Antwort auf: Edgar Wallace

#9907191  | PERMALINK

nick-longhetti

Registriert seit: 08.07.2011

Beiträge: 655

09. Blue Hand (1925)
dt. Ausgabe „Die blaue Hand“ erstmals 1928 bei Goldmann, Leipzig

 

So sehr der Roman in seiner Grundstruktur dem hier bereits vorgestellten „The Hand of Power“ ähnelt – ungeahnt reiche Erbin, durchtriebener Schurke, unsicherer Held, Finale auf See – so sehr unterscheidet er sich in den Feinheiten, konzentriert sich auf patriachalische Strukturen im vergangenen Jahrhundert statt moderner Maskulinität.
Und die eindruckvollste Figur ist diesmal nicht die Heldin, sondern die Mutter des Schurken:
Unterdrückt vom eigenen Vater, unglücklich verheiratet und mit einem grausamen Sohn gesegnet, ebenso Sklavin ihrer Drogensucht wie des Zöglings. Am Ende wächst sie, randvoll mit Morphium, noch einmal über sich hinaus und versucht das Machtverhältnis im Hause wieder zu geradezurücken – es gelingt ihr nicht und als sie dieser Überdosis erliegt, bleibt nur die vage Ahnung zurück, dass alles auch anders hätte kommen können.
Ansonsten gibt es eine äußerst zärtliche Romanze, mit einem Helden, der von seinen Hormonen getrieben, überschwänglich durch ein sommerliches London läuft, sich an jeder Blume, jedem Duft, jedem Sonnenstrahl erfreut und kleine Hunde vor der Vivisektion rettet – Liebe für Tier und Umwelt, auch ein bislang noch nicht gewürdigtes Wallace-Thema. Fein.

--

We are all failures, at least the best of us are.