Antwort auf: Talk Talk – Laughing Stock

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gruenschnabel

Registriert seit: 19.01.2013

Beiträge: 6,129

1. Myrrhman *****
2. Ascension Day *****
3. After the Flood *****

4. Taphead *****
5. New Grass ****1/2
6. Runeii ****1/2

Gesamteindruck: *****

Talk Talk hatten mich nie groß interessiert, bis mein Bruder mir „Spirit of eden“ zu Weihnachten schenkte, weil er glaubte, mir als Proggi-Teen könne das gefallen. So war es auch.
So war es auch klar, dass ich „Laughing stock“ sehr bald nach Erscheinungsdatum erwarb (zum Sonderpreis für 27,95 DM, wie ich noch immer auf dem CD-Cover sehen kann…) – und ab da bekam „Blood of eden“ fast keinen Stich mehr. Ich muss nochmals nachhören, welche Faszination es noch auf mich ausübt, aber „Laughing stock“ hat mich seitdem stets mehr gepackt.
Ich kenne das Album nun seit 25 Jahren, aber heute Abend war der „Laughing stock“-Abend schlechthin. So nahe ging es mir noch nie.
Aber Prog – nee, nee. Es ist mir eben vollkommen klar geworden, dass die Musik im Kern bluesig ist. Blues, Soul- und auch Gospel-Anklänge, that’s the stuff.
Miles Davis macht in seiner Biographie ja wiederholt deutlich, wie angewidert er von der „weißen“ Ausschlachtung originär „schwarzer“ Musik war. Damit hat er sicherlich auch in vielerlei Hinsicht Recht gehabt.
Bei Talk Talk sehe ich das allerdings nicht so. Es ist bekannt, wie krass die Band (allen voran natürlich Mark Hollis) mit „Spirit of eden“ ihren Bruch mit der Pop-Branche zelebrierte. Bei kaum einer mir bekannten Band finde ich so häufig die Rede vom „kommerziellen Selbstmord“ wie bei Talk Talk. Die Jungs haben ihre geldgeilen Plattenbosse richtig gefickt. Das Tolle daran: Es kam in diesem Zuge eine herrliche Musik zum Vorschein, die nichts von Krawallbürsterei o.Ä. verrät.
„Spirit of eden“ war schon toll. Aber „Laughing stock“ – dieses letzte, erfolglose Album ist für mich definitiv die Vollendung der Band-Historie: Es ist mindestens so eigenwillig, aber insgesamt noch vielschichtiger, reifer und – nicht zuletzt deshalb würde ich es statt „Blood of eden“ mit auf die Insel nehmen – rauer.

zuletzt geändert von gruenschnabel

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