Re: Konzertimpressionen und -rezensionen

#9788275  | PERMALINK

soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

Registriert seit: 02.12.2013

Beiträge: 56,393

Gestern Abend Tag 2 der „Festliche Tage Alter Musik“ (dies ein sinniger Titel für die präsentierten „Neutöner“, deren Werke oft bereits vor 100 Jahren entstanden ist)

Das Programm und die Interpreten (im Schubert-Saal der Konzerthauses Wien)

Klangforum Wien
Anna Maria Pammer Sopran
Joonas Ahonen Klavier

Lothar Knessl Moderation

Pavel Haas
Bläserquintett op. 10 (1929)

Leo Ornstein
No Man’s Land op. 41/1 (Poems of 1917) (1917)
The Sower of Despair op. 41/2 (Poems of 1917) (1917)
The Orient in Flanders op. 41/3 (Poems of 1917) (1917)
The Wrath of the Despoiled op. 41/4 (Poems of 1917) (1917)
Night Brooding over the Battlefield op. 41/5 (Poems of 1917) (1917)

Józef Koffler
Die Liebe op. 14 (1931)

***

Gideon Klein
Partita. Streichtrio (1944)

Alexandre Tansman
Septett (1932)

Ein wirklich äusserst interessanter Konzertabend, welcher durch die Moderation der einzelnen Stücke durch den Grandseigneur der Neue Musik, Lothar Knessl (seine Radiosendungen „Studio Neuer Musik“ und „Zeit -Ton“ waren für mich zu dieser Musikrichtung frühe Schule und Inspiration ….) zusätzlich Wert bezog.

Für sich genommen war jeder Programmpunkt hörenswert – famos geriet das Bläserquintett von Pavel Haas (in Vermengung der Abgrenzung zu seinem Lehrer Leos Janacek und der tiefen Verbundenheit zur mährische Voklsmusik), berührend verwirrend die Poems für Solo Piano von Leon Ornstein (12Ton Sequenzen mit partiell zersägenden Clustereinschnitten, diese stupend dargelegt von Joonas Ahonen – wohl ein „Star In The Making“), berückend schön die fragile Liebeskantate von Józef Koffler mit in den Gesang verwuchernder Begleitung (oder begleitet da die Stimme ?) durch Klarinette + Bratsche + Cello, faszinierend das in seiner Lebensgier fast wundersam wirkende wirkende Streichtrio von Gideon Klein (welches im KZ Theresienstadt entstand) und trefflich das in Septettform gefasste Stravinskyamalgam von Alexandre Tansman ….

Wie bereits am Vorabend entstanden in meinem Kopf einige Querverästelungen zu Kompositionen und Arrangements im Jazz (zB am Vorabend eine Sequenz von Alban Berg, welche ich 1:1 in einer Komposition von Lester Bowie`s Brass Fantasy wiederfinde) …. ich meine da wurde schon öfter mal ordentlich „hingehört“ ….

Zitat des Abends (courtesy Leo Ornstein)

Wenn ich mich quer über die Tastatur des Klaviers lege …. was soll ich danach noch spielen ….„?

--

  "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)