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Rokia Traoré – Tchamantché (2008)
Tchamantché ist für mich mit Sicherheit das mit am meisten Spannung erwartete Album des Jahres. Bereits Ende letzten Jahres schon angekündigt und im Frühjahr in Frankreich veröffentlicht, musste ich mich dann doch bis zum September dieses Jahres gedulden, bis eine englische Version veröffentlicht wurde. Dies ist insofern wichtig, da bei einer französischen Ausgabe vermutlich auf die Übersetzung der Texte oder Linernotes ins Englische verzichtet wird.
5 Jahre liegen zwischen Tchamantché und Bowmboï, dem letzten Studioalbum aus dem Jahr 2003. Hauptgrund für die lange Wartezeit ist sicher die Tatsache, das Rokia Traoré in der Zwischenzeit Mutter geworden ist. Nichtsdestotrotz hat sich die lange Wartezeit gelohnt, so führt Tchamantche das Werk konsequent fort und setzt neue Akzente ohne sich dabei allzusehr vom bisherigen Stil zu entfernen. Dies ist insofern wichtig zu erwähnen, als dass hier zum ersten mal eine E-Gitarre zu hören ist. Rokia Traoré hat sich eine alte Gretsch Gitarre zugelegt und im Vorfeld wurden Vermutungen laut, dass das neue Album deutlich blueslastiger werden würde. Tatsächlich wurden die musikalischen Koordinaten aber nicht weiter westlich ans Ufer des Mississippi gelegt. Die Musik atmet weiterhin den Geist des Niger, die Gitarre sorgt allerdings für eine mehr als interessante neue Nuance und fügt sich perfekt ins musikalische Konzept ein. Dies wird schon im ersten Stück Dounia deutlich, ein Bild von einem Afrika, wie es sein sollte aber nicht ist, das nur mit Gitarre und Gesang beginnt. Eine Liveversion davon konnte man sich im Vorfeld auf ihrer Homepage anschauen und schon damals bin ich vor Ehrfurcht in die Knie gegangen und beim ersten Hören der Albumversion stellte sich spontan ein Déjà Vu Erlebnis ein. Nach 3 Minuten gesellen sich zur Gitarre Ngoni und Percussion und man stellt zusätzlich fest, das Rokias Stimme kräftiger geworden ist. Weit weniger dramatisch aber nicht minder eindringlich ist das folgende Dianfa, das von Vertauen und der Angst vor Verrat handelt. Mit einer einfachen Gitarrenmelodie gelingt es ihr, eine einzigartige Atmosphäre herzustellen, die sich auf das gesamte Album ausbreitet. Noch minimalistischer kommt das in französischer Sprache gesungene Zen daher, das sie mit ungewohnt verführerischer Stimme singt und bei dem sie u.a. von einer Human Beatbox begleitet wird. Es ist übrigens das erste mal, dass sie auf einem Album ein Stück nicht auf Bambara singt. Auch das Liebeslied Aimer hat einen französischen Text. Im rhythmischen Tounka, das vom Reichtum Afrikas handelt, der jedoch nur zu Krieg und Leid führt, wirkt sie fast schon ein bisschen wütend, was aufgrund der Thematik nicht weiter verwundert. Ein weiteres Novum auf diesem Album ist das Einbringen einer Coverversion. Mit gefühlvoller Stimme singt sie die Gershwin Komposition The Man I Love, eine Ode an die große Billie Holiday, verlegt an den Niger. Nicht nur wegen dem Einsatz der Ngoni sondern auch deshalb, da das Stück am Ende um eine Bambara Strophe erweitert wurde. Das Album endet mit A Ou Ni Sou, bei dem sie lediglich von einer Art Steeldrum begleitet wird, und mehr braucht es am Ende auch nicht, um diese wunderbare Stimme zu begleiten.
Tchamantché ist übrigens dem im letzten Jahr verstorbenen Ali Farka Toure gewidmet, der zu Lebzeiten große Stücke auf Rokia Traoré hielt. Und vor dessen besten Alben muss sich Tchamantché nicht im Geringsten verstecken. Album des Jahres? Mindestens!
Diskographie
1998: Mouneïssa
2000: Wanita
2003: Bowmboï
2005: Live (DVD)
2008: TchamantchéInternet
Homepage
MySpace--
Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Highlights von Rolling-Stone.deRobin Williams: Die letzten Tage des großen Schauspielers
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WerbungIst schon bestellt…
Hoffe dass sie diese Woche kommt. Ob sie wirklich noch besser als „Geej“ ist? Bin gespannt…--
Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl KrausVega4Hoffe dass sie diese Woche kommt. Ob sie wirklich noch besser als „Geej“ ist? Bin gespannt…
Sie ist es. Wo hast Du sie bestellt? Die deutsche Ausgabe kommt ja erst mitte November.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?sparchSie ist es. Wo hast Du sie bestellt? Die deutsche Ausgabe kommt ja erst mitte November.
Bei meinen Plattendealer:
http://www.rave-up.at/der bestellte sie über „Bertus“:
http://www.bertus.com/und die haben (fast) alles…
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Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl KrausDa bin ich mal gespannt, welche Ausgabe Du bekommen wirst. Ich habe die britische Ausgabe, die auf Nonesuch erschienen ist.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?sparchDa bin ich mal gespannt, welche Ausgabe Du bekommen wirst. Ich habe die britische Ausgabe, die auf Nonesuch erschienen ist.
Wenn ich meinen Plattendealer richtig verstanden habe, handelt es sich um eine US-Ausgabe…
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Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl KrausAnkündigung
Am 31.10.2008 erscheint eine DVD von Tinariwen.
Inhalt:
Tinariwen – Live In London
– Live @ Shepherds Bush Empire, London in December 2007
– Ibrahim – The Campfire Tales
– Tinariwen & I – Justin Adams Interview
– How to tie a „Shesh“
– Tinariwen – A Mini Documentary--
Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Stefan Franzens Kurzkritik zu Tchamantché im aktuellen Rolling Stone trifft es sehr gut (den fehlenden halben Stern hätte er allerdings ruhig noch draufpacken können). Seltsamerweise schreibt er über das formidable The Man I Love, als sei es ein Hiddentrack. Bei meiner Ausgabe ist es das vorletzte Stück und somit ganz normal Teil des Albums.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?sparchAnkündigung
Am 22.09.2008 erscheint in Frankreich ein Livealbum des Ivorers Tiken Jah Fakoly. Geplant sind anscheinend die Formate DVD, 2DVD und CD. Die Doppel DVD enthält wohl zusätzlich noch 3 Dokumentationen (hoffentlich mit englischen Untertiteln).
Mittlerweile wurde international das Album Live In Paris veröffentlicht. Ich habe es noch nicht gehört, finde diese Veröffentlichung aber auch relativ uninteressant. Vielmehr würde mich die DVD-Variante Live Au Zenith interessieren, die es bislang nur in Frankreich gibt. Allerdings gibt es zu dieser Veröffentlichung kaum Informationen.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Kommenden Mittwoch erscheint das neue Jazzthing mit der Blue Rhythm Herbstausgabe. Darin enthalten sind Beiträge über Rokia Traoré, Femi Kuti (Titel), Issa Bagayogo und Chiwoniso.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?sparchAm 17. November erscheint das neue Album von Amadou & Mariam mit dem Titel Welcome To Mali.
In Deutschland wird das Album nun am 05.12.2008 veröffentlicht.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Nachtrag zu Nigerian Wood von Keziah Jones:
Der Hiddentrack heißt Brown Like James. Die iTunes Version enthält ein weiteres Stück namens Sing-a-long, das leider nur mit dem Album, also nicht einzeln, erhältlich ist.
Nachtrag zum Debüt von Asa:
Mittlerweile ist das Stück Iba bei iTunes auch einzeln erhältlich. Allerdings nur bei der Deluxe Ausgabe, diese enthält zudem noch 5 Live Soloaufnahmen von einem Konzert in Tokio (360°, Bibanke, Fire On The Mountain, No one knows und Jailer).
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Ayo. – Gravity At Last (2008)
Ein echte Überraschung ist dieses zweite Album von Ayo. geworden. Nachdem mich das Debüt Joyful bislang nicht überzeugen konnte, mir immer ein bisschen zu langweilig war, hat Gravity At Last sofort gezündet. Dabei habe ich es mir nur zufällig und ohne irgendwelche Erwartungen angehört, danach musste ich es allerdings sofort haben.
In Frankreich ist die Tochter einer Rumänin und eines Nigerianers längst ein Star. Das Debüt erreichte dort Platinstatus und es gelang ihr an mehrern aufeinanderfolgenden Abenden, das legendäre Olympia in Paris auszuverkaufen.
Im Gegensatz zum Debüt kommt Gravity At Last, das sich in seinem Titel auf die musikalische Schwerkraft bezieht, auf die eigene Musik, die schwerer und auch reifer geworden ist, mit deutlich mehr Ecken und Kanten daher. In nur 5 Tagen wurde es eingespielt, was man dem Albnum auch anhören kann, es klingt sehr erdig, wie live eingespielt. Unterstützt wurde sie dabei u.a. von Larry Campbell der hier und da Akzente setzt. So z.B. beim ersten Stück I Am Not Afraid, bei dem Afrobeatbläser auf eine Pedal Steel Gitarre treffen die somit für ein leichtes Country Flair sorgt. Maybe dagegen ist ein Blues, den Campbell mit seiner Slide Gitarre veredelt hat. Das Fundament, auf dem Ayo., die mit bürgerlichem Namen übrigens Joy Olasunmibo Ogunmakin heißt, ihre Musik baut, besteht meist aus einer Mixtur aus Soul und Reggae, die aber durchaus auf eigenen Beinen steht. Die europäischen Einflüsse hört man am Besten bei Better Days heraus, einer nur von Piano und Streichern getragenen Ballade über eine unglückliche Liebe. In der Tat sind die Themen meist sehr persönlich, so handelt das dramatische Mother von der schwierigen Beziehung zu ihrer drogenabhängigen Mutter, was auch dazu führte, dass sie hauptsächlich bei ihrem Vater zunächst in Nigeria später dann in Deutschland aufwuchs. Aber auch politische Themen sind hier nicht fehl am Platz, wie man im von Korruption handelnden Change nachhören kann. Ein weiteres Highlight ist das Stück Lonley, ein langsamer und eindringlicher Reggae mit geschickt gesetzten Pausen. Am Ende gibt es dann mit Thank You die große Soulgeste inklusive Gosplechor.
Der Punkt in Ayo. ist übrigens sehr wichtig, denn so bedeutet das Wort aus der Yoruba Sprache übersetzt etwa Freude, ohne den Punkt jedoch Zwiebel. Und wie letzteres wirkt diese Musik nun wahrlich nicht.
Diskographie
2006: Joyful
2007: Live At The Olympia (DVD/Download)
2008: Gravity At LastInternet
Homepage (Universal)
MySpace--
Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?The Imposterdie Single „Sabali“ kann man bei Pitchfork wie auch bei YouTube schonmal hören, kommt nach längerem Intro erst so bei 1:40 langsam in die Gänge und ist dann auch schon bald wieder vorbei, weiss noch nicht so richtig wie ich das finden soll aber nach ein paar Wiederholungen doch ganz hübsch eigentlich
Habe mir Sabali jetzt auch mal angehört, kann mich aber noch nicht wirklich überzeugen. Vielleicht funktioniert es als Albumtrack besser, als Single eine eher ungüsntige Wahl.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Kleine Anmerkungen zu:
Rokia Traore: „Tchamantche“ ist großartig! Besonders ihre Stimme ist einmalig. Die Platte bekommt von mir ****1/2
Ayo: Die ist leider nicht mein Fall. Habe mir die Platte angehört und fand sie ein wenig langweilig. Mir ist sie zu „meanstreaming“. Mehr Kanten würden der Platte gut tun…
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Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus -
Schlagwörter: Afrika, Afrobeat, Desert blues, Fela, Highlife
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