Antwort auf: Von Edison bis Elvis / Ernst Hofacker

#9980661  | PERMALINK

der-hofacker

Registriert seit: 07.04.2005

Beiträge: 1,588

stefaneBin gerade mit dem Buch durch. Interessant, wie hier der Prozeß der gegenseitigen Beeinflussung von Musik, Technik und Business beschrieben wird und deren Auswirkungen auf die Entwicklung der Popmusik aufgezeigt werden. Gerade diese große Rolle der Aufnahme- und Wiedergabetechnik sowie der Entwicklung der Medien (hier insbesondere des Radios) auf die Verfügbarkeit und damit auch Rezeption der Musik hatte ich mir bisher gar nicht so bewußt gemacht. Interessant auch die Detailfülle: der „Krieg“ zwischen den beiden großen Erfindern Edison und Tesla, das Aufkommen der BMI als Gegenpol bis zur dahin quasi einzigen Musikrechteverwertungsgesellschaft ASCAP, technische Errungenschaften wie die Entwicklung der Magnettonbandtechnologie durch die AEG in den 30ern, die Entwicklungsgeschichte der BBC, und noch vieles mehr. Manchmal hatte ich aber auch das Gefühl, daß unbedingt noch die eine oder andere Geschichte untergebracht werden wollte, ohne daß dies für die Aussage des Buches notwendig gewesen wäre oder zusätzlichen Erkenntnisgewinn beschert hätte. Hilfreich das Register mit Künstlernamen, Song- und Plattentiteln, das das Buch als Nachschlagewerk und Ausgangspunkt für weitere Erkundungen geeignet macht. Überflüssig finde ich die letzten 50 Seiten des Buches, in denen es im Schweinsgalopp durch die letzten 50 Jahre Popgeschichte geht. Meines Erachtens hätte man das Buch dem Titel „Von Edison bis Elvis“ gemäß mit dem Kapitel zu Elvis in den 50ern in Memphis enden lassen sollen. Insgesamt aber eine in großen Teilen lohnende Lektüre.

Oh, danke für die lobenden Worte – ich hab Deine Einschätzung gerade erst entdeckt!  :-)

Vielleicht ganz interessant als Hintergrund: Ursprünglich hatte ich damals geplant, zwei Bücher zu machen. Das Erste sollte „Von Edison bis Elvis“ heißen und genau diese Geschichte erzählen. Das Zweite hätte dann „Von Elvis bis Eminem“ heißen und die Geschichte der letzten 60 Jahre erzählen sollen. Der Verlag aber wollte das nicht, u. a. weil es wohl den Erfahrungswert gibt, dass sich Nachfolgewerke immer schlechter verkaufen als der jeweilige erste Teil. Und ein Buch gleich mit beiden Teilen wäre in jedem Fall zu dick geworden, solch einen Schinken zum Thema Musik finanziert in Deutschland kein Verlag. Also bat man mich, den „Schweinsgalopp“ hinten dran zu hängen, um den Leser wenigstens wieder wohlbehalten im Hier und Jetzt abzusetzen.

Ich kann sehr gut verstehen, wenn der eine oder andere Leser das dann trotzdem als überflüssig empfindet. Von mir aus hätte es das nicht gebraucht, aber so mein Buch ist eben auch immer ein Kompromiss zwischen dem Autor und den beteiligten Kaufleuten. Da kann man erst dann ordentlich gegenhalten, wenn man schon einen Bestseller im Rücken hat. ;-)

--