Re: ROLLING STONE im Oktober 2015

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go1
Gang of One

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Napoleon DynamiteGründe dafür, Gilmour im RS zu interviewen, gibt es einige. Es so werbeprospektartig wie Rotifer zu machen („Im London der späten Sechziger waren Pink Floyd eine der Hausbands des Underground, und David Gilmour ist bis heute instinktiv ein Kind der Gegenkultur.“) keine.

Rotifer meinte ja, diesen Satz zwischen zwei politische Statements von Gilmour einschieben zu müssen, zur „Einordnung“, nehme ich an. Dabei muss man kein „Kind der Gegenkultur“ sein, um Großbritanniens extremistische Regierung zu kritisieren. Dass Gilmour beunruhigt ist, bedarf keiner Erklärung oder Einordnung – und wenn, dann steht sie schon weiter vorne im Text (die Sache mit seinem Adoptiv-Sohn).

Wie auch immer, das Heft ist insgesamt gelungen, genau wie das vorherige, und bietet keinen Anlass zur Schelte. Wenn man es neben die aktuelle SPEX hält, wirkt die Themenwahl des ROLLING STONE zwar eskapistisch. Aber letztlich kommt es darauf an, wie gut die Texte geschrieben sind und was sie an Beobachtungen und Gedanken zu bieten haben – und da lässt sich manches finden. Unbedingt lesenswert ist das Interview mit Daniel Richter: Der Mann hat was zu sagen. Dieses Interview ist der Höhepunkt des Hefts. Ansonsten schreibt Arne Willander in der Titelstory auf unterhaltsame Weise über die bizarre Welt des Rock’n’Roll-Lifestyle, von der man sich kaum vorstellen kann, dass es sie einst gegeben hat. Und Maik Brüggemeyers Artikel über Joanna Newsom war natürlich der Hauptgrund, warum ich mir das Heft überhaupt gekauft habe – eine Zeitschrift, die sich ganz auf die „alten Helden“ spezialisiert, würde ich nicht lesen. Maik hat mich nicht enttäuscht – sein erhellender Text ist deutlich besser als Daniel Gerhardts spöttisch-distanzierte Pflichtübung in der SPEX.

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