Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Masabumi Kikuchi › Re: Masabumi Kikuchi
wie ich mir schon dachte, klappt es relativ gut, von andrew hill wieder zu kikuchi zurückzukehren. wenn das album mit dem bandnamen und TRIANGLE eintreffen, habe ich tethered moon komplett, ansonsten sind auch hier und da noch sachen in meine sammlung gewandert, so dass ich jetzt in die zweite phase gehen kann.
damit hatte bei mir ja eigentlich alles angefangen; strenggenommen nach dem piaf-album von tethered moon, das ich mal ausgeliehen hatte – dies hier habe ich mir danach gekauft, weil ich ein bisschen auf eine straightere rythm section gebaut habe, was natürlich belohnt wurde. kikuchi, das verstehe ich auch jetzt erst, hat damals wohl mit akustischen jazzfunk-geschichten experimentiert, wovon das umstrittenste ergebnis wohl das späte hino-kikuchi-quintett-album ist, aber auch der tolle mount-fuji-liveauftritt, den redbeans mal verlinkt hat, gehört da rein.
auf FEEL YOU gibt es ein paar sachen in die richtung, sehr lockere grooves, in denen kikuchi erst mal ein paar akkorde hin und her schiebt, bis irgendwas davon passt, dann heizt sich alles mal kurz auf und wird dann ausgefaded (den rahmen ergeben zwei versionen des „stücks“ „pain killer“). überhaupt wirkt vieles wie eine jam session hier, man hört am anfang auch mal, wie jemand sich hinsetzt, es wird geredet, irgendwomit angefangen. jetzt ist genus ja kein peacock, muss aber manchmal hier so eine rolle übernehmen, aber meistens geht das schon sehr gut auf und hat etwas prozesshaftes, das aber immer auch zu etwas tollem führt.
überragend dann die beiden standards, mit die schönste version, die ich von „It never entered my mind“ kenne, und dann die sexy verlangsamte meditation über „willow weep for me“.
hiermit wiederum habe ich bisher die größten schwierigkeiten. das ist die 2005er aufnahme des „ko projects“, also vom duo kikuchi & osby, die redbeans, so habe ich es in erinnerung, wohl ganz gut gefällt. ich komme da überhaupt nicht rein, obwohl ich mit beiden spielern sehr vertraut bin. ich habe weder einen schlüssel für die tonsprache der beiden für sich, noch höre ich, worin hier eigentlich die synergie bestehen könnte. kikuchi geht null auf die rhythmischen angebote von osby ein, sucht irgendwelche akkorde, die aber nicht weiterentwickelt werden, die osby deshalb meistens auch nur so halb beachtet. auch die version von „round midnight“ überzeugt mich nicht – am ehesten kikuchi solo am ende mit dem „bye-bye song“, da verstehe ich dann wieder alles.
ich muss der aufnahme aber wohl auch nochmal eine zweite und dritte chance geben.
ganz anders dieses duo hier, wenig später aufgenommen (2007 erschienen). hier werden viel mehr lücken gelassen, kikuchi begleitet den trompeter eher wie er auch merrill begleitet, minimal, dann aber in richtigem momenten allem nochmal eine neue richtung gebend. es gibt auch hier eher freie sachen, dann auch mehr abgesprochenes, beide gehen zurückhaltend und doch riskant miteinander um, es hat – vom material her – alles einen größeren „jazz“-stempel als mit osby.
in der mitte kommt dann plötzlich „i fall in love so easily“ – und da hält man wirklich für 12 minuten den atem an (naja, fast). ein ausgedehnter moment, in dem die welt still steht. hinos ton ist traumhaft in sich ruhend, ganz unprätentios, und dann kommt so ein unfassbares kikuchi-solo, in dem nichts mehr ans thema erinnert, alles nur noch atmosphäre ist, einzelteile im raum verteilt werden und man beim zuhören verwandelt wird – und dann steigt hino wieder ein, gänsehaut. „diane“-reinkarnationen.
danach kommen zwei solostücke (beide toll) und nochmal das freie titelthema. in japan wurde EDGES preisgekrönt, im westen kam das wohl gar nicht raus. große entdeckung.
--