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Meine noch sehr frischen Eindrücke zur ersten neuen CD nach gut 11 Jahren Pause sehen so aus:
Ich schaue mir die Credits auf der letzten Seite des Heftchens an und stelle fest, daß diese CD, streng genommen, ein Neil-Finn -Soloalbum mit vier Crowded-House-Titeln ist: nur die Single Don’t Stop Now, She Called Up, Even A Child und Transit Lounge sind durch Neil, Nick, Mark und dem neuen Schlagzeuger Matt eingespielt. Verstärkt wird diese Diskrepanz durch zwei Hauptproduzenten: Neil solo (mit Nick am Bass) wurde von Ethan Johns produziert, Crowded House von Steve Lillywhite.
Ich lege die CD ein:
- Nobody Wants To: ein ruhiger Opener, klassisch-sparsam instrumentiert; erinnert mich nicht von ungefähr an Kare Kare. Melancholisch, ruhig und traurig singt Neil von der Tabuisierung des Todes. Mehr als alle anderen Lieder, die sich auf den Albumtitel beziehen, geht es hier wohl um Paul. Ein unaufdringlicher Ohrwurm und gelungenes Signal: seht her, es ist so wie früher.
- Don’t Stop Now: den kannte ich natürlich schon aus dem Radio. Sehr radiofreundlich, ein einfacher Hook, ein (für meinen Geschmack) zu simplizistischer Text, aber schöne Harmonien. Als Single vielleicht etwas kompliziert, da Neil jedesmal andere Textbausteine und -längen für den Refrain benutzt – das macht’s schwierig für den Durchschnittsradiohörer zum Mitsingen.
- She Called Up: ich grübele schon die ganze Zeit, woher ich die Melodie des “A whisper that can blow a chasm wide…” kenne. Hat jemand einen Tip? Dieses Lied ist durch einen eigenartigen Bruch zwischen Musik und Text geprägt: Sister Madly – artige Fröhlichkeit in der Musik steht einer Erzählung gegenüber, in der der Sänger schlechte Nachrichten bekommt. Ich habe mich nach dem dritten Hören daran gewöhnt.
- Say That Again: das ist sehr deutlich Neil Finn solo, ich würde ihn stilistisch zwischen »Try Whistling This« und »One Nil« einordnen. An den muß ich mich noch gewöhnen. Der Titel kommt im Song übrigens nicht vor. Let’s go on making moments last a lifetime / We live on in the company we keep – ein weiterer Titel zu Paul und der Erfahrung des Todes eines geliebten Menschen.
- Pour Le Monde: das ist klassischer Neil, Richtung Last Day Of June. Der Ohrwurm schlechthin auf der CD, gerade in seiner lennonesken Melodielinie und der Wiederholungen in den Strophen. Ich sehe schon die Feuerzeuge in den Open-Air-Konzerten. Frisst sich gnadenlos in die Gehörgänge und läßt nicht mehr los. Poetischer Text. Die offensichtlichste zweite Single. Schööön!
- Even A Child: Geradeheraus melodisch, fast ein bißchen späte Split Enz (dazu auch siehe Titel 14) oder frühe Crowded House. Wirkt sehr nach einem Band-Song statt eines Solotitels, schöne Gitarre von Johnny Marr. Trotzdem für mich weniger eine potentielle Single, wirkt aber bestimmt toll live.
- Heaven That I’m Making: Wieder typisch Neil solo, »One Nil« – Stil, Turn And Run. Sparsam instrumentiert mit hauptsächlich Wurlitzer, Schlagzeug und Baß. Guter Standardtitel, aber nicht besonders auffällig.
- A Sigh: leise, loungy mit schwebenden Keyboards und leichter Gitarre, unaufdringlich, ein bißchen wie The Climber oder Into The Sunset. Schön!
- Silent House: Interessante Paralleleinspielung mit den Dixie Chicks, die diesen Song für ihr Album Taking The Long Way eingespielt haben. Eher ein Song, den ich von Neil für Sheryl Crow geschrieben sehen würde – mid tempo, Gesangsleistung im Vordergrund. Ich hätte hier tatsächlich einen anderen Sänger erwartet… atmosphärischer Song mit sägenden Gitarren am Schluß.
- English Trees: Crowded House – Feeling »Woodface«-Zeit. Die ineinander verwobenen akustischen und elektrischen Gitarren klingen entspannt, melodieverliebt, genau auf die Stärken von Neils Stimme positioniert. Eine Ballade, die mit zehn Jahren Entzug aufräumt. Zweifache, teilweise dreifache Harmonien. Man weiß wieder, was einem gefehlt hat. Intravenös bitte, gleich dreimal hintereinander…
- Walked Her Way Down: Hey, da kommt ja Groove auf. Einer der Titel, die etwas “edgier”/independent klingen. Hört sich gut an, die Unterbrechung (ab 2’26”) nur vom Klavier untermalt lockert den Song auf, struktruriert ihn gut. Wall-of-sound; volle Produktion, sehr gut gemischt. Eine gute Abwechslung!
- Transit Lounge: Huch, da höre ich ja deutsch … eine Flughafenansagerin ruft nach Frau Hofmeister, Fluggast der EuroBelgien, zum Schalter 119 am Terminal 1… Nick beschrieb diese Stimme als “wahnsinnig sexy”, weswegen er sie auf Tonband am Flughafen vor vielen Jahren mitgeschnitten habe. Vielleicht geht diese Wirkung in der nüchternen Message für deutschsprachige Hörer etwas verloren… Der Song ist ein interessantes, fast schon progressive rock – artiges Experiment, sehr vielschichtig in der Produktion. Von so etwas hätte ich gerne mehr in Zukunft. Definitiv ein Band-Song.
- You Are The One To Make Me Cry: das Album neigt sich dem Ende zu. Wurlitzer, Streicher, Brushes. Ein Neil-solo-Song, leichte blue notes, fast ein bißchen Bacharach drin. Noch nicht so prickelnd, werde ich mir noch häufiger anhören, um mir eine Meinung zu bilden.
- People Are Like Suns: Hallo, ist das ein Gruß an Phil Judd? Das könnte glatt ein Sequel von »Time For A Change« sein, mit einem Schuss »I Hope I Never« (hört mal auf das Piano bei 1’10”). Ab der zweiten Minute schleichen sich E-Gitarren ein, die Dynamikveränderungen unterstreichen die Parallelen noch. Kein Plagiatvorwurf, denn das würde dem Song nicht gerecht, es ist irgendwie eine “Erinnerung” an die Ursprünge der musikalischen Karriere der Finn-Brüder. People Are Like Suns ist ein sehr schöner Schlußsong, mit einem prägnanten Schluß (endlich mal kein Fadeout).
Auf der Seite Finnatics habe ich mit Genehmigung von EMI eine lange Hörprobe (sieben Titel im Schnelldurchlauf) online gestellt… hilft vielleicht beim Einschätzen.
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WerbungKlasse, dein Review in Kombination mit der Hörprobe machen mir ganz gewaltig den Mund wässrig. Ich war bisher skeptisch, aber das sieht für mich nach einem Pflichtkauf aus. Merci!
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Schöner Text Finnatic,habe ihn mit Interesse gelesen,auch wenn die Platte für mich leider nichts ist,habe sie mir sehr genau ein paar mal angehört.
Der laue,fade Gesamteindruck der Platte lässt mit leider keine Wahl als sie auf dem Massenfriedhof der Durchschnittlichkeit abzustellen.--
Alles, was sich hinauswagt, wird am Ende zurückgeholt.aco-bracoMassenfriedhof der Durchschnittlichkeit
Interessanter Begriff – anscheinend wie alles im Pop Geschmackssache.
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Der Observer vergibt 4 von 5 Sternen:
http://music.guardian.co.uk/reviews/story/0,,2103414,00.html
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C'mon Granddad!Finnaticanscheinend wie alles im Pop Geschmackssache.
Mit der Einstellung schließt man hier gewiss viele Freundschaften.
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@finnatic
Möchte die Platte auch nicht schlecht machen,sie ist mit Sicherheit mehr als passabel und hat durchaus ihre schönen Momente,nur habe ich zur Zeit aufregendere,forderende,packendere Platten zu hören,die die (für mich) okayen,soliden,ganz brauchbaren Scheiben einfach hoffnungslos überlagern!--
Alles, was sich hinauswagt, wird am Ende zurückgeholt.Dominick BirdseyMit der Einstellung schließt man hier gewiss viele Freundschaften.
Als Novize hat er noch nicht so viel zu befürchten,bis zum Anrempeln braucht es noch den einen oder anderen Post mit starker Meinung:-)
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Alles, was sich hinauswagt, wird am Ende zurückgeholt.Ich freue mich schon drauf, bestellt ist sie scon mal. Ich erwarte aber auch nicht die Neuerfindung des gepflegten Posongs. Aber ich erwarte schon Pop.
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Käse ist gesund!was mich immer noch ein wenig Bedenken haben lässt (auch wenn ich sie geordert habe), ist die Tatsache, dass das Material ja ursprünglich ein reguläres Neil Finn Album werden sollte und die waren nun mal alle eher ziemlich öde.
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!Spiegel: http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,491940,00.html
Crowded House – „Time On Earth“
(Parlophone/EMI, 6. Juli)Neil Finn sieht auf der Cover-Rückseite schon etwas verwittert aus, aber es stimmt: „Time On Earth“ ist das erste Crowded-House-Album seit 14 Jahren. Nun ist es in der Zwischenzeit vermutlich nicht cooler geworden, Crowded House zu hören. Und doch: Wer zwei Ohren hat, weiß, dass „Pineapple Head“, „Four Seasons In One Day“, „Into Temptation“ oder „Distant Sun“ als Kompositionen ebenso tadellos waren wie das Image dieser Pop-Beamten, die sich wie keine andere Band die Beatles aneigneten und so wehmütige Musik machten wie es vielleicht nur Neuseeländer können. Wäre es unbotmäßig zu sagen, dass „Time On Earth“ genauso klingt wie alle Crowded-House-Alben zuvor? Finn schrieb „Silent House“ mit den Dixie Chicks und „Even A Child“ mit Johnny Marr; auch ein großer Wurf wie „Pour Le Monde“ ist immer noch drin. Sehr ordentliche Platte, auch für ältere Semester, die die Rockmusik von heute nicht mehr so ganz verstehen. (6) Jan Wigger
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
TheMagneticField(…) und die waren nun mal alle eher ziemlich öde.
gestern haben sie das Album im Radio vorgestellt, „öde“ trifft es ziemlich auf den Punkt. Einfallsloses Gitarrengeschrabbel ohne Wiedererkennungswert! Dem von Jan Wigger als „großer Wurf“ bezeichnetem „Pour Le Monde“ würde ich keine ** geben…
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Alle,die hier die neue Crowded House runtermachen,sind entweder die obercoolen „hab schon alles gehört“ Schlafmützen oder musikalische Analphabeten mit verklebten Ohren!
Ich für meinen Teil schließe mich der „Guardian“ Kritik an,aber dafür muß man gut Englisch können…--
Hey Joachim, nicht so renitent.
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niedlich äh cute
Crowded House waren natürlich mit ihren Alben fast durchgehend sehr sehr gut, nichtsdestotrotz waren die Solowerke Neil Finns und die Kolaborationen der Brüder meist eher laaaangweilig…--
"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt! -
Schlagwörter: Australien, Crowded House, Neil Finn, Neuseeland, Split Enz
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