Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Calexico, 09.10. Columbiahalle Berlin
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Herrje, war das fürchterlich. Nicht Calexico, nein, denn die habe ich gar nicht zu Gesicht bekommen. Bewußt.
Meine Abneigung gegenüber Vorbands besteht, seit ich Konzerte besuche. Fast immer stören sie nur. Ganz selten gibt es positive Ausnahmen. Meistens ist es jedoch überflüssig, Vorbands zu ertragen. Die von heute haben mich regelrecht gezwungen, das Konzert vorm Hauptact zu verlassen.
Es begann mit einer Frau, die äußerlich wie ein Fossil der Flowerpower Bewegung erschien. Ihr einziger Begleiter war eine umgehängte E-Gitarre, die nur den Zweck hatte, sie als Folterinstrument zu benutzen. Was ab dem ersten Ton folgte, war eine Freakshow die dazu geeignet wäre, Suizidkandidaten einen unwürdigen Abschied zu bereiten. Ein Gebrülle und Gegrunze, dazu die Vergewaltigung der 6 Saiten, Akkorde, die einen das Fürchten lehrten. Man fragte sich ernsthaft, was die hier zu suchen hat. Es gibt sicher in jeder Kleinstadt Dutzende talentierterer Schülerbands. Zwischendurch nuschelte sie noch irgendwas von “…songs of my new record“.
Nach 5 „Songs“ war Schluß. Leider konnte das nur kurzfristig für Erleichterung sorgen. Was folgte war eine dieser schrecklichen Phasen, in denen gar nichts geschieht. Soundcheck war wohl nicht mehr nötig, die Instrumente standen bereits ordentlich aufgereiht auf der Bühne. Also warten. Nach etwa einer dreiviertel Stunde kamen endlich die ersten Unmutsäußerungen des Publikums. Schließlich ging endlich die Konservenmusik aus, das Licht wurde gedimmt – und es erschien die nächste Vorband. Was für ein Alptraum. Jeder hatte mit Calexico gerechnet. Doch wir erlebten nun das Boban Markovic Orkestar, eine lustige Trötentruppe vom Balkan.
Etwa ein Dutzend Männer kommt in befremdlichem weißen Matrosenfummel auf die Bühne, lediglich der Bandleader hat sich zur optischen Unterscheidung für ein kurzärmliges kariertes Hemd mit zwei Brusttaschen entschieden. Jener Boss ist so eine Art Miles Davis auf Speed, der so viele Töne wie möglich in knappster Zeit ins Mikro bläst. Der Rest des Orchesters stampft und posaunt, vollführt dabei alberne Tanzeinlagen und lässt das unangenehme Gefühl aufkommen, sich in einer westfälischen Einkaufspassage zu befinden. Ganz bitter: das Einheizen der Gypsykapelle kommt irre gut an. Ein musikalisch offenes Publikum, das sicher Kroatien nicht von Arizona oder gar Mexiko unterscheiden kann, kommt so richtig in Fahrt. Junge Frauen aus dem Prenzlauer Berg, die glauben, dass sich ihre beschränkte Hippness hier musikalisch widerspiegelt, erleben glückliche Momente. Meine Freundin, längst am Ende ob dieser grenzdebilen Zirkusveranstaltung, ist sehr erleichtert, als ich ihr signalisiere, dass wir ruhig bald gehen können. Uns ist die Lust auf mehr endgültig vergangen, schließlich waren wir schon an die zweieinhalb Stunden in der Halle, ohne das erkennbar gewesen wäre, daß sich die zweite Vorband bald verziehen würde.
Ich habe Calexico vor gut neun Jahren an selber Stelle erlebt. Es war wirklich gut damals. Wie gut es heute war, erfahre ich vielleicht morgen im Radio.
Von denen hatte ich immerhin auch die Freikarten.--
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WerbungWar ja ein unerfreulicher Abend. Bedauerlich.
Kannst Du mit osteuropäisch angehauchter Musik generell nichts anfangen oder was sind Deine Favoriten. ? M.E. ist der kulturelle Spagat von Markovic (übrigens kein Kroate; Serbe) zu Calexico durchaus stimmig, weil native musikalische Muster mit Blaswerk und dennoch mit unterschiedlichen Ansätzen umgesetzt werden.
War es Dir nicht peinlich, dass der ganze Saal den Eindruck hatte, Du wärest nur wegen dem Fossil der Flowerpowerbewegung erschienen: Markovic hast Du ja abgebrochen und Calexico ausgelassen.
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Nein, peinlich war mir gar nichts. Ich finde es unmöglich, wenn eine Band ihrem Publikum ein nicht enden wollendes Vorprogramm bietet. Ich war wegen Calexico hingegangen, nicht wegen obskurer „Vorbands“. Das hat mich sehr verärgert, in dieser Dimension war mir das bisher unbekannt. Ab 18:00 konnte man in die Halle, Calexico hätten frühestens um 22:00 begonnen. Was soll so was?
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If you try acting sad, you'll only make me glad.dougsahm
Kannst Du mit osteuropäisch angehauchter Musik generell nichts anfangen oder was sind Deine Favoriten. ? M.E. ist der kulturelle Spagat von Markovic (übrigens kein Kroate; Serbe) zu Calexico durchaus stimmig, weil native musikalische Muster mit Blaswerk und dennoch mit unterschiedlichen Ansätzen umgesetzt werden.Der Unterschied ist der, daß Calexico Songs in ihrem Repertoire haben, bei den Serben klang alles gleich. Via Lautstärke und Penetranz Hörer zum Kochen zu bringen, halte ich nicht für große Kunst.
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If you try acting sad, you'll only make me glad.Sebastian FrankIch finde es unmöglich, wenn eine Band ihrem Publikum einnicht enden wollendes Vorprogramm bietet. Ich war wegen Calexico hingegangen, nicht wegen obskurer „Vorbands“. Das hat mich sehr verärgert, in dieser Dimension war mir das bisher unbekannt. Ab 18:00 konnte man in die Halle, Calexico hätten frühestens um 22:00 begonnen. Was soll so was?
Frage ich mich auch des Öfteren. In Deinem Fall hätte mich wahrscheinlich diese Dreiviertelstunde am meisten geärgert, die völlig unnötig zwischen die beiden Vorbands geschoben wurde. Früher war ich geduldiger, was solche Wartezeiten betrifft, heute ärgert es mich nur noch, wenn die Bands/Künstler beispielsweise eine Stunde nach ihren opening acts hinausschlurfen. Wenn dann aber nicht mal der gewünschte Hauptact erscheint…ich kann gut verstehen, dass ihr abgehauen seid. Zumindest ein guter Bericht bei dabei rumgekommen und Erfahrungen, die man an Dritte weitergeben kann.
Ach ja: Calexico spielen heute live in kleiner Besetzung im Kölner Plattenladen Normal. Ein Wohnzimmer-Konzert. Da hättest Du sein sollen.
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detours elsewheretugboat captain
Ach ja: Calexico spielen heute live in kleiner Besetzung im Kölner Plattenladen Normal. Ein Wohnzimmer-Konzert. Da hättest Du sein sollen.So etwas gab es in Berlin auch. Exklusiv für 100 Hörer, die Karten dazu konnte man in einem Ratespiel bei Radio 1 gewinnen. Da dort einiges schief ging (das Spiel wurde lustig fortgesetzt, obwohl alle Plätze vergeben waren), bekamen wir nach einer Beschwerdemail die Karten für das Hauptkonzert als „Wiedergutmachung“. Haben wir gern genommen, seit gestern abend ist mir klar, daß das Wohnzimmerkonzert das bessere gewesen wäre.
Bist Du im Normal dabei? Wenn ja, schildere mal Deine Eindrücke.
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If you try acting sad, you'll only make me glad.Sebastian Frank
Bist Du im Normal dabei?Eher nicht. Ich habe mich nicht wirklich um Karten gekümmert (wenn überhaupt welche verkauft werden!?), weil ich bei Calexico nicht mehr auf der Höhe der Zeit bin. Das aktuelle Album soll ja wieder gut sein.
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detours elsewhereSebastian Frank
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Junge Frauen aus dem Prenzlauer Berg, die glauben, dass sich ihre beschränkte Hippness hier musikalisch widerspiegelt, erleben glückliche Momente.
…Gemein! (aber lustig!)
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tugboat captain Das aktuelle Album soll ja wieder gut sein.
Ja, enthält ein paar gute Tracks. Für mich aber nicht mehr so zwingend wie zu Zeiten von „The Black Light“.
Bauer EwaldGemein!
Dieses Wort schwirrte mir gestern abend auch die ganze Zeit durch den Kopf.
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If you try acting sad, you'll only make me glad.Lustiger Bericht, Sebastian – aber was um alles in der Welt hast du gegen westfälische Einkaufspassagen bzw. was macht sie schlimmer als beispielsweise brandenburgische?
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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]Declan MacManusLustiger Bericht, Sebastian – aber was um alles in der Welt hast du gegen westfälische Einkaufspassagen bzw. was macht sie schlimmer als beispielsweise brandenburgische?
Ich will Sebi nicht vorgreifen, aber brandenburgische Einkaufspassagen gibt es meines Wissens gar nicht.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Declan MacManusLustiger Bericht, Sebastian – aber was um alles in der Welt hast du gegen westfälische Einkaufspassagen bzw. was macht sie schlimmer als beispielsweise brandenburgische?
Ach nichts. Ich war noch ein wenig wütend. Ich hätte auch Baden-Württemberg, das Saarland oder Hessen erwähnen können. Oder – Mikko – Brandenburg.
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If you try acting sad, you'll only make me glad.dougsahmWar es Dir nicht peinlich, dass der ganze Saal den Eindruck hatte, Du wärest nur wegen dem Fossil der Flowerpowerbewegung erschienen
Wieso? Ist Sebastian hoch zur Bühne, um die Durchsage zu machen, daß er jetzt geht?
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A Kiss in the DreamhouseDie Welt ist ungerecht. Da zahlt man schon nichts für seine Konzertkarte, und dann bekommt man auch noch unverschämterweise drei statt eines Acts zu sehen. Die absolute Höhe ist dann natürlich, daß ein Haufen pseudohipper und dazu auch noch weiblicher, wahrscheinlich gar aus der Provinz stammender Musikkonsumenten ihren Spaß an der Veranstaltung haben, wobei doch längst klar sein müßte, daß Spaß und Musik nun wirklich nicht zusammen gehören. Musik ist schließlich eine ernste Angelegenheit, der man sich nur nähern sollte, wenn man intelektuell dazu bereit ist. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum das Boban Markovic Orkestar nichts taugt, schließlich ist der Balkan nicht grade für seine Intelektuellen bekannt (egal ob Serben oder Kroaten, allles derselbe Driss, gell).
Mein Mitleid für den armen Sebastian Frank. Das er so leiden muß, ist einfach nicht gerecht… :roll:--
And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fameGenau. Wenn schon umsonst, dann Fresse halten, bis zum Ende bleiben und gut finden.
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A Kiss in the Dreamhouse -
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