Re: Die besten Konzerte 2016 (so far)

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stefane
Silver Stallion

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stefane01) Mark Olson & Ingunn Ringvold – 20.2.2016 – Stuttgart, Laboratorium ****
02) Hannah Epperson – 29.1.2016 – Stuttgart, Laboratorium ***

01) Mark Olson & Ingunn Ringvold – 20.2.2016 – Stuttgart, Laboratorium ****
02) Sacri Cuori – 27.2.2016 – Stuttgart, Laboratorium ****-
03) Daniel Norgren – 26.2.2016 – Schorndorf, Manufaktur ****-
04) Hannah Epperson – 29.1.2016 – Stuttgart, Laboratorium ***

Up next: Tindersticks, Holly Golightly, Kinky Friedman.

Daniel Norgren letzten Freitag in der sehr gut gefüllten Manu. Erstaunlich viele Besucher U30; irgendwas muß ich hier verpaßt haben, kannte Daniel Norgren vorher nur sehr rudimentär und bin eigentlich nur wegen der gut klingenden Ankündigung im Manu-Programmheft zum Konzert gegangen … und sollte es nicht bereuen.
Was erst mal sympathisch ist: alle Bandmitglieder – Daniel Norgren (Gesang, Gitarre, Piano, Akkordeon, Mundharmonika), Anders Grahn (Kontrabaß, Orgel), Pelle Nyhage (Drums, Orgel) – und auch der von der Band mitgebrachte Soundmann und Daniel Norgrens als Tourmanager fungierender Bruder tragen wunderbare Matten und/oder Bärte … hach: „Those were the good old days“.
Die Musik ist irgendwo eine Mischung aus Blues, Folk, Americana, auch Versatzstücke von schwerem, kantigem Southern Rock schleichen sich ein, immer wieder aber auch Soul. Das alles klingt beseelt, lässig, ursprünglich, und wird leidenschaftlich, emotional, dringlich und schnörkellos gespielt. Sowohl Daniel Norgrens Stimme als auch sein Gitarrenspiel haben viel Soul, einige Songs sind wunderbar mit fließenden Melodien, und alles ist eher melancholisch, dunkel, atmosphärisch dicht, insgesamt irgendwie sehr deep, gestützt von Daniel Norgrens leicht verwitterter Stimme.
Höhepunkt für mich das Centerpiece des Konzerts, das zehnminütige, jamartige Gitarrenmonster „Moonshine Got Me“. Danach legt Daniel Norgren die Gitarre weg und setzt sich für 5 Songs nacheinander ans Piano, diese Songs alle eher balladesk und gleichförmig, weshalb der Spannungsbogen des Konzerts etwas abflacht; hätte ich eher zwischen die lauteren, schnelleren Stücke eingestreut und nicht en bloc gebracht. Danach werden Tempo und Intensität aber wieder deutlich angezogen und das Konzert endet beinahe euphorisch.
Fazit: sehr lohnendes Konzert eines mir bisher nahezu unbekannten Künstlers.
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Letzten Samstag Sacri Cuori, die selbsternannten „Bastard children of Fellini“, im einigermaßen gefüllten Stuttgarter Lab, wo ich sie vor 3 Jahren zuletzt als Begleitband von Hugo Race gesehen hatte.
Sacri Cuori – Antonio Gramentieri (Gitarre), Francesco Checco Giampaoli (Baß), Diego Sapignoli (Percussion), Francesco Valtieri (Baritonsaxophon) – stammen aus der Romagna und spielen eine ziemlich einzigartige und abenteuerliche Mischung aus Desert Rock und Surfmusik, durchsetzt mit Trash-Rock’n’Roll, Bossa, Chanson und Exotica, und im Hintergrund immer dieser Spaghetti-Western-Sound, beeinflußt von Soundtrack-Komponisten der 60er/70er-Jahre wie Nino Rota, Ennio Morricone oder Riz Ortolani. Dazu kommt bei manchen Songs durch das Baritonsaxophon eine gehörige Prise Morphine. Über allem liegt dann diese durchdringende Stimmung von Nostalgie; und trotzdem ist das alles so spielend, leichtfüßig, federnd, v.a. auch durch das phantastische Spiel von Antonio Gramentieri an der Gitarre und den Variationsreichtum des Percussionisten Diego Sapignoli.
Bei ungefähr der Hälfte der Songs wird Sacri Cuori unterstützt von der australo-italienischen Sängerin Carla Lippis, die auch auf der neuen Platte „Delone“ mitgewirkt hat, und die eine große Portion Drama mit ins Spiel bringt.
Am Ende steigt dann noch der mehr oder weniger zufällig anwesende Chris Eckman für einen Song mit ein.
Wunderbares Konzert.
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"Bird is not dead; he's hiding out somewhere, and will be back with some new shit that'll scare everybody to death." (Charles Mingus)