Re: Adele – 25

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herr-rossi
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Wenn man mal die mediale Überpräsenz ausblendet, finde ich „25“ insgesamt deutlich weniger aufdringlich als „21“. Ein ehrliches, authentisches Pop-Album.;-) Ein paar Tracks wie „I Miss You“ und „River Lea“ sind wieder die Art Bombast, die Florence Welch besser beherrscht. Mit „Send My Love“ gelingt Adele, Max Martin und Shellback kein auch nur annähernd so präziser und böser Track wie „Blank Space“ (Swift/Martin/Shellback), aber ein wenig Leichtigkeit steht Adele ganz gut. Überzeugend finde ich es, wie der große Greg Kurstin mit ihr auf “Million Years Ago“ eine schön wehmütige Ballade zaubert, die an „Suicide Is Painless“ erinnert (nicht meine Erkenntnis …) und im wesentlichen auf Stimme und akkustische Gitarre setzt. Richtig groß ist “When We Were Young“, an dem der noch relativ unbekannte Tobias Jesso mitgeschrieben hat. Das ist wirklich exzellent geschrieben und berührend interpretiert.

Chet“21″ ist mal eines der wenigen Beispiele, bei denen man bei einem bombastischen kommerziellen Erfolg (der einfach irre in jeder Hinsicht und entgegen aller Mechanismen des Musikmarkts ist) eines Albums trotzdem uneingeschränkt von einem Meisterwerk sprechen kann. Es gab sicher auch 1969 Leute, die ähnliches über „Dusty in Memphis“ gesagt haben… und 30 Jahre brauchen, um es auf eine Bestenliste zu setzen.

„Dusty In Memphis“ war kommerziell ein kompletter Flop und hat seinen Klassikerstatus erst im Laufe der Jahre erworben. Dass der Erfolg von „21“ allen Marktmechanismen entgegenstand, kann man wirklich nicht behaupten. Ein Erfolg dieser Größenordnung ist nicht planbar, aber hier kamen einige Faktoren zusammen, die das Phänomen zumindest ansatzweise erklären.

Amy Winehouse hatte „Retro-Soul“ (ja, problematischer Begriff) zum großen Thema gemacht, konnte aber den Nachfolger für „Back To Black“ nicht mehr vorlegen. Bei „21“ ist man erkennbar in diese Lücke gestoßen. Und hat dabei den richtigen Ton für den Mainstream getroffen, insgesamt eine zeitgemäße Produktion, aber genügend Soul-Anklänge, dass der Hörer das Gefühl haben durfte, es hier mit „richtiger Musik“ zu tun zu haben. Dass Paul Epworth als Produzent auf allen Mainstream-Hochzeiten tanzt, Ryan Tedder von OneRepublic und Dan Wilson von Semisonic als Co-Autoren dabei waren und auch Credibility-Mann Rick Rubin mit Soul eigentlich nichts zu tun hat, störte dabei niemanden. Mich auch nicht, aber dass selbst die, sagen wir mal, extrem konservativen Teilnehmer der RS-Lesercharts, die sonst nur Dylan/Wilco/Young&Co. schätzen, das Album auf #1 wählten, war schon erstaunlich. Irgendwie verbreitete sich das Gerücht, diese Adele sei „anders“ als die anderen geschminkten Pop-Sternchen. Sie selbst hat ja jetzt im RS-Interview gesagt, dass sie es hasst, als Gegenentwurf zu Miley & Co. in Anspruch genommen zu werden. Und dass ihr Erfolg natürlich auch etwas mit ihrem Aussehen zu tun hat …

RockingRoll… ich gebe **** wegen Hello.

Und für den Rest?

Elmo Zillerwem Adele stilistisch ein bisschen zu limitiert ist: Ten Second Songs 25 Style Cover

Sehr gut!

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