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Im Juni 2002 veröffentlichten BAP ihr neues Album „Aff un zo“. Die erste Platte nach der wilden Personalkarussellfahrt, bei der einige langjährige Bandmitglieder auf der Strecke geblieben waren, sprüht stellenweise vor Wideraufbruchstimmung und Energie. In „Wat ´e Johr !“ werden noch einmal die zurückliegenden Turbulenzen behandelt, aber gleich danach legt die Band mit „Aff un zo“ los. Weniger chartsverdächtig, aber mindestens so schön kommt „Shoeshine“ mit seinen mitziehenden Groove daher. Mit „Die Moritat von Jan un Griet“ greift Niedecken in verkürzter Form das in der Band-Frühzeit geplante Motiv einer „Rock-Oper“ wieder auf, welches seit den 1980er Jahren auf seine Verwirklichung gewartet hatte. Dem Stück gelingt es trotz seiner Kürze recht gut, die Legende vom Kölner Reitergeneral Jan von Werth und seiner Angebeteten zu erzählen. Für andere Geschichten, die es allesamt wieder schaffen, das Interesse des Hörers zu wecken, nehmen sich BAP mehr Zeit, lassen die Stücke mit geduld ihre Wirkung entfalten. Auffällig dabei ist, dass trotz überwiegend ruhiger Titel ohne laute Rock-Arrangements keine Langeweile aufkommt. Gerne hört man den musikalischen Erzählungen der band zu, die sich endlich wieder aufs Musikmachen konzentriert. In der Tat scheint sich die Gruppe nach allen Wirrungen wieder gefunden zu haben, Musiker und Sänger passen endlich wieder zusammen, ergänzen sich zu mehr als der Summe der Einzelkomponenten.
Gut dokumentiert dies z.B. der Achtminüter „Chippendale-Desch“ welcher thematisch als Hommage an Niedecken´s verstorbene Mutter gerichtet, das gleichnamige Möbelstück ( Kennern der Gruppe bereits vom Cover des 1984er Album „Zwesche Salzjebäck un Bier bekannt ) als Dreh- und Angelpunkt der Familiengeschichte Niedeckens behandelt. Das Lied fängt mit ganz schlichter und zarter Gitarren-Begleitung an, erweitert sich dann bei jeder Strophe musikalisch und kommt zu einem wunderbar mitreißenden Finale.
Mit „Irjenden Rock´n´Roll-Band“ wird, falls jemand schon befürchtet hatte, dass BAP jetzt in seichtere Gewässer abzudriften drohte, noch einmal klar gestellt, wohin die weitere Reise gehen sollte. Zum Ende der Platte bildet das wunderschöne „Dir allein“, ein einfühlsam dahinfließendes Stück, das zum besten gehört, was BAP bis dahin produziert haben.
Abschließend ist angesichts der zurückliegenden Wirrungen der Band-Geschichte ( und es sollten nicht die letzten sein… ) „Aff un zo“ eine überraschend gute Platte geworden, die allen Zweiflern zeigt, das es BAP auch in einer Zeit nach Klaus Heuser noch gelingt, ansprechende und gute Musik zu machen.
*** ½
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WerbungAff un zo ist meiner Meinung nach die zweite Platte, die die Neubesetzung gemacht hat – Tonfilm bestand zwar zu 2/3 aus alten Nummern, aber diese wurden komplett neu arrangiert und eingespielt, insofern nicht die erste Visitenkarte der Nach-Major-Ära, wohl aber das erste vollkommen neue Werk.
Die Platte kommt aus dem Meer und verschwindet auch wieder in ihm. Die Idee „Wat e Johr“ an den Anfang und „Dir allein“ ans Ende zu stellen, in Verbindung mit dem Wellenrauschen, ist absolut gelungen! Das größte Manko der CD ist, dass der schönste musikalische Moment, die Coverversion des Cohensongs „Famous old raincoat“ (Wat schriev mer in su eine Fall), nur auf der Doppel-LP (und der Shoeshine CD-Single) enthalten ist. Ansonsten ein wirklich rundherum tolles Album, dass das Potential dieser Besetzung dokumentiert. Die schwächeren Nummern sind mal wieder die harten Rockstücke „Irjendein Rock’n’Roll-Band“, „Eddies Radioshow“, die zwar für sich genommen nicht schlecht sind, aber deutlich unter dem Niveau der – sagen wir mal interessanteren – Nummern bleiben. Das hart gerockte „Jan un Griet“ nehme ich aus, weil der Song für mich den Charakter eines Popsongs behält (ein großes Verdienst des Songwriters Jens Streifling!). Ein anderer Song, „Mau Mau“, hat z.B. eine großartige Musik, aber durch den eher belanglosen Text wird er wohl nie wieder in den Kreis der Livekandidaten für eine Tour kommen – schade für die Musik!
Aber sonst: „Chippendale Desch“ transportiert eine großartige Athmosphäre von Anfang bis Ende, „Istanbul“ erinnert mich an „Fuhl am Stand“ und berührt mich ungemein, so vermeintlich unspektakuläre Nummern wie „Kilometerweit entfernt“, „Noh Zahle mohle“, „Suwiesu“ oder „Souveniers“ sind toll, viel besser als all die Albentracks, die auf den vorherigen Alben in der zweiten Hälfte so verbraten wurden! Und der Titelsong, ist zwar bei weitem kein Fave von mir, aber es hat mich wirklich gefreut, dass BAP mal wieder im Radio liefen!--
Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue -
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