DEAD CAN DANCE in München 2005

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    thekeymaker

    Registriert seit: 30.04.2005

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    München
    27. März. 2005

    Own the Night – Aus dem Tode zum Tanzen erweckt

    The Strange Desire

    Wie Gottheiten kamen sie, wie aus einem uralten Mythos, älter als jede Erzählung, erwartet, gewollt, wie scharfe Messer schneidend die immer dicker werdende Spannung im Saal des grauen und kalten Gebäudes. Das Gebäude, das schien, als wäre es dort gelandet, um ein Tempel zu werden. Es verwandelte die Luft, es kontrollierte das Wetter. Es war Zeit und Raum außerhalb der Stadt München. Die ruhige Kälte betonte das Betongebäude. Kein Klang, kein Lärm, kein Straßenverkehr. Alle gingen vorbei und in dem Augenblick existierten sie nicht. Sie gingen nur vorbei. Nichts anderes passte in das Bild außer des Bildes selbst, das nur das Mystische, nur die mythische Spannung zu darstellen hatte.
    Meine Haut spürte, wie sie atmeten, wie langsam vorm Beginn das Mystische mit jedem Atem über jedem sich wie fließendes Wasser verbreitete.
    Silence was their only virtue.
    Das Schweigen war nichts. Was für eine Bedeutung konnte es überhaupt haben.
    Wie zwei Gottheiten kamen sie, um uns zu vernichten, denn wir waren auch nichts vor der Gösse ihrer zwei Stimmen.
    Wir schauten, wir hörten, ich staunte.
    Ich fragte mich, ob jeder das alles wirklich so hören konnte, wie ich es tat. Denn dann wären wir alle im Himmel.
    Wie unglücklich wären die, die keine Zeugen gewesen sind?
    Wie viel stärker ist jetzt mein Glauben an den Einen, Unsichtbaren, Unbeschreiblichen, und Ewigen ohne Herkunft… Wie konnte ich ohne es je glücklich sein?
    Und doch sie schafften eine andere Welt, sie warfen uns Hunden ihre Welt wie Stück feuchtes Brot. Wir empfingen verhungert den Blick in ihre Welt.
    Eine Welt ohne einen Herrscher, ohne falschen Gott, ohne falsches Glauben. Eine Welt, die uns doch letztendlich unsere eigene Realität fürchterlich genau zeigte. Die Surrealität, entfernt, ohne jegliche Grenzen, zeigte uns unsere kleine, voller Grenzen Welt – gottlos, hoffnungslos, ablehnend, verzweifelnd, obskur – besessen von Dunkelheit… Verloren.
    War dies die Dunkelheit der Nacht, die in unserem Besitz, unter unserer Kontrolle sein sollte, um genau dies begreifen zu können?
    Oder war es in der Sprache verknotet? In jener Sprache, die mit jedem sprachwissenschaftlichen Versuch, alles fordert, alles herausfordert.
    Da kommt die eine Realität eine andere zu dominieren. Was daraus entsteht kann nicht gesagt werden, denn es gibt keine Zukunft – denn es gibt nichts Falsches.
    Vielleicht sieht es keiner so, keiner ohne Ausnahmen, aber woher wurden diese zwei Botschafter geschickt? Von wem? Ist ihre “Kunst” bereits selbst über ihnen?
    Wie könnte man glücklich sein, wenn man weißt, dass Glück nicht existiert. Unglück jedoch auch nicht?
    Wie könnte man dann glücklich sein, wenn man meint, Glück könne man selbst bestimmen und definieren? Dann könnte man gar auch in ein solchem faden Kontext leben und glücklich sein, sich als glücklich in dem Diskurs der Glücklichkeit bezeichnen. Das kann nichts Wahres sein.
    Das Wahre ist ohne Diskurs. Es geht nicht mal aus ihm, über ihn hinaus.
    Das Wahre versucht die Grenzenlosigkeit in dem begrenzten Diskurs zum Ahnen für die in dem Diskurs “lebenden” zu bringen.
    Dabei sehen es nur diejenigen, die nicht nach Grenzenlosigkeit, sondern nach der wahren Grenzenlosigkeit streben.
    So sehnen sich Menschen in einem Raum mit Maßen danach, was zwei andere Menschen all diese Grenzen brechend hervorbrachten.
    Die Bühne als Altar, die Zeit als Opfer, Lisa Gerrard und Brandon Perry als Priester in prophetischer Trance, Yin und Yan in sich, außer sich, drüber und drunter, Wolken und Erde, blauer Himmel und blaues Wasser, Wind und Blätter, Wind und Aschen, die Aschen der Illusion, ein Tunnel mit zwei Öffnungen – man weißt nie, wo man landet, wenn man sich mittragen lässt, wenn man nicht schwer ist, wenn man leicht werden kann und sich mitreißen lässt. Da ist kein Ich und doch nur das Ich kann es geben. Keine Seele, doch der Geist fließt nicht durch Venen in dem Körper, sondern durch die eine Seele. Der Wein ist Blut, das Blut wird zum Seligkeit.
    In jenem Heiligtum war das keine Verkörperung, keine Nacktheit keine Musik, kein Gesang, keine Kunst. Alles daraus und darüber, obwohl all das die Natur selbst gewesen ist.
    Es war ein Ruf, der die Toren zum Öffnen, die Toten zu einem göttlichen Tanz erwecken sollte. Der Ruf, der die Toten aus der Tiefe dieser Hölle, aus der Tiefe der zerfressenden Erde, aus der Tiefe der falschen Welt, aus der Tiefe des Fallens die Stimmlosen herausholen wollte.
    Wer gefallen war, ist auferstanden, wer in der Tiefe geboren wurde, ist dort geblieben, um noch mehr in der introvertierten Rettung vor dem zerquetschenden Äußeren zu suchen. Unemotional und doch ausdrucksvoll. Wie eine tote, sich nicht bewegende Leiche, doch tanzend und vielleicht auch jubelnd, wie Braut und Bräutigam während ihrer Hochzeit, getrennt und vereint, stets im Fest über allen der Zeiten, über allen der Kulturen, im Fest, in dem Einer aus Wasser Wein macht. Aus diesem Wein trinke ich am liebsten, denn das lange Fasten ist vorbei, wenn einem das Glauben vollkommen gerechtfertigt worden ist. Das Geschenk ist da, damit der selbe es genießen und sich darüber freuen kann.

    Durch den Minimalismus und dann wohin? –
    No Carnival, No Circus… No Town

    Abriß von Zeit und Raum,
    Entfremdung von jeglicher Identität,
    Anti-Kultur,
    Contra-Kultur, die die grundlegenden Begriffe, die unsere unentwickelte Zivilisation aufbauen und niederschlagen, endlich eins für alle Mal abschaffen.
    Dennoch “Eins für alle Mal” gibt es nicht. Denn dies ist nur eine einzige Nacht… Eine Nacht, die nicht im Kalender steht, eine Nacht, die nicht gekommen ist, um zu gehen, eine Nacht, die nicht “hier” ist. Es scheint als hätte sie uns nichts zu bieten. Und doch lieber dieses scheinbare nichts als was uns immer wieder mit unfreien Gedanken, geschlossen hinter Gittern und tragend Last der Jahrhunderten der verkehrten Kultur, foltert. Eine Nacht, die nichts böses kennt… Eine Nacht, still und ungefährlich wie ein Utero.
    Dies bietet der Tanz der Toten an.
    Er eröffnet ein Fenster, durch das für einen Augenblick frische Luft hereinkommt bis es sich schnell wieder zuschließt… Nicht nur bleibt das Erschreckende bei uns, es stammt von uns. So können wir das Fenster nie wieder offen sehen. Was jenseits ist, bleibt des Erschreckenden fern, um das eigene Reinheit zu bewahren.
    Abriß von Zeit, wie abgerissene Seiten aus einem Notizblock…
    Nachdem der Tanz der Toten zu Ende ist, kommt die Leere wieder zurück. Das Fenster ist zu. Die Leere ist zurückgekehrt… The sea of emptiness… Sie triumphiert vor uns, um die Unmöglichkeit jenes, was gesehen worden ist, zu bestätigen.
    Die Leere wird begriffen, sie entfaltet sich, sie breitet sich langsam aus, sie verbreitet ihre Kinder in die Welt, da wo die Stimmen stimmlos sind. Die fehlende Seite ist nicht da. Im Notizblock begegnen einem Leeren aus dort und dort. Nur, die Leere von der einen fehlenden Seite unterscheidet sich von den anderen – sie tut mir Weh. Sie, übertriebener und offensichtlicher als alle anderen, zeigt uns das Nichtsein., die Nichtpräsenz des Märchens von dem Tanz der Toten, von dem Lied der Unsterblichkeit, von den zwei Stimmen Gottes. die Sehnsucht nach der einen fehlenden Seite, mit der wir im Jenseits wegreisen konnten, wenn auch für kurze Zeit an einem Abend, beraubt jetzt alles in uns.

    Owe the Night

    Wir wissen nun, die Toten tanzen weiter ohne uns, woanders. Und so langsam kommen wir zu dem Zeitpunkt, zu dem wir fähig sind, es zu begreifen, so wir in “The Others” – die bitterste aller Wahrheiten… Wer nun wirklich tot ist! Die Tanzenden jedenfalls nicht. Die Stimmen ebenfalls nicht. Die Klänge… Auch nicht. Sie kamen zu uns wie fallende Geschenke aus einem Flugzeug, auf die wir uns ewig gefreut hatten, über die wir uns freuten als wir sie fallen sahen. Immer näher zu unseren offenen Sinnen, immer näher zu uns. Unsere nach oben ausgestreckten Hände hatten kaum Kraft mehr und dann kam einfach der Wind und nahm uns gnadenlos alles weg.
    Es blieb nichts mehr, nur ganz oben noch ein paar stille stoistische Wolken.
    Wir wussten nicht, was für Geschenke es waren. Wir wussten nur, es sind die schönsten und fallen für uns vom Himmel herab… Bis der Wind wieder kam… Dann wussten wir nichts mehr… Dann ging jeder nach Hause… Ins Bett… Dann war es wieder hell… Wieder Alltag… Wir konnten nichts mehr in uns behalten… Die Helligkeit hilft nun der Vergessenheit ihren Weg zu uns und unserem voller kleinen und bedeutungslosen Beschäftigungen und Ritualen Leben zu finden. Jetzt wissen wir nicht mehr wie falsch eigentlich ist es, was wir Tag und was wir Nacht nennen. Alles ist weggeflogen und keiner kann sie reichen. So wie unsere Sinne wie Propheten ihre Stimmen nicht reichen konnten, so… so jagen wir jetzt die bloße Erinnerung, hilflos, denn der Tag ist da, der falsche Tag.
    Können wir nun… Sollen wir nun nicht an eine Wiederauferstehung glauben?
    Sind wir sonst nicht für ewig verschuldet, für ewig verloren?

    Tracks:

    1. nierika
    2. saffron
    3. yamyinar
    4. the umb mr. lovegrove
    5. the love that cannot be
    6. lotus eaters
    7. crescent
    8. minus sanctus
    9. salterello
    10. the wind that snakes the barley
    11. how fortune the man with none
    12. dreams made flesh
    13. i can see now
    14. sanvean

    15. rakim

    16. black sun

    17. salems lot
    18. yulunga

    19. serverance

    20. hymn for the fallen

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