Startseite › Foren › Das Radio-Forum › StoneFM › 08.10.2016: Last Minute Special 6 | Damaged Goods › Antwort auf: 08.10.2016: Last Minute Special 6 | Damaged Goods
Riot Grrrl!
Team Dresch
Fagetarian and Dyke
Personal Best
1994

[Jody] Bleyle hat einmal gesagt, ihr sei es mit der Musik besonders darum gegangen, dass Kids im ländlichen Amerika, dort wo sie keinen Zugang zu den größeren LGBTIQ-Szenen der Städte haben, einen Anknüpfungspunkt finden. In „Growing Up in Springfield“ singt [Kaia] Wilson darüber, in eine Schulfreundin verknallt gewesen zu sein, die für sie betete, Gott möge sie von ihrer Homosexualität heilen. Team Dresch versicherten, dass es okay war, anders zu sein, dass man sich nicht der engen Lebenswelt der Eltern, der Umwelt unterordnen musste. Sie bestanden darauf, dass das Problem nicht die eigene Differenz, sondern das falsche Ganze war, die erzeugte Sprachlosigkeit, die nicht-konforme Lebensentwürfe aber eben nicht unmöglich machte, wie ihre eigene Existenz ja quasi bezeugte, sondern nur erschwerte. Ihre Musik mag für manche konfrontativ gewesen sein, für andere war sie Überlebensstrategie. Sie war nie belehrend, immer aus der eigenen Perspektive formuliert, aber nicht darauf begrenzt. Gerade dass sie sich nicht scheuten, auch über tief sitzende Ängste und Zweifel zu singen, sich erlaubten, darin verletzlich, angreifbar zu sein, sorgte dafür, dass mir die Musik geradewegs in den Magen kroch. Konfus über meine eigene Sexualität lieferten Team Dresch eine Vorlage, nach der Lesbisch-Sein keine seltsame Außenseiterposition, sondern irgendwie sogar cool war. Fast andächtig lauschte ich ihnen, ließ neue Möglichkeiten an mein Ohr dringen, Besitz von mir ergreifen: Zu sich zu stehen statt sich emotional abzudichten, sich nicht wegzumachen, um diesen ganzen wahnsinnigen Zirkus mitmachen zu können. Dass sie so geradeheraus sein konnten, machte mir Mut, mehr ich werden zu dürfen.
(Atlanta Ina Beyer)
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