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Da das neue Heft wieder pünktlich vorliegt und mittlerweile sogar bei Karstadt verkauft wird, scheint die Auflagenentwicklung nicht unerfreulich zu verlaufen (weiß jemand genaueres?). Das heißt, MINT bedient wohl eine hinreichend große Klientel. Bei einer Plattenbörse neulich lief beinahe jeder zweite mit dem am Eingang erstandenen Heft unterm Arm herum. Mit einigen kam ich auch ins Gespräch (hauptsächlich Händler) und es ergab sich, daß keine zwei von ihnen auch nur ähnliche Ansprüche an die Publikation hatten. Die thematische Ausrichtung dürfte daher auch in der Redaktion noch nicht ausdiskutiert sein. Man versucht eben, möglichst vielen potentiellen Lesern etwas zu bieten und verzettelt sich dabei. Ich kann mir kaum vorstellen, daß die Zeitschrift von Leuten gekauft wird, die sich für „Vinyl-Kunst“ interessieren, für sündhaft teure Photos von Plattenspielern zum Aufhängen, für kunstgewerbliche Bastelarbeiten aus Vinyl (Uhren! Urnen!) und dergleichen musikfremden Mumpitz. Auch die kindische Ansprache („Frag Dr.Mint“, etc.) stößt übel auf, wie überhaupt oft die generelle Sprachgebung („Vinyle“! „Vinyls!“). Niemand, der bereits vor dem CD-Boom mit Schallplatten zu tun hatte, würde sich einer so falschen Begrifflichkeit bedienen. Man wendet sich also offenbar primär an junge Leute, die erst in den letzten Jahren ein Faible für Vinyl entwickelten, warum auch immer. Besonders ärgerlich ist die dauernde Gleichsetzung von Vinyl mit LPs, das zieht sich durchs Heft und spricht Bände. Deine Befürchtung, daß man künftig den Hardware- und Equipment-Tests mehr Platz einräumen wird, teile ich. Es stößt auch unangenehm auf, daß Labels nur dann ausführlich vorgestellt werden, wenn sie Gimmicks produzieren. Die Plattenbesprechungen sind von mäßiger Qualität, aber – abgesehen vom peinlichen Howlin‘ Wolf-Fiasko – meist auch nicht schlechter als in vergleichbaren Magazinen (besser jedenfalls als in „eclipsed“ oder „Good Times“: Kunststück!). Trotz alledem, da stimme ich Dir zu: gut natürlich, daß es MINT gibt. Es lohnt, das weiterhin aufmerksam zu verfolgen.
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