Re: Beyoncé – Lemonade

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jan-lustiger

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nail75Das ist eine sehr bequeme, sehr weiße Position, die sich in Peine sehr viel leichter durchhalten lässt als beispielsweise in Washington D.C.

Das stimmt, aber illegitim wird captain kidds Kritik dadurch nicht. Man sollte nicht alles verklären, was mit schwarzer Bürgerrechtsbewegung zu tun hat, sonst nimmt man ihr die Möglichkeit, ihre eigenen Linien durch einen Reflexionsprozess zu definieren. Das war schon zu Zeiten von Malcolm X und Martin Luther King Jr so. Natürlich traf ersterer völlig nachvollziehbarerweise auch einen Nerv, die Politik der Nation of Islam wird dadurch aber nicht weniger reaktionär. Der Captain drückt sich, wie so oft, zwar sehr überspitzt aus, aber was er anspricht, ist durchaus kein uninteressanter Diskussionspunkt, wenn nicht sogar ein wichtiger.

Da Irrlicht kurz die Wirkungsgeschichte des Hip Hop anreißt: Das Gelungene an Kendrick Lamars letzter Platte war ja eben, dass er den zwischen diesen beiden Polen (separatistische vs. integrationistische Emanzipierung) stattfindenden internen kulturellen Kampf weder verherrlicht noch zur Seite gekehrt, sondern sich damit auseinandergesetzt, seine Zerrissenheit thematisiert und ihn in einen persönlichen Bezug gesetzt hat. Wie sich Beyoncé da jetzt genau positioniert, weiß ich nicht, weil ich das Album noch nicht gehört habe. Aber ihre Wahl, eine subversive Aussage etwa durch Black-Panther-inspirierte Outfits zu verbildlichen, kann man durchaus mal hinterfragen, denn Black Nationalism ist nun mal eine höchst fragwürdige Ideologie, die sich de facto für Rassentrennung ausspricht. Und um das kritisch zu beleuchten, muss man auch kein rechter Tea-Party-Spinner sein, der denkt, sie wolle damit einen Rassenkrieg anzetteln.

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