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The Undertones
Teenage Kicks
Teenage Kicks
EP, 1978

Wenn [in Derry] junge Männer eine Band gründeten, erwartete man eine wütende, toughe Rockband und diese Erwartung hatte erfüllt zu werden. Nun waren die Undertones aufgrund verzerrter Gitarren zwar im weitesten Sinne eine Rockband, aber weder wütend noch tough, und so wurde die berühmte Frage aus „Teenage Kicks“ zum Stein des Anstoßes: „Are teenage dreams so hard to beat?“ Die Antwort lautete naturlich: Ja, das sind sie. Und dass dieser Song über jugendliche Sehnsucht und Unschuld von Teenagern aus Derry stammte, führt umso dringlicher vor Augen, dass jene im Pop als Status quo der Adoleszenz geltenden teenage dreams für diese nordirischen Kids noch einmal von ganz anderer Qualität waren, weil das unbeschwerte Teenager-Leben zwischen Fußballplatz, erster Liebe und Keine-Lust-auf-Schule in ihrer Heimatstadt quasi unmöglich war. Während The Clash einen „White Riot“ forderten und die nordirischen Kollegen von Stiff Little Fingers von einem „Alternative Ulster“ sangen, sehnten sich die Undertones nach ganzen anderen Dingen: „I wanna hold her, wanna hold her tight. Get teenage kicks right through the night”. Statt die extremen Umstände ihres Heranwachsens in aufwühlende Bilder zu packen und sich politisch zu positionieren, fanden sie eine eigentümliche Art des Protestsongs: Eine, die unverfängliche Pop-Themen bedient, um ihr Recht auf Normalität einzufordern. „’cause everybody hates an emergency case”.
(Jan-Niklas Jäger)
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