Re: Bob Mould

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saffer38

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Und hier noch ein paar interessante Statements von Bob aus einem Interview mit dem österreichischen Standard:

Auf die sehr theoretische Frage, ob er eine Idee habe, wie viele Bands sich wegen Hüsker Dü formiert hätten, übt sich Bob Mould in Bescheidenheit: „Oh, well, ich weiß von ein paar Bands, die das behaupten. Das schmeichelt natürlich, aber so etwas war nie unser Anliegen. Wir waren gerade Mitte zwanzig und hatten genug mit uns selbst zu tun.“

Zwei jener Bands, die immer betont haben, dass das US-Trio Hüsker Dü als maßgeblicher Geburtshelfer für sie fungiert hatte, waren Nirvana und die Pixies. Bob Mould stand Hüsker Dü als Gitarrist und Sänger vor, kongenial unterstützt von dem eben- falls singenden Schlagzeuger Grant Hart und Bassmann Greg Norton.

Gegründet 1979, gelten Hüsker Dü mit wenigen anderen Bands als die Wegbereiter für Grunge und Alternative Rock. Während ihres kurzen Bestehens revolutionierten sie den aus dem Punk kommenden Hardcore, indem sie ihn an die Melodien des Pop anschlossen und so gleichermaßen hochenergetische wie melodiöse Alben produzierten. Werke wie Zen Arcade, New Day Rising, Flip Your Wig oder Candy Apple Grey zählen zu den wichtigsten Rockalben der 80er-Jahre, sie sind Klassiker der Moderne.

Zum Thema Hüsker Dü: „Man hat uns tatsächlich Unsummen geboten, aber ich bin heute ein anderer Mensch als damals. Nach all dem bösen Blut und den Enttäuschungen nach dem Ende überwiegen heute die positiven Erinnerungen an die Zeit mit Hüsker Dü. Das soll so bleiben. Es war hart genug. Außerdem möchte ich nicht als Oldie-Act herumtingeln“, sagt Mould und legt grinsend nach: „Ich könnte gar nicht mehr so schnell spielen und so laut schreien wie damals.“

Statt sich also alte Verdienste neu bezahlen zu lassen, wie es Zeitgenossen wie Dinosaur Jr., Gang Of Four, Mission Of Burma oder die Pixies tun, hat Bob Mould ein neues Album veröffentlicht: Body Of Song – ein mächtiges Rockalbum und sein bestes seit zehn Jahren.

Stilistisch knüpft er damit an jene Werke an, die er in den 90ern mit seiner Band Sugar und unter seinem Namen veröffentlichte: darunter Top-Ten-Alben. Zu Beginn des neuen Jahrtausends wandte sich der heute in Washington, DC, lebende Musiker der Elektronik zu und verstörte mit Alben wie Modulate und unter dem Synonym Loudbomb alte Fans – ohne einen neuen zu gewinnen.

Zu „Modulate“ und dem „Loudbomb“-Projekt : „Ja, das Feedback und die Verkaufszahlen hätten deutlicher nicht ausfallen können. Aber für mich war es ein notwendiger Entwicklungsschritt. Ich wollte damals ja nie wieder ein Rockalbum aufnehmen. Nun ist es zwar anders gekommen, aber ohne meine Auseinandersetzung mit elektronischer Musik würde mein neues Album anders klingen – weniger modern, wenn man das selber behaupten darf.“

Zu seiner DJ-Homebase in Washington: „Blowoff ist ein Schwulenclub, bei dem wir von Gitarrenrock bis House alles auflegen. Er ist ein gutes Testgebiet für Remixe – etwa meinen für die Band Interpol.“

Zum Thema Alterweisheit und inneren Frieden: „Ich kann immer noch sehr strikt sein, und es läuft genug schief in der Welt, um einem die Laune zu verderben. Aber es stimmt, ich bin heute großzügiger mir selbst gegenüber – das wirkt sich natürlich auf meine Musik aus.“

ZUr Ankündigung erstmals auf der Tour auch HüDü-Songs in voller Bandbesetzung erstmals wieder zu spielen: „Irgendwann sagte ich mir, verdammt, es sind meine Songs, also spiele ich sie auch.“

Und abschließend zur Frage, warum Body Of Song bei einem Independent-Label veröffentlicht wird?
„Yep Roc fragte vor zwei Jahren bei mir an. Bloß hatte ich damals kein Album. Nun war es so weit. Body Of Song genießt dort oberste Priorität. Undenkbar bei einem Major. Der würde eine Single auskoppeln, und wenn diese nicht abhebt, würden sie mich fallen lassen und sich mit derselben Leidenschaft dem nächsten Thema zuwenden. Dafür bin ich nicht blöd genug.“