Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Gestern zur Nacht noch das Verve-Album Up with Donald Byrd, auch mt Ogerman-Arrangements … hübsch, funky, aber ziemlich platt … am besten sind wohl noch die Stücke, die Byrd selbst arrangiert hat und auf denen Stanley Turrentine den Tenor-Stuhl (von Jimmy Heath) übernimmt.

Jimmy Smith – Monster | Mag auch ein guilty pleasure sein, aber ich liebe dieses Album, auch wegen der Arrangements von Oliver Nelson … ein anderer Aspekt, der zu beachten ist bei diesen Alben (seien es welche von Smith oder Montgomery oder wem auch immer): der Wechsel zu Verve, das ja gerade von MGM übernommen wurde, ermöglichte solche opulenten Produktionen (für das Evans/Ogerman-Album z.B. gab es vier Sessions, mit Orchester, vielleicht noch Overdub-Sessions dazu). Blue Note oder andere der damals teils schon darbenden Indies konnten sich sowas nur selten mal leisten: Nelson hat mit „Joyride“ auch für Stanley Turrentine ein tolles Album arrangiert – beste Version von „River’s Invitation“? … bei Verve gab es hie und da Big Band Alben (Ray Brown feat. Cannonball Adderley), auch bei Riverside (ebenfalls Adderley, oder auch Wes Montgomery mit Streichern) kam sowas mal vor, aber Bethlehem z.B. hatte sich ja mit der opulenten Einspielung von „Porgy & Bess“ übernommen und ging daran zugrunde … sowas wollten und konnten Alfred Lion oder auch Orrin Keepnews gewiss nicht riskieren und so zogen eben gerade die Musiker, die den Crossover-Erfolg suchten, weiter … andere blieben und scheiterten daran (oder trotzdem) (in denke da z.B. an Grant Green, der ja den Erfolg suchte aber nicht wirklich fand, und darob auch musikalisch irgendwie abhanden kam, so halb wenigstens). Und anderso gingen ja ganze Label zugrunde auf diesem Pfad (World Pacific mit Chet Baker Plays Beatles und Bud Shank Plays Stones und all dem seichten Blödsinn – da gibt es wirklich ganz übles Zeug).

Wenn ich ab und zu generelle Vorbehalte äussere, so liegt das auch daran, dass mein Interesse für solche Experimente (die ja oft auch oder eher Anbiederungen waren) sich in Grenzen halten, dass ich in den meisten Fällen die schnörkellosen Jazz-Alben aus der Zeit davor viel mehr schätze. Das ist bei Montgomery ganz klar so, bei Smith bin ich etwas gespalten … von beiden gab es bei Verve hervorragende Aufnahmen aber eben auch geschlecktes Mittelmass, mit grosser Kelle angerichtet (fiel mir am Wochenende zum ersten Mal auf: in der Montgomery-Box sind tatsächlich die Chart-Positionen – Jazz, Pop, R & B – angegeben … und in vielen Fällen ging so gesehen die Rechnung von Creed Taylor wohl auf – besser werden die Alben dadurch nicht und das Phänomen mit dem hübschen weissen Mädchen auf dem Cover wurde auch nicht umschifft).

zuletzt geändert von gypsy-tail-wind

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