Annett Louisan in Wolfhagen

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    andreask

    Registriert seit: 25.07.2009

    Beiträge: 98

    Wegen des zu erwartenden Chaos auf der Autobahn und der Abfahrt direkt nach der Nachtschicht ging es nun doch per Bahn nach Wolfhagen. Da mein Zug auf der Rückfahrt total überfüllt war (Pfingstverkehr ist immerhin besser als gar keiner) bin ich zur zweistündigen Reise im Speisewagen verdonnert wurden. Bis jetzt musste ich die kleinen Biester, die sich dort an mich dran hingen, bekämpfen. Ich meine natürlich die Kalorien (die, die die Sachen enger nähen), was sonst?!

    Kurzer Sprung zurück, zum 20. Mai: Tatort Teichwiesen in Wolfhagen:

    Etwa 650 Besucher erwarteten Annett, Christoph Buhse, Martin Gallop, Kai Fischer, Olaf Casimir und Mirko Michalzik im Wolfhager Kulturzelt. Logisch, dass sie auch hier in Hessen wieder besonders begrüßt wurden…nach so vielen Events in den letzten Jahren. Es kamen auch Besucher aus Übersee. Die Begeisterung wuchs ständig in Verlaufe des wieder mal viel zu kurzen Abends.

    5 Reihen waren reserviert und die Befürchtung, dass die örtliche Parteigruppe dahinter steckt zerschlugen sich schnell. Denn ich weiß selbst, dass in der Politik nicht ein Bruchteil des Enthusiasmus entsteht wie wenn Annett die Bühne betritt.

    Viel länger hätte übrigens niemand Annett davon abhalten können ein volles Live- Konzert zu geben. Das letzte dieser Art war voriges Jahr in Schweinfurt… vor 8 Monaten. Doch Pause hat sie deswegen nicht gemacht. Ein gutes Gefühl zu wissen, dass sie es wohl nicht lange ohne Bühne, ihre Jungs und ihr Publikum aushält. Umgekehrt ist es ja nun mal ebenso.

    Eine gute Freundin, die bisher kaum Kontakt zu ihrer Musik hatte(also unparteiisch ist und Musikwissenschaft und Kulturmanagement studiert) , sich aber mittlerweile damit befasst, meinte auch, dass Annett besonders gut zu einem zahlenmäßig kleineren Publikum passt, da dort die richtige Atmosphäre durch die besondere Nähe entsteht die ihr als Musikerin offensichtlich ein Feedback gibt das sie über sich hinaus wachsen lässt. Die Wechselwirkung macht viel aus. Annett und Publikum reagieren sehr stark aufeinander. Klar, kann Annett auch gut 5000 Leute unterhalten, aber wer will schon 100 Meter von ihr entfernt sitzen?
    Gestik und Mimik sind nicht unwichtig wenn eine vorn steht die was von Ironie versteht.

    In Wolfhagen kam so ein Flair wie in Haslach (Kinzigtal) auf. Beim warm up am 28. Januar 2009 wurde viel probiert, das Programm für „Teilzeithippie“ entstand und Annett moderierte munter drauf los, erzählte wie es zu dem einen oder anderen Song kam. Sie redet nicht irgendwas, sondern bindet die Zuhörer ein in ihre Welt die sie für knapp 2 Stunden durchreisen.

    Die ihr eigene Selbstironie schlägt immer wieder mal durch. Nun ist sie ja alles andere als ein Mauerblümchen und da ist sowas erstmal für viele ungewohnt, macht Annett aber sogar noch um einiges sympathischer.

    Sie hat die Gabe eine außergewöhnliche Entertainerin zu sein und spontan auf Publikum und Dinge, die sich während der Show ergeben, schlagfertig reagieren zu können. Keine Ahnung ob ihr immer bewusst ist wie das bei ihren Gästen zündet, denn sie steht oft ganz schön im Gegenlicht und blickt vermutlich ins Dunkle wenn sie von der Bühne schaut.

    Manchmal schwebt sie zwischen Perfektion und Leidenschaft. Beides liegt ihr, das letztere steht ihr aber besser. Davon konnten wir uns wieder überzeugen. Hoffentlich wird es ihr nie gelingen ihren persönlichen Bezug zur Musik abzuschalten wenn sie ihre Geschichten zum Leben erweckt.

    Das erhabene Verhalten und „über- den- Dingen- Stehen“ wird ja von Künstlern oft gefordert. Aber muss sie sich denn anpassen? Ich glaube nicht, dass sie das so glücklich machen würde. Jedenfalls nicht so glücklich wie sie vorgestern auf mich wirkte und damit jegliche Barrieren von vorn herein überwand.

    Da gibt es doch so viele andere die mit Coolness und Perfektion ihr Publikum quälen und mir fällt der Tag ein an dem ich zum dritten Mal in Folge zu einem Konzert eines anderen Musikers fahren wollte und nach 40 Kilometern umdrehte weil ich dachte es bringt mehr zu hause die Gurken zu gießen als mich ein paar Stunden in die Sonne zu stellen, noch einen mehr an der Waffel zu kriegen um dann exakt das selbe Konzert wie ein paar Tage vorher nochmal zu erleben. Täglich grüßt das Murmeltier.

    Die hier hat viel mehr drauf und sowas absolut nicht nötig. Anfangs gab es ja noch die Taktik während der Tournee niemals die Alben von Konserve zu hören um nicht vor Ende des letzten Events schon eine Überdosis bekommen zu haben. Das hat sich erübrigt, denn wenn Annett mal so richtig lange Bühnen-Pause macht kriege ich ja fast schon den Blues.

    Ganz krass waren, was ihre stimmliche Flexibilität angeht, „Die Trägheit“ und „Ich brauch‘ Stoff“.
    Nicht zuletzt deswegen bescheinigte ihr die lokale Presse auch „rau- rockig- soulig“ zu sein.
    Das trifft es. Die Kontakte zu Brecht’s Schaffen, zu Botanica und Weidemann haben ihr zusätzlich echt gut getan.

    Das Duett mit Martin Gallop ging ebenso unter die Haut wie „Ende Dezember“. Jedes Lied auf seine Art. Liebe, Zuneigung, aber auch der unvermeidliche Tod und die neue Hoffnung und die Gewissheit, dass es weiter gehen wird. Irgendwie schon, wenn auch nicht so wie vorher.

    Oft selbst erlebt vor 4 Jahren und wenn Du 7 Leuten in 12 Monaten mit einem Kranz in der Hand hinterher läufst weißt Du was das Leben wert ist.

    Es gab Standing Ovations für Annett und ihre geniale Band, auch für Guido, Frank Ebeling, Peter und die anderen die die Konzerte immer wieder zu einem besonderen Erlebnis machen und wofür Annett ihnen nochmal dankte. Sie ist übrigens die einzige Künstlerin, die ich erleben konnte, die das erwähnt und so richtig zu schätzen weiß.

    Wolfhagen war wieder Reise, Bahnfahrt und Kalorienverbrauch wert.;-)
    Interessante Leute waren auch viele unterwegs, man kommt ins Gespräch und kein Schwein interessiert sich für Klischees und sonstige Banalitäten. Da kommen Leute ins Gespräch die sie niemals begegnet wären. Stunden kommen einem vor wie wenige Minuten.

    Man sitzt nun neben Österreichern und Mexikanern wenn man ein Louisan- Konzert besucht und eigentlich kommt ja nun schon der Wunsch auf auch mal Annett in Mexiko und Wien zu erleben. Leider, leider habe ich die Österreich- Termine während der letzten Tour nicht besucht, was sehr nachlässig war und auf Dispositionsmängel hinweist die so nicht wieder vorkommen dürfen.

    Keiner der Besucher hätte an diesem Abend einen Stuhl unterm Arsch benötigt.
    Mir fiel dabei ein, dass Annett mal so begeistert von einem Konzert in Graz sprach wobei sie erwähnte, dass es unbestuhlt gewesen sei. Also einfach raus mit den Hockern beim nächsten Event im Sommerzelt oder beim Open Air.

    Annett und Band in Wolfhagen war echt mein Event Nummer 1 bisher in 2010.

    Ausgebremst hat Annett noch Keiner, eher nur herausgefordert.

    Denke ich an die Zeit vor 2005 und fragt jemand:
    “Wie groß war denn eigentlich damals die Distanz zwischen allgemeiner Gleichgültigkeit und dem Spaß an der Musik und dem was daraus folgt?“
    „Genau 152 cm.“

    http://forum.rollingstone.de/showthread.php?t=40851

    Man sieht sich,
    Gruß
    Andreas.

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    #7623123  | PERMALINK

    the-man-in-black

    Registriert seit: 30.03.2010

    Beiträge: 816

    Vielen Dank für den schönen und aufschlussreichen Bericht.

    --

    Die Achse des Guten[/url]
    #7623125  | PERMALINK

    rolandx

    Registriert seit: 07.09.2009

    Beiträge: 79

    Ja, nach 8 Monaten wieder ein richtiges Live-Konzert in voller Länge, das haben wohl alle Beteiligten gebraucht – auf der Bühne und im Publikum. Trotzdem Annett Louisan in der Zwischenzeit nicht untätig war, was Live-Auftritte betrifft und ich einige davon auch besuchen konnte, war der Abend in Wolfhagen dann doch wieder ein ganz besonders herbeigesehntes Event.

    Was Andreas geschrieben hat, kann ich alles vollinhaltlich unterschreiben (nur Österreicher habe ich keinen gesehen :lol:)

    Was mir an diesem Abend besonders gefallen hat, war wieder einmal die erfrischende Lockerheit, mit der Annett und ihre Band agierten. Niemand mußte sich beweisen. Es war so, als ob man Freunden im Wohnzimmer beim Musizieren zuschauen darf. Aber trotzdem musikalisch auf hohem Niveau. Diese Professionalität verbunden mit Lockerheit, Spontaneität und Leidenschaft macht es wohl aus, warum man immer wieder aufs Neue fasziniert in einem Louisan-Konzert sitzt. Und warum auch nach dem mittlerweile zwanzigsten Event kein Sättigungseffekt eintritt, den ich bei vielen anderen Musikern spätestens nach dem fünften Konzert verspüre, auch wenn es an sich tolle Auftritte waren.

    Auch für mich war das Wolfhager Konzert mein bisheriges Nummer 1 Event heuer. Und wenn überhaupt, dann wohl nur von Annett Louisan selbst noch zu toppen.

    Liebe Grüße
    Roland

    --

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    #7623127  | PERMALINK

    dennis-blandford
    Jaggerized

    Registriert seit: 12.07.2006

    Beiträge: 12,368

    Danke für die ausführlichen Berichte. Neue Platte im Herbst?

    --

    "And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."
    #7623129  | PERMALINK

    andreask

    Registriert seit: 25.07.2009

    Beiträge: 98

    Dennis BlandfordDanke für die ausführlichen Berichte. Neue Platte im Herbst?

    Mit Annetts fünftem Album rechne ich Anfang 2011.;-)
    Und hoffentlich gibt’s gleich danach eine große Tour.

    #7623131  | PERMALINK

    andreask

    Registriert seit: 25.07.2009

    Beiträge: 98

    RolandX(nur Österreicher habe ich keinen gesehen :lol:)

    Deswegen gibts auch Musiker die Dich bei ihren Konzerten filmen und bei YouTube einstellen. Damit auch Du einen Österreicher siehst.;-)

    #7623133  | PERMALINK

    rolandx

    Registriert seit: 07.09.2009

    Beiträge: 79

    AndreasKDeswegen gibts auch Musiker die Dich bei ihren Konzerten filmen und bei YouTube einstellen. Damit auch Du einen Österreicher siehst.;-)

    Und ich dachte, es wäre wegen meines attraktiven Erscheinungsbilds :lol:

    --

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    #7623135  | PERMALINK

    spiritchaser

    Registriert seit: 03.12.2009

    Beiträge: 87

    AndreasKEtwa 650 Besucher erwarteten Annett, Christoph Buhse, Martin Gallop, Kai Fischer, Olaf Casimir und Mirko Michalzik im Wolfhager Kulturzelt.

    Huch, eine neue Bandbesetzung?

    Da fehlt mir aber irgendwie ganz gewaltig der Name Hardy Kayser, denn der war bisher ja immer weitaus mehr als einfach nur Musiker in der Band von Annett Louisan.

    Er ist seit einiger Zeit auch schon bei der Gustav Peter Wöhler Band nicht mehr dabei.

    Macht der Mann sich jetzt etwa rar?

    --

    #7623137  | PERMALINK

    rolandx

    Registriert seit: 07.09.2009

    Beiträge: 79

    SpiritchaserHuch, eine neue Bandbesetzung?

    So neu ist die Besetzung nicht. Die Bandmitglieder wechseln öfter, vermutlich aus Termingründen. Für jede Position gibt es zwei oder drei Musiker. Selbst live erlebt habe ich folgende:

    Leadgitarrist

    —   Hardy Kayser
    —   Mirko Michalzik
    —   Jürgen Kumlehn

    Rhythmusgitarrist

    —   Jürgen Kumlehn
    —   Martin Gallop (spielt bei kleiner Besetzung auch als Sologitarrist)

    Schlagzeug

    —   Christoph Buhse

    Kontrabass

    —   Olaf Casimir
    —   Thomas Biller

    Orgel / E-Piano / Klavier

    —   Friedrich Paravicini (zusätzlich Cello, Mundharmonika, Akkordeon, Theremin, …)
    —   Kai Fischer
    —   Martin Hornung

    --

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    #7623139  | PERMALINK

    andreask

    Registriert seit: 25.07.2009

    Beiträge: 98

    SpiritchaserHuch, eine neue Bandbesetzung?

    Da fehlt mir aber irgendwie ganz gewaltig der Name Hardy Kayser, denn der war bisher ja immer weitaus mehr als einfach nur Musiker in der Band von Annett Louisan.

    Er ist seit einiger Zeit auch schon bei der Gustav Peter Wöhler Band nicht mehr dabei.

    Macht der Mann sich jetzt etwa rar?

    Hardy Kayser habe ich zuletzt am 15. Mai 2009 in Basel beim Abschlußkonzert der Teilzeithippie- Tour erlebt. Bei den Sommerkonzerten ist er eigentlich nicht dabei.

    Übrigens spielt Andreas Dopp auch gelegentlich in Annetts Band.
    Sehr selten zwar, aber er ist immer wieder schnell „drin“ im Team.
    Muss man erlebt haben. Die Kommunikation der Band klappt auf Anhieb.
    Früher war er oft an den Studioaufnahmen beteiligt (Unausgesprochen/2005).
    In Neuwied am 15. August ’08 auf Schloß Engers spielte Andreas die Leadgitarre.

    Bei den großen Tourneen ist eigentlich immer die „Stammbesetzung“:
    Kayser, Buhse, Paravicini, Casimir, Kumlehn auf der Bühne.
    Im Sommer haben sie viele andere Termine und oft wird, wie Roland erwähnte, in kleiner Besetzung gespielt.

    Friedrich Paravicini ist zur Zeit am Schauspielhaus Dresden und begleitet am Cello die Stücke „Für alle reicht es nicht“ (Kleines Haus, Glacisstraße) und Franz Wittenbrinks „Denn alle Lust will Ewigkeit“. Übrigens eine geniale Besetzung mit Wittenbrink selbst am Flügel und Mila Dargies, Anneke Schwabe und Sabrina Ascacibar auf der Bühne.

    Friedrich spielt darin übrigens Presley’s „Heartbreak Hotel“ auf dem Cello, dass die Heide wackelt. Wahnsinn! Momentan läuft das Stück noch…

    #7623141  | PERMALINK

    andreask

    Registriert seit: 25.07.2009

    Beiträge: 98

    AndreasK
    Friedrich Paravicini ist zur Zeit am Schauspielhaus Dresden und begleitet am Cello die Stücke „Für alle reicht es nicht“ (Kleines Haus, Glacisstraße) und Franz Wittenbrinks „Denn alle Lust will Ewigkeit“. Übrigens eine geniale Besetzung mit Wittenbrink selbst am Flügel und Mila Dargies, Anneke Schwabe und Sabrina Ascacibar auf der Bühne.

    Friedrich spielt darin übrigens Presley’s „Heartbreak Hotel“ auf dem Cello, dass die Heide wackelt. Wahnsinn! Momentan läuft das Stück noch…

    Weil es gerade dazu passt:
    Die letzten (?) beiden buchbaren Termine vor der Sommerpause:

    “Für alle reicht es nicht“ am Mittwoch den 16. Juni 2010, 19.30 Uhr

    Kleines Haus 2
    01099 Dresden
    Glacisstr. 28

    und
    “Denn alle Lust will Ewigkeit“ am Sonnabend, den 19. Juni 2010, 19.30 Uhr

    Schauspielhaus
    01067 Dresden
    Theaterstrasse 2

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