Re: 08.10.15 – Spot on Denmark + gypsy goes jazz # 21 – The Jazz Messengers

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HORACE SILVER & THE JAZZ MESSENGERS
1. Creepin’ In (Horace Silver)
2. Doodlin’ (Horace Silver)

Kenny Dorham (t), Hank Mobley (ts), Horace Silver (p), Doug Watkins (b), Art Blakey (d)
Van Gelder Studio, Hackensack, New Jersey, 13. Dezember 1954
von: Horace Silver Quintet (10″ LP, Blue Note; CD: Horace Silver and the Jazz Messengers, Blue Note/Capitol)

Ende 1954 spielte ein Quintett unter Leitung von Horace Silver im Minton’s Playhouse in New York. Silver war einer der vielversprechendsten jungen Jazzmusiker der Zeit, er hatte für Blue Note bereits im Trio aufgenommen. Alfred Lion, der Produzent von Blue Note, war darauf erpicht, weitere Aufnahmen mit Silver zu machen, so stellte dieser ein Quintett zusammen. Hank Mobley und Doug Watkins gehörten zur Combo, mit der er im Minton’s spielte, dazu stiessen Kenny Dorham und Art Blakey. Diese Session markierte den Anfang der Jazz Messengers (Blakey hatte den Namen schon für eine grosse Band bei Gigs und für eine Plattensession in Septett-Besetzung benutzt). Die Gruppe sei für viele, so schreibt Ira Gitler in den Liner Notes zum 12″-Reissue der Aufnahmen, „the most muscular, spiritually rewarding group to come along in the past two years“.

Dieser Zeitraum bezeichnet eine Lücke, in der in New York der Jazz unter dem Schwarzen Publikum seine populäre Stellung verlor. David H. Rosenthal argumentiert in seinem Buch „Hard Bop: Jazz & Black Music 1955–1965“ schlüssig dafür, dass diese Lücke eben nicht vom kühleren Jazz, wie er nach Miles Davis’ Capitol-Sessions in Mode war, sondern von Rhythm & Blues-Band gefüllt wurde, in denen viele Hard Bop-Musiker ihre Sporen verdienten.

Doch um 1953/54 meldete sich der afro-amerikanische Jazz zurück, härter, bluesiger, „at once sinister and exuberant“ (Rosenthal), zupackend, funky, oft mit eingängigen Melodien und Riffs, mit einem neuen, entspannten Beat, dem die Nervosität des Bebop meist fehlte (doch die Hard Bop-Bands spielten immer auch pure Bop-Nummern, vor allem, wenn das Tempo mal richtig hoch sein sollte).

Horace Silver & The Jazz Messengers: das ist zwar nicht die Geburts- aber eine der ersten Sternstunden des neuen Stils, der im folgenden Jahrzehnt dem Jazz zu einem letzten grossen Aufschwung verhelfen sollte. Notabene ist es dieser Stil, den man noch heute am direktesten mit dem Begriff „Jazz“ verbindet.

Die ersten beiden Stücke verkörpern diesen neuen Stil perfekt. Creepin’ In, wie so oft im Hard Bop in einer Moll-Tonart, wird über einen eher angedeuteten denn gespielten Two-Beat von Watkins und Blakey von den beiden Bläsern unisono präsentiert. Silver steuert Fills bei, die den denkenden Begleiter, der immer auch Komponist ist, verraten. Hank Mobley schleicht sich buchstäblich herein mit dem ersten Solo, auf Samtpfoten, entspannt und ohne jegliche Hektik. Es folgen toll Soli von Kenny Dorham und Horace Silver – doch das ist keine Musik, die viele Worte braucht.

Doodlin’ ist ein zwölftaktiger Blues, das Tenor spielt in den ersten acht einen Ganzton unter der Trompete, was den besonderen Effekt des Themas ausmacht. Silvers Fills sind auch hier anders als alles, was man bis dahin im Jazz zu hören bekam. Er soliert hier als erster und steuert formidable Begleitung hinter – dem von einem von Art Blakeys typischen press rolls angekündigten – Mobley und Dorham bei. Blakey schliesst den Solo-Reigen mit einem tollen Beitrag ab.

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