Re: Julia Holter – Have you in my wilderness

#9590209  | PERMALINK

irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

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nikodemusWas magst du an „Vasquez“?

Jeden Ton. ;-)

In erster Linie finde ich „Vasquez“ musikalisch enorm spannend – mehr Skizze und Andeutung, als wirklicher Song, aber ich mag die innere Bewegung des Tracks sehr. Der Beginn mit dem leicht klackenden Schlagzeug, das so schön mit Resonanz nachhallt und den dominanten Cellomotiven, die den Song wurzeln lassen, dann diese mystischen, fast psychedelischen Keyboardelemente, die über der Szenerie verhängt werden – und natürlich Julias langsamen, nachdenklichen, erotischen Sprechgesang. Bis zur letzten Minute hat das eine enorme Präsenz, immer wieder rauschen verfremdete Streicher-, Bläser- und Klaviersequenzen durchs Bild, in der Hook blitzt eine ungewohnt klar umrissene Melodien hindurch, dann übernimmt wieder der Bass, der Song wird beschleunigt, das Schlagzeug variiert den Takt – am Ende fächert sich alles auf, sphärische Momente stellen sich zentral in den Vordergrund, Saxophon und Violine schaffen einen eigenen kleinen Raum, der zuletzt von einem Gewirr aus Bläsern und harschen, grellen Elektroniksounds überschwemmt wird. Das ist Pop und Jazz, undurchdringliche Avantgarde und unmittelbares Gefühl in einem.

„Vasquez“ ist wie eine Blitzgewitter, als wäre man beim Hören halb von Neonlicht geblendet – immer wieder erkennt man Strukturen und am Ende verflüchtigt sich der Rauch, aber letztlich fasziniert mich, dass ich nach jedem Hören noch mehr darin entdecke.

So ungefähr ;-)

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Hold on Magnolia to that great highway moon