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Nick Longhetti Six down, one more to go – Franz Josef Gottlieb, Meister des betulichen Handwerkerkinos, wird aber wohl auch keinen großen Richtungswechsel mehr einläuten.
Betragen ungenügend! (Franz Josef Gottlieb, 1972)
Nein, einen Stilwechsel läutet er fürwahr nicht ein, dafür wird die Serie wieder auf Erfolgskurs gebracht – der sich aber an der Kinokasse anscheinend nicht niederschlug, wie sonst lässt sich das Ausbleiben weiterer Fortsetzungen erklären?
Statt einer ausgelutschten Ansammlung maximal halborigineller Streiche, gibt es hier noch mal alles, was die Lümmelfilme auszeichnete, überraschenderweise allerdings auch einige neue Gedanken:
Nachdem Rektor Taft auf den jüngsten Schaberneck seiner berüchtigten 13a ob seiner eigenen Vergangenheit als Paukerschreck – ihm ins Gedächtnis gerufen durch einen kurzen Rückblick, mit einem fantastischen Hans Korte als preußischem Lehrkörper schlimmster Art – nur mehr mit Altersmilde reagiert, wird er prompt von seinen unnachgiebigen Kollegen geschasst. Somit dem frühzeitigen Ruhestand ins Auge blickend, schließt er einen Pakt mit seinen Schülern – er meldet sich krank, während sie die designierte Schulleitung vorm Bildungsministerium bloßstellen wollen.
Und es ist genau diese „Krankheitspause“, die ungewöhnliche Einblicke in das Seelenleben eines wertlos gewordenen Karrieristen gewährt; erst mit einer einsetzenden Depression hadernd, findet er aber alsbald eine sehr enge Anbindung an sein Enkelkind, das er nun endlich mit ganz anderen Augen sehen kann – goldig übrigens das Kind und die unaufgeregte Natürlichkeit dieser Szenen. Am Ende will Taft dann auch gar nicht mehr zurück, hat er doch ein Glück gefunden, das er vorher nicht kannte, und dennoch zwingt in das rührende Bitten seiner Schüler wieder auf den alten Posten – die Weichen für einen weiteren Film waren also gestellt. Aber vielleicht ist es gut, dass es nicht so kam, ist „Betragen ungenügend!“ doch – obwohl Gottlieb im Gegensatz zu Harald Reinl nie wirklich eigene Akzente setzen kann, immer ein wenig unspektakulär bleibt – ein würdiger Abschluss der Reihe und darüber hinaus einer der besten Filme (freilich relativ…) des von mir oft geschmähten Österreichers.
Abschließend für alle, die sich nach Sternchen verzehren – die sieben Lümmelfilme im Ranking:
01. Pepe, der Paukerschreck (Teil 3) (Harald Reinl, 1969) * * * * 1/2
02. Wir hau’n die Pauker in die Pfanne (Teil 5) (Harald Reinl, 1970) * * * *
03. Zur Hölle mit den Paukern (Teil 1) (Werner Jacobs, 1968) * * * *
04. Hurra, die Schule brennt (Teil 4) (Werner Jacobs, 1969) * * * 1/2
05. Betragen ungenügend! (Teil 7) (Franz Josef Gottlieb, 1972) * * * 1/2
06. Zum Teufel mit der Penne (Teil 2) (Werner Jacobs, 1968) * * *
07. Morgen fällt die Schule aus (Teil 6) (Werner Jacobs, 1971) * *
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We are all failures, at least the best of us are.