Re: Masabumi Kikuchi

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friedrich

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vorgarten

ein wirklich tolles album. friedrichs beschreibung vom wechsel von anspannung und entspannung trifft es schon sehr gut, obwohl hier alles noch im rahmen bleibt. zwischendurch swingt es durchaus. bei kikuchi wundert es mich, wie tief sein spiel werden kann, voller dunkler komplexer akkorde, dann kann ihn peacock gar nicht mehr herausfordern. aber gerade der bass hier ist großartig, immer latent funky.

kikuchi hat in den liner notes zu seinem (und motians) letzten albums SUNRISE was über die entstehungsgeschichte von FIRST MEETING geschrieben. demzufolge geht die „methode“ auf ein mehrtägiges engagement von peacock und kikuchi in einem club zurück, während dessen der pianist die lust verliert, standards herunterzuspielen und peacock bittet, auf seine rubato-vorgaben einfach zu reagieren. motian kannten beide gut und die session bezahlte kikuchis japanischer produzent. geprobt wurde nicht. winter & winter hat die aufnahmen aber erst veröffentlicht, nachdem die kurt-weil-cd draußen war.

Ich mache mal mit dem Masabumi Kikuchi-Gedenkhören weiter:

Masabumi Kikuchi – Feel You (1993)

Masabumi Kikuchi : p; James Genus: b; Victor Jones: dr

Cover und Titel der CD könnten banaler kaum sein, die Musik ist es zum Glück nicht. Das klingt so, als hätte sich bei Tethered Moon eine klarere Form herauskristallisiert. Es gibt auch hier gelegentlich dieses Stochern und Suchen, aber insgesamt klingt das schon viel flüssiger und gefälliger.

MKs Beschreibung der Entstehungsgeschichte von FIRST MEETING bestätigt ja meine Vermutung, dass das eigentlich eine gemeinsame Probe, also work-in-process war. Dieses aus-dem-Ruder-laufen und sich mal verlieren aber am Ende gerade-mal-eben-noch-die-Kurve-kriegen ist also offenbar eher Versehen als Absicht. Kein Wunder also, dass die Aufnahme jahrelang im Archiv verstaubte. Und paradox, dass wir gerade diese vermeintlichen Unzulänglichkeiten von FIRST MEETING als besondere Qualität hören. Scheitern als Chance oder so.

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)