Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Creed Taylor › Re: Creed Taylor
vorgarten
ich habe mir diese compilation jetzt auch mal angehört und bin ziemlich angetan. wenn ich den vorsatz ernst nehme, dass hier eher die hits und bestseller drauf sind und nicht die versteckten schätze, hoffe ich, dass ich durchaus einen eindruck von dem bekommen habe, was taylor hier machen wollte. (geld.) für mich hört sich das alles sehr kosequent an, sehr sorgfältig, mit wenig ausreißern nach oben und unten. ich kann gar nicht nachvollziehen, wo die meisterwerke und wo das kaum anhörbare sein soll, von dem friedrich berichtet hat. einige sachen (sebeskys „free as a bird“, deodato, hank crawford) fand ich langweilig, aber nicht schlimm – bei den wirklich tollen sachen hat mich, ehrlich gesagt, gestört, dass sie nach wie vor „jazz“ sein wollen – lange, zehrende soli auf tollen grooves. auch bei „red clay“ geht es mir immer so, wenn die soli kommen: okay, da muss ich jetzt durch. ein CTI nur aus themen und grooves, das würde mich sehr anmachen, glaube ich.(…)
Besten Dank für die ausführliche Einschätzung. Erstaunlich, wie unterschiedlich man das hören kann. Ich hatte befürchtet, dass von Dir eher ein übler Verriss kommt, aber so kann man sich täuschen.
Ich habe gegenwärtig nicht genug Zeit um ausführlich zu antworten. Mir geht es so, dass ich einzelne Alben von einzelnen Künstlern auf CTI (Turrentine, Hubbard, Jobim, seit kurzem auch Chet Baker, anderes muss ich noch hören) eigentlich besser finde als die Compilation. Manchmal frage ich mich auch, warum ausgerechnet dieses Stück ausgewählt wurde, anderes aber liegen blieb. Ähnlich geht es mir bei der ein paar Jahre alten 2-CD-Compilation The Master Collection, auf der ich ebenfalls vieles grandios finde, anderes aber einfach überspringe. Andere überspringen sicher anderes. Komischerweise gibt es bei der 4 CD und der 2 CD Compi einige Überschneidungen (Zarathustra ist wohl unvermeidlich), aber dann sind auf der einen der unumstößliche Hit einer Scheibe (Sugar, Atumn Leaves, California Dreaming oder so) enthalten, während auf der anderen was aus der zweiten Reihe steht – oder gar nichts. Wenn ich mir aus beiden eine Playlist mixe kommt was Tolles dabei raus.
Unanhörbar? Für mich zumindest nah dran: Die Big Band-Gebirge von Don Sebesky und die endlosen High Speed Soli von George Benson.
Aber Geschmackssache, und die unterschiedlichen Meinungen sprechen sicher auch dafür, wie weit gespreizt das Spektrum von CTI und Creed Taylor war.
Und ja: Creed Taylor wollte auch Geld machen. Erklärtes Ziel. Produktion, Covergestaltung, Marketing zielten darauf ab. Und in den meisten Fällen kommt das in Verbindung mit einem hohen künstlerischen Anspruch daher. Eine Zeit lang war er damit auch sowohl auf wirtschaftlicher als auch künstlerischer Ebene sehr erfolgreich. Das muss ja auch nicht zwangsläufig ein Widerspruch sein.
--
„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)