Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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  • #4522699  | PERMALINK

    tina-toledo
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    Il deserto terra/Die rote Wüste (Michelangelo Antonioni, 1964) * * * * 1/2

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    Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #4522701  | PERMALINK

    shanks

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    Frances Ha – Noah Baumbach * * * *

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    Slept through the screening but I bought the DVD
    #4522703  | PERMALINK

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    The Out Of Towners * * * *

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    #4522705  | PERMALINK

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    Susan Slept Here * * * 1/2

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    #4522707  | PERMALINK

    candycolouredclown
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    „Inseparable“ (Dayyan Eng)

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    Flow like a harpoon daily and nightly
    #4522709  | PERMALINK

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    Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte
    (Regie: Joan Sfar – Frankreich, 2010)

    Schon als Junge stellt sich der aus einer jüdisch-russischen Einwandererfamilie stammende Gainsbourg (Eric Elmosnino) ganz vorne an, als in Paris der gelbe Judenstern verteilt wird. Der zeichnerisch und musikalisch begabte Schüler flieht vor der SS aufs Land, kann sich aber auf die Rückendeckung seiner Klassenkameraden verlassen.
    Nach dem Krieg beginnt er mit kleinen Auftritten und Kompositionen sein erstes Geld zu verdienen. Äußerlich eher schmächtig und unattraktiv, kompensiert er diesen scheinbaren Makel mit Charme und Selbstbewusstsein, der ihn bei den schönsten Frauen erfolgreich sein lässt…

    Jedes Mal, wenn ich mir ein Biopic über einen Musiker anschaue, muss ich feststellen: Zu wenig Musik, viel zu wenig Musik. Ich will den Künstler beim Komponieren sehen, im Studio, vor Publikum, wie er die Texte schreibt. Will wissen, was ihn inspiriert.
    Vielleicht habe ich einfach zu hohe Ansprüche oder der Rest des Publikums mag Musik nicht so wirklich, aber in „Gainsbourg“ deutet schon der deutsche Verleihtitel an, dass es nicht nur um den Künstler gehen wird.
    Passend auch das Drama um Schauspielerin Lucy Gordon, die Jane Birkin spielt und sich nach Ende der Dreharbeiten in ihrer Pariser Wohnung umbrachte. Eine Geschichte wie aus einem Chanson von Serge Gainsbourg.
    Dabei ist der Ansatz von von Regisseur Joan Sfar vielversprechend. Er hat wenig Lust dazu die Geschichte von Gainsbourgs Leben zu sezieren und für den Zuschauer klar und deutlich auf dem OP-Tisch aufzuklappen, er bedient sich lieber des Mythos und gestaltet ihn für die Leinwand aus. In seiner surrealistischen Herangehensweise erschafft er ein Alter Ego, genannt „Die Fresse“, die sich immer wieder in Serges Leben einmischt und auch mal fliegend die Rollen mit ihm tauscht. Sie wirkt wie eine Mischung aus einem schlaksigen Totengräber, einem hageren Bestatter und dem Count aus der Sesamstraße, zugleich bedrohlich und lächerlich. Markant: die Nase, Ohren und Spinnenfinger. Eine Projektion des Künstlers, der sich als Kind als sehr hässlich empfand.
    Leider verliert diese faszinierende Herangehensweise im Laufe des Films ziemlich schnell ihren Reiz, so dass eigentlich nur Serges Kinder- und Jugendjahre davon profitieren. Später ist „die Fresse“ nur noch schmückendes Beiwerk, ein hübsches Anhängsel, das ab und zu Sprüche aufsagen darf, die die inneren Konflikte verdeutlichen sollen.
    Ansonsten hält sich Sfar an die Chronologie der Ereignisse, gelegentlich unterbrochen durch kleine Rückblicke. Eher eine konservative Herangehensweise, die schmerzlich bemerkbar wird, wenn zum Ende hin (die Jahre zwischen 1970 und 1990) nur noch episodenhaft abgehakt wird, was sich in Serges Leben abspielte. Der Fokus liegt deutlich auf den 50er und 60er Jahren. Der Zuschauer sollte sich zudem schon ein kleines bisschen in Gainsbourgs Biographie auskennen, sonst kann er etwa die Tumulte um die „Marseillaise“ oder die Begegnungen mit Serges letzter Frau schlecht einordnen.
    Eine Wonne ist es hingegen, wie lustvoll und exzessiv in „Gainsbourg“ geraucht wird. Wie in jeder Einstellung Alkohol bereitsteht, wie der Künstler das leidende Genie gibt. Herrlich unkritisch und aufbauend in einer Zeit, in der man seine Wohnung verlieren kann, wenn man ein starker Raucher (wie Gainsbourg es war) ist.
    So genießt man den Film auch am besten: Mit einem Päckchen Gitanes, einem alkoholischen Getränk seiner Wahl (oder mehreren) und der Gewissheit, dass dies keine Biographie ist, kein fantastisch ausgestaltetes Pop-Märchen, kein Spielfilm mit dokumentarischen Zügen, sondern ein Anstoß sich tiefergehender mit der Musik und dem Leben von Serge Gainsbourg auseinanderzusetzen.

    Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=22omNMnu54Q

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    #4522711  | PERMALINK

    witek-dlugosz

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    „Identity Thief“ von Seth Gordon (* *)
    „Fraktus“ von Lars Jessen (* * 1/2)

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    #4522713  | PERMALINK

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    Tokyo Sonata
    (Regie: Kiyoshi Kurosawa – Japan, 2008)

    Die Sasakis sind eine ganz gewöhnliche Familie in Tokyo. Vater Ryuhei widmet sich mit Leib und Seele seiner Arbeit als Buchhalter. Seine Frau Megumi hat ihre Arbeit aufgegeben, um den Haushalt zu führen und die beiden Kinder zu betreuen. Der ältere der Buben ist Takashi. Er besucht das College und macht der Mutter das Leben nicht einfach. Der jüngere, Kenji, ist ein sensibler Junge und steckt noch in der Primarschule. Eines schönen Tages verliert der Vater seine Anstellung. Er erzählt seinen Söhnen und der Frau nichts davon, packt weiterhin jeden Morgen seine Aktentasche und macht sich auf den Weg zu seiner nunmehr fiktiven Arbeit. Allmählich tauchen aber Brüche in der vermeintlichen Normalität der Familie Sasaki auf…

    Kiyoshi Kurosawa, der sich mit Akira Kurosawa die Leidenschaft für den Film und einen Nachnamen teilt, aber weder mit ihm verwandt, noch verschwägert ist, steht international vor allem für dunkle, intelligente Horrorfilme wie „Pulse“.
    In „Tokyo Sonata“ zeichnet er das Porträt einer dysfunktionalen Familie, die zwar unter einem Dach lebt, deren Mitglieder ihre Lebenswege aber streng separiert beschreiten und so mit ihrem Scheitern vollkommen auf sich allein gestellt sind.
    Die Kommunikation im Hause Sasaki ist gestört. Man redet miteinander, aber man teilt sich nicht mit. Über die üblichen Oberflächlichkeiten kommt man nicht hinaus und dies wird schlimmer als Vater Ryuhei seinen Job verliert und dadurch einen Verlust seiner Autorität fürchtet. Unter großem Aufwand versucht er Frau und Kindern vorzugaukeln, dass er weiter jeden Tag zur Arbeit geht.
    Mutter Megumi ist dagegen fast unsichtbar und an die Küche gefesselt. Ihre Kinder und Ryuhei nehmen sie nicht als eigenständige Person war, man spricht mit ihr übers Essen, das heißt man bedankt sich artig, aber desinteressiert, für die Mahlzeiten, um Mutter dann alleine in der Wohnung zurückzulassen.
    Auch die Kinder sind größtenteils sich selbst überlassen und versuchen zu entscheiden, was sie wirklich wollen. Aufmerksamkeit gibt es nur in Form von Ermahnungen, die so gut wie immer Schule, Ausbildung oder Job betreffen.
    Überhaupt: Arbeit. Kurosawa zeigt die durchrationalisierte Welt der Globalisierung, die ausschließlich Verlierer produziert. Ryuhei ist nicht der einzige Vater, der mithilfe dieses Versteckspiels versucht die Fassade aufrechtzuerhalten. Er trifft einen alten Schulfreund, dem es ähnlich ergangen ist, der aber eine gewisse Professionalität in der Vortäuschung eines Arbeitsplatzes erworben hat. Gemeinsam besuchen sie das Arbeitsamt, beantragen Arbeitslosengeld und holen sich ihr Mittagessen in der Suppenküche.
    Dafür stehen sie immer wieder und scheinbar endlos Schlange. Diese begrenzte und von außen bestimmte Bewegung macht die Ohnmächtigkeit der Protagonisten erfahrbar. Sie ist die Hauptbewegungsart in „Tokyo Sonata“, die im späteren Teil des Films von einer anderen (auch eher negativen) Bewegungsform abgelöst wird – der Flucht.
    Warten oder flüchten – andere Möglichkeiten scheint dieses Leben nicht zu bieten. Kurioserweise ist es vor allem der Vater, der trotz seiner Geschäftigkeit auf der Stelle tritt und erst spät im Film das Hetzen durch Tokio beginnt. Auslöser: Geld. Die Mutter muss von einem Fremden, einem absoluten Loser, entführt werden, um ihren Willen zum Ausbruch zu aktivieren; während die Kinder aus eigenem Antrieb flüchten. Der eine in einem dummen Jungenstreich durch die Stadt, der andere als US-Söldner in den Nahen Osten.
    Zugespitzt hatte sich die Situation als Ryuhei eines Tages vom erweiterten Selbstmord seines ehemaligen Schulfreundes und Partner-In-Unemployment erfuhr.
    Das klingt alles furchtbar bitter und deprimierend, aber „Tokyo Sonata“ ist kein düsterer Film, er kann den niederschmetternden Ereignissen immer eine leichte, eine humorvolle Seite abgewinnen. Ein hervorragender Zug, da der ansonsten stille Film hiermit eine Lebendigkeit gewinnt, die ihn über zwei Stunden trägt. Wäre hier alles nur düsteres Drama und schmerzende Tragik, ich glaube nicht, dass „Tokyo Sonata“ ein so wundervoller, unterhaltsamer Film wäre.
    Kurosawasa Bilder sind nüchtern, die Erzählweise manchmal lakonisch, das auf einem Mellotron gespielte Titelthema erfasst die Stimmung des Films überraschend genau. Ob in der rücksichtslosen Konsumwelt der Shopping Malls, in den Personalbüros der Unternehmen (die Arbeitslose mit seltsamen Spielchen quälen) oder einfach am Meer: „Tokyo Sonata“ zeigt in aller Nüchternheit poetische Bilder einer Stadt, die man sich als Europäer anders vorstellt. Vielleicht weil andere Filmemacher lieber ein anderes Bild von Tokio zeigen.
    Während man also auf das tragische Ende der Familie Sasaki wartet, ob nun in einem großen Knall oder eher leise, steht der schon totgeglaubte Vater aus einem Müll- und Blätterhaufen auf und Kiyoshi Kurosawa präsentiert uns eine Katharsis, die letztendlich in einer Performance von Debussys „Claire de lune“ gipfelt, die der Familie alles zurückgibt, was sie mit dem Job des Vaters und ihrem vorherigen Leben verloren hatte: Sinn, Befriedigung, Stolz, gesellschaftliches Ansehen und die Versöhnung der Zukunftswünsche der Kinder mit den Vorstellungen der Eltern. Ein Neubeginn oder nur die Rückkehr an den Anfang der Spirale?

    Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=GgXd7JBiXYo

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    #4522715  | PERMALINK

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    Foxes * * 1/2

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    #4522717  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
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    Upside Down von Juan Diego Solanas

    Leider kein Feature über Diana Ross, dafür aber der sympathischste Trainwreck seit „Southland Tales“.

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    A Kiss in the Dreamhouse  
    #4522719  | PERMALINK

    tina-toledo
    Moderator

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    Frances Ha (Noah Baumbach, 2013) * * *

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    Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!
    #4522721  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

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    Napoleon Dynamite
    Upside Down von Juan Diego Solanas

    Leider kein Feature über Diana Ross, dafür aber der sympathischste Trainwreck seit „Southland Tales“.

    Und dann noch mit Kiki? Klingt nach einem Film für mich.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #4522723  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,343

    Gestern im Kino: Shadow Dancer (James Marsh, UK/IE 2012)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #4522725  | PERMALINK

    fifteenjugglers
    war mit Benno Fürmann in Afghanistan

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 11,597

    31.07.13

    „UV“ von Gilles Paquet-Brenner (Frankreich 2007). 6,5/10.

    02.08.13

    „Out Of The Past“ von Jacques Tourneur (USA 1947). 9/10.

    10.08.13

    „Frances Ha“ von Noah Baumbach (USA 2012). 7/10.

    „Frances Ha“ kommt mir im Schnitt hier im Forum etwas zu schlecht weg. Am Anfang braucht man ein bißchen, bis man Greta Gerwig die Rolle wirklich abkauft, aber dann ist der Film ganz wunderbar. Zu den allgegenwärtigen und berechtigten Allen-Verweisen würde ich gerne noch Eric Rohmer hinzufügen, zu dessen „Le rayon vert“ es hier die eine oder andere Parallele gibt. Sehenswert.

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    "Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"
    #4522727  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    „Kick-Ass“ (Mathew Vaughn, 2010) ****

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    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
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