Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 03.05.2015 › Re: 03.05.2015
Deine und Hats ausgeprägte Aversion gegen Musiksatire kann ich nur bedingt nachvollziehen. Eine Rutles-Platte würde ich mir auch nicht kaufen, aber wieso denn „igitt, weg damit“? Ich fühle mich dabei gut unterhalten, gerade im Wissen um den Ärger, den die Persiflage bei den humorloseren Beatles-Fans ausgelöst hat. Auch Campbells ironische Replik auf Kritik macht schmunzeln, mal ganz abgesehen von Chris Speddings Kollegen-Vorführung. Hat hat ja recht mit dem Hinweis, „Jamboree“ trage Züge einer Hommage, aber das bezieht sich nur auf die veröffentlichte Version auf der RAK-Single. Live wurde es bisweilen herrlich maliziös, wenn Chris sich den ganz großen Rundumschlag gönnte und geschlagene zehn Minuten lang lässig einen Saitenquäler nach dem anderen „zitierte“. Freilich hilft es, wenn man weiß, welche Gitarristen Spedding schätzt und welche eher nicht. Ich habe ihn des öfteren live erlebt und fand es ungeheuer komisch, wenn er auf Zuruf aus dem Publikum seine Adhoc-Persiflagen auf Gitarren-Heroen abzog, die ihm nicht das Wasser reichen können.
Was Deinen Kulturpessimismus betrifft: natürlich ist der angebracht, das beweist schon dieses Forum, aber die Frage nach der Breitenwirkung solcher Würdigungen oder von Kritik allgemein stellt sich nicht. Man schreibt ja stets im Wissen darum, nur eine Minderheit damit zu erreichen. Schließlich ist es auch kein unwesentlicher Unterschied, ob man einen Künstler bloß „auf dem Radar“ hat oder sich mit ihm schon weitergehend beschäftigt hat. „Nutzt das alles was?“, fragst Du. Meine Antwort: aber ja!
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