige Luigi Montefiori betreibt mittlerweile übrigens ein Fischrestaurant unweit seiner Geburtsstadt Genua.
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Das hat fast Loriot-Niveau. :lol:
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.gypsy tail windhach, Rachel Weisz :liebe:
mal schauen, ob der hier ins Kino kommt (hm, hab ihn ev. schon verpasst)
Ich meine gelesen zu haben, dass es bei The Lobster zu keinem regulären Kinostart im deutschsprachigen Raum kommen würde. Allerdings scheint es auch Ausnahmen zu geben, wie Soulpope beweist.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,509
Pootie TangIch meine gelesen zu haben, dass es bei The Lobster zu keinem regulären Kinostart im deutschsprachigen Raum kommen würde. Allerdings scheint es auch Ausnahmen zu geben, wie Soulpope beweist.
Seit 12.2.2016 im Stadtkino in Wien …… werde am kommenden Donnerstag mit meinem best buddy noch eine Reprise geniessen ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Pootie TangIch meine gelesen zu haben, dass es bei The Lobster zu keinem regulären Kinostart im deutschsprachigen Raum kommen würde. Allerdings scheint es auch Ausnahmen zu geben, wie Soulpope beweist.
Ich sah ein Datum für die Deutschschweiz, das aber wenig Sinn ergibt bzw. wohl eine einmalige Festival-Vorführung war (1.2.2015) … und ich fand Spuren, dass er in der Romandie ev. lief, aber sicher bin ich mir nicht. Na ja, irgendwann kommt er ja vielleicht in eins der Programmkinos.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaTschiller: Off Duty (Christian Alvart, D 2016) ***1/2
Dirty Grandpa (Dan Mazer, USA 2016) ***1/2--
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