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THE JAZZ MESSENGERS
4. Infra-Rae (Hank Mobley)
5. Nica’s Dream (Horace Silver)
Donald Byrd (t), Hank Mobley (ts), Horace Silver (p), Doug Watkins (b), Art Blakey (d)
Columbia 30th Street Studio, New York, 6. April 1956
von: The Jazz Messengers (Columbia; CD: Columbia/Legacy)
Was bei den Jazz Messengers beginnt ist eine Entwicklung, die Musiker wie Jackie McLean, Tina Brooks und andere ein paar Jahre später zu einer „true fusion of black pop culture’s cathartic possibilities and intense physicality with ‚Art‘ of the most demanding kind“ perfektionieren sollten. Rosenthal, von dem das Zitat stammt, spricht von „The Power of Badness“, er beschreibt „a universe where hip street attitudes and ‚a tragic sense of life‘ intersect“.
Wir hören die Messengers ein paar Monate später mit ihrem selbstbetitelten Columbia-Album. In einem ersten personellen Wechsel hat Donald Byrd an der Trompete Kenny Dorham ersetzt. Infra-Rae verkörpert – im schnellen Tempo – all die Tugenden der Band, ihre grossen musikalischen Fähigkeiten, ihre Hipness, wir hören Byrds kaltes Feuer, ein knappes Statement von Horace Silver mit einer Verbeugung vor „Bei mir bistu shein“ (Nr. 1), danach des Komponisten samtenes Tenor und dahinter Blakey, der zu grosser Form aufläuft. Und wir hören ein Arrangement, das ein tolles Schlagzeugsolo wenigstens zu Beginn in die Band einbettet.
Die Verbindung von Bebop und populärer Tradition, die Blakey, Silver und die anderen Messengers los traten, bezog neben Blues und Gospel auch afro-kubanische Einflüsse mit ein, wie wir in Silvers unsterblichem Nica’s Dream hören. Silvers Meisterschaft, für Trompete und Tenor zu schreiben, ist bis heute kaum übertroffen, sein effektives, oft reduziertes und repetitives, stark rhythmisiertes und von funky Dissonanzen geprägtes Klavierspiel verkörpert den Hard Bop schlechthin. Widmungsträgerin des Stückes ist Baroness Pannonica („Nica“)de Koenigswarter, Spross der Rothschild-Dynastie mit einem Herz für Katzen und Jazzmusiker. Die Performance zählt zum schönsten, was der Jazz zu bieten hat. Mobley stösst zwischen seinen Phrasen auch mal einen Seufzer aus, Byrd lässt Einflüsse wie Freddie Webster, Fats Navarro und Clifford Brown aufblitzen. Silver swingt wie der Teufel, aber ohne etwas Soul kommt er natürlich nicht aus. Blakey spielt den Latin-Beat auf der Kuppe des Beckens und wechselt ab und zu mit demselben Pattern aufs Tom-Tom oder auf die Bass-Drum – seine Meisterschaft, was Klangfarben und Schattierungen betrifft kommt auf diesem Stück wohl noch schöner als zuvor zur Geltung. Eine schöne Anweisung, die Blakey seiner Band einst gegeben hat, gibt Kenny Washington in seinen Liner Notes zum erweiterten Reissue des Albums wieder: „When you get tot he bridge of the tune I want y’all to play so soft that you can hear a rat pissin’ on cotton“.
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