Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

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à propos

7. november 1969. das quintett auf dem berliner jazzfest. das publikum ist gekleidet wie des zweite quintett (alle herren im anzug), die band dagegen mit obskuren westen, legeren hemden, halstüchern (geht bei dejohnette bis zu den knien). miles in weinrot und schwarz, lederweste mit fransen, das nietenarmband mit uhr, orange-rotes halstuch, wahnsinnig hip, ganz schlank, meist mit nach hinten gebogenem oberkörper, eine erscheinung. coreas kleinen klavierkasten kann man kaum ernst nehmen, de johnettes drum kit ist super rudimentär (nur 2 becken und zwei toms neben snare und bassdrum).

das programm ist jetzt mustergültig für die nächsten jahre: directions/bitches brew/it’s about that time/i fall in love too easily/sanctuary/the theme. die grooves sind jetzt so angespannt funky angelegt wie auf den studioaufnahmen, gehen aber ab dem shorter-solo in etwas völlig freies über. shorter hat für jedes solo exakt eine idee, an der er festhält, wobei er zwischendruch von der rhythm section impulse aufgreift und sie einbaut. corea hat dann völligen freifahrtschein (meist mit holland zusammen). nach dem abgang, nach 45 minuten, ein ratloses publikum, ungefähr die hälfte klatscht nicht (quasi alle über 30). vielleicht ist die band auch cooler, weil sie in der philharmonie von der mitte in den raum hineinspielt – in paris sieht das alles mehr „nach vorne“ aus.

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