Antwort auf: Bruce Springsteen

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gypsy-tail-wind
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Hole das mal aus dem Jazz-Hör-Thread hier rüber … und präventiv, nicht dass jemand auf falsche Gedanken kommt, ich fand das Konzert in Zürich sehr, sehr gut und gehe auch wieder ans Konzert, wenn der Boss sich mal wieder herbemüht (obwohl im an der Schweiz natürlich zu recht nicht viel liegt, folgt ja auf der Steuerhinterziehliste bald nach den USA und dem UK, da tritt kein anständiger Arbeiter auf ;-))

 

Friedrich

gypsy tail wind

Friedrich

gypsy tail windgestern Abend, nach dem Konzert vom Boss …

DU warst beim Boss??? Erzähl!

Schon (bzw. leider erst) zum zweiten Mal nach dem letzten Auftritt in Zürich (2012) – diesmal war’s der Abschluss des langen Europa-Teiles der River-Tour … ziemlich tolle Sause mit ein paar Längen (bei 3 1/2 Stunden kein Wunder), ein paar sehr schönen Überraschungen (mein Favorit war „Jole Blon“, aber die souligen Nummern, in denen die Band und der Boss zeigten, was sie sich von Stax und Otis abgeguckt haben, waren auch ziemlich toll) und einem klasse Finale. Hier gibt’s eine Besprechung: http://www.nzz.ch/feuilleton/musik/bruce-springsteen-in-zuerich-sexy-und-lustig-ld.108530

Der Kumpelrock vom Boss wird ja von manchem sich sophisticated gebenden Hörer geschmäht. Ich selbst bekenne mich aber als gar nicht mal so heimlichen Fan zumindest seiner Platten der 70er und frühen 80er – andere kenne ich aber auch nicht. The Wild, The Innocent & The E. Street Shuffle ist für mich vielleicht die Platte einer heißen sommerlichen Samstagnacht und Nebraska die Platte eines langen kalten Winters. Leider habe ich den Boss nie live gesehen. Boss, lass Amerika nicht mit Donald Trump alleine! Dein Land braucht Dich jetzt! ?

 

gypsy tail windEin gewisser Zwiespalt öffnet sich bei mir da ja schon … ich habe die Alben bis zu „The Rising“ da, mag aber auch v.a. die frühen (bis und mit „The River“) und dann wieder „Nebraska“, von den späteren kenne ich aber bisher nur „Tom Joad“ einigermassen gut (ich war damals auf dem Gymnasium und eine liebe Kollegin etc. – aber damals empfand ich Springsteen noch als sowas wie einen Arme-Leute-Dylan-Abklatsch) … wenn ich neulich irgendwo las, dass Van Morrison über Springsteens Stage Act empört gewesen sei, weil er von ihm geklaut habe, dann öffnen sich da Abgründe, über die ich gar nicht erst nachdenken möchte, bei allem Respekt für Morrison, aber den Soul und den Gospel und den Jazz und den Blues hat er nun nicht gerade im Alleingang erfunden … und davon ist dann eben auch bei Springsteen etwas … „41 Shots“ und dann irgendwelche Trucker-Idyllen (klar mögen die gebrochen sein usw., mir ist auch klar, dass „Born in the USA“ keine Jubelhymne auf Trumps „great again“ ist) direkt daneben, das ist schon irgendwie hart, und wenn er sich dann ein paar Songs danach wieder an Otis Redding abarbeitet und die mächtige E Street Band ihren stampfende Adaption des Memphis Soul zum besten gibt … klar, das ist die grosse Show und es macht auch mächtig Spass, aber die kritischen Gedanken zogen mir diesmal (im Gegensatz zu 2012) schon während dem Konzert manchmal durch den Kopf.

 

FriedrichSpringsteen ist sowas von amerikanisch, dass er für Europäer sicher nur schwer ganz zu verstehen ist. Da ist der Patriotismus, die blue collar Mentalität, der Amerikanische Traum aber gleichzeitig ja auch die Reflexion darüber. Born In The USA beschreibt ja gerade das Scheitern an diesen Idealen, aber auch das Sich-immer-wieder-daran-abarbeiten. Das ist sein Thema! Nebraska: Großartig, aber eigentlich singt er da von seiner Verzweiflung an Amerika. Bei den ersten drei Alben herrschte noch Optimismus … Ich deutete es ja an: Ich denke Springsteen und Trump sind vermutlich natürliche Feinde. Und dass Springsteens große Vorbilder u.a. Dylan und Morrison sind, spricht er ja selber offen aus. So what? Auch die hatten Vorbilder, von denen sie schamlos abgekupfert haben. Gerade Dylan und Morrison sind ja auch romantische Helden für ihn, die aus den anscheinend vorgegebenen Lebenswegen ausbrachen und den Weg in eine anderes Leben zeigten. „Elvis freed the body, Dylan freed the mind.“ sagte er in seiner R’n’R of Fame-Rede über Bob Dylan.

 

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