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JIMMY GIUFFRE 3
6. Carla (Paul Bley)
Jimmy Giuffre (cl), Paul Bley (p), Steve Swallow (b)
New York, New York, 4. August 1961
von: „Jimmy Giuffre 3, 1961“ (ECM, 2 CD, 1992; ursprünglich auf: „Thesis“, Verve, 1961)
Wir bleiben bei Carla Bley (née Borg), Bleys erster Ehefrau. Die Ehe hielt nicht lange, doch musikalisch blieb Paul Carla bis zum Ende treu. Hier hören wir einen schlichten Blues aus Paul Bleys Feder, „Carla“ betitelt. Wir sind erneut beim den Jimmy Giuffre 3, beim zweiten der Verve-Alben, die Giuffre mit dem widerwilligen Creed Taylor im Kontrollraum praktisch selbständig produzierte. Das Thema wird im halben Tempo zweimal gespielt, dann fällt Swallow in einen 4/4-Walking-Bass, Bley spielt das erste Solo, Giuffre steigt begleitend ein, es entspinnt sich ein Dialog. Das ist kein schwarzer Blues, hat mit dem Mississippi-Delta oder Chicago wenig zu tun, eher drängt sich die Parallele zu Giuffres früheren ruralen Funk-Stücken auf. Die Referenz bleibt abstrakt, wir sind erneut auf der grossen Fläche, dem Spielfeld, das alle Möglichkeiten enthält und erlaubt, das dem Spieler aber mit dieser Freiheit auch eine riesige Verantwortung aufbürdet, denn es gibt auf dieser Fläche höchstens ein dürres Bäumchen, keinen Felsbrock, hinter dem man sich verstecken könnte, wenn Godot doch nicht kommt. Das ist quasi schmerzfreier Blues, der dennoch melancholisch ist – klingt ein Sehnen an, das Wissen um einen Verlust? Die Musik der Giuffre 3 ist existentialistisch und existentiell.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba