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LausterIch halte Phil Collins, übrigens neben Dylan, Lennon/McCartney, Cohen, Scott Walker, Townes Van Zandt und Newman, für einen der kunstvollsten, zärtlichsten, ausdrucksstärksten Songwriter des 20. Jahrhunderts, der neben unzähligen grossartigen Hits auch eines der besten Alben überhaupt, Face Value, veröffentlicht hat.
Dazu wollte ich Samstagabend schon was schreiben, wurde dann aber nach zwei Zeilen gestört. Bei „Face Value“ gehe ich mit, die ist ein Glücksfall. Aber ich finde auch, dass er da viel Pulver verschossen hat. Auf den weiteren Solo-Alben und auch in den Beiträgen bei Genesis aus dieser Zeit finde ich nur mit viel Mühe noch ein paar grosse Songs. Es wird immer seichter, und durch den hohen Erkennungswert im Produktionsstil kann man die Songs zunehmend kaum noch auseinander halten. Ab „Both Sides“ wird es richtig langweilig. Als er dann noch begann, Dylan zu covern, war das eigentlich der Deckel zum versiegeln.
Dass er nach seiner langen Pause nun wieder tourt, aber keinerlei neue Songs geschrieben hat, deutet auch ein wenig darauf hin, dass die bis in die frühen 90er versiegte Kreativität verschwunden bleibt.
Zur Diskussion um Selbstmitleid und Peinlichkeit erscheint es mir etwas unverschämt, Collins sein Mitteilungsbedürfnis persönlicher Befindlichkeiten vorzuwerfen, Collins verfügt über ausreichend Selbstironie, dass man das vernünftig einordnen kann. Und er hat niemals den Rockstar raushängen lassen, auch nicht als er Stadien gefüllt hat. Er war immer der Typ von nebenan, der jederzeit um die nächste Ecke kommen kann. Und wenn er in seinem Buch Wahrheiten raushaut, die manch einer peinlich findet, dann finde ich das von Collins ehrlich und mutig. Und es ist verdammt noch mal keine Selbstverständlichkeit, dass jemand der Stadiontourneen gespielt und fünfzifmillionen Tonträger verkauft hat, und dann in einen Abgrund von Alkoholsucht, Antidepressive und Einsamkeit rutscht, anschließend der Welt davon Mitteilung macht. Man muss das sicher nicht, aber wenn man es macht, ist es bestimmt nicht peinlich.
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