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Joachim Kühn Trio „Beauty & Truth“ – Jazzfestival Willisau, 4.9., 14:00 *
Joachim Kühn trat zuletzt 1973 in Willisau auf. Bei seinem neuerlichen Besuch wurde er vom Publikum abgefeiert – für eine Musik, die ziemlich ausgeleiert klang, um nicht zu sagen: abgedroschen. Der Titel des Konzertes, zugleich der Titel der aktuellen CD des Trios, stammt von Ornette Coleman – das Stück erklang früh im Konzert, als angepappter, elegischer Auftakt zu einer Version von The Doors‘ „The End“. Dieses mag als Beispiel gelten, warum Kühn goes EST keine gute Idee ist. Eric Schaefer (der mit dem bejubelten Trio [em] bereits ähnliche Pfade beschritt) hämmerte plumpe binäre Beats, wenn es mal swingen sollte, war das nach Lehrbuch sicherlich korrekt ausgeführt, aber weder von Groove noch von Swing gab es in dem langen Set auch nur die geringste Spur. Überzeugender war Chris Jennings, der Mann am Kontrabass, mit singendem, voluminösen Ton und auch solistisch mit recht guten Ideen. Kühn selbst spielte manchmal nur zusammenhanglose Fragmente, aufgereiht an dem Faden der Pop-Beats – und vom Publikum intensiv beklatscht. Anderswo begann er verhalten, steigerte sich aber rasch zu dichten Arpeggi und hingehämmerten Clustern – es wurde ihm mit lauten Rufen und Pfiffen verdankt. Die Begeisterung, die in der Festhalle herrschte, konnte ich nun leider absolut nicht nachvollziehen – das war zum zweiten, dritten Mal aufgekochter Kaffee, alter Wein in alten Schläuchen, rhythmisch eindimensional, melodisch anspruchslos, das Verarbeiten von Pop-Material hat sich längst auch in Kühns eigenes kompositorisches Schaffen eingeschlichen – was dieses nicht besser macht. Schade, dass ich nicht nach dem tollen Duo-Set von Mat Maneri und Randy Peterson gegangen bin.
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