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vorgartenich hör’s halt tatsächlich ein bisschen anders. natürlich ist da viel los und es ist eine große besetzung, aber bombastisch wird es echt nur kurz vor dem traumhaft leisen finale. viel toller finde ich, wie transparent das arrangiert ist, ohne dass jazz trio, latin percussion, klangfarben der streicher oder gar bill evans in ihren facetten zu kurz kommen. gerade im e-piano-teil: wie er sich da drauf setzt, überhaupt nicht nur was „dazuspielt“, sondern spannung aufbaut – sehr besonders.
mir fällt es auch überhaupt nicht schwer, mich darauf einzulassen. es hat nichts abweisendes oder hermetisches, oder? es fließt eigentlich sehr konsumierbar dahin, trotz der komplexität. aber das hört sicher jeder anders, auch wenn ich jetzt nicht behaupten würde, in solchen jazzklassikfusion-konzepten besonders zuhause zu sein.
Nein, nein, abweisend ist Symbiosis keinesfalls. Man muss diese Platte mir gegenüber auch weder verteidigen noch sie mir anpreisen. Ich hatte Symbiosis sogar mal in eine Top 50 oder Top 100 Liste aufgenommen. Sie ist halt stilistisch nicht nur ein wilder Mix sondern sicher auch im Werk von Bill Evans eine Kuriosität. Und Streicher sind in den Ohren manches Jazzfans ja sowieso ganz schwierig.
Allmusic beschreibt Symbiosis so: „The album runs the stylistic gamut (dtsch: die ganze Skala): there are moments of Philip Glass-like minimalism (!), samba-flavored big-band passages, echoes of the early 20th century Russian composers, Third Stream jazz, lush yet slightly ominous string arrangements and ’70s film music. Throughout, Evans, alternating between acoustic and electric pianos, shimmers and entrances with his inventively lyrical solos. Not your „typical“ Bill Evans album–but that’s what makes SYMBIOSIS such a fine, gently challenging listen.“ um dann aber zu einer nur mittelmäßigen Wertung zu kommen.
Ich hatte die Platte mal 2nd hand blind bzw. taub als Re-Issue mit völlig anderem (und eigentlich irreführenden Cover) gekauft.
Btw: A.C. Jobim Stone Flower ist auch sehr toll! Ein CTI-Highlight.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)