Re: Faith No More – Sol Invictus (19.05.)

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Registriert seit: 18.03.2007

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Zu behaupten, die Begeisterung für das neue Album käme nur auf Grund Reunion, ist doch quatsch. Das Material auf Sol Invictus ist stark und untermauert den Ruf, den FNM in den 90 ern schon inne hatten. Das viele nach so vielen Jahren wieder Bock auf neues Material hatte ist doch legitim. Und das nun viele begeistert sind auch – bei der Qualität die abgeliefert wurde. Ist ja keine Selbstverständlichkeit. Vieles klingt vertraut, riecht z.T. nach 90er ohne aber antiquiert zu klingen.
Ich spreche nicht von einem Meisterwerk, aber von einem richtig guten Stück Musik. Nach den ersten Kennenlern-Durchgängen hat das Album bei mir mittlerweile gezündet und läuft auf Heavy Rotation. Und jeden Tag hab ich einen neuen Song, der mich irgendwie fesselt und mir nicht aus dem Kopf geht.
Der Opener ist für mich ein gelungenes Intro auf das, was folgt. Für sich alleine stehend wäre es sicher kein Highlight, aber im Albumkontext funktioniert er richtig gut. Anders als auf den Vorgängern (From Out to Nowhere, Land Of Sunshine, Get Out oder Collision) fällt die Band halt nicht mit der Tür ins haus oder tritt sie ein. Man wird langsam reingeführt. Superhero ist dann das erste Ausrufezeichen, wobei der Track durchaus ne Minute kürzer hätte sein können. Vor allem gefallen mir aber die Ausbrüche und die Tatsache, dass sich die Tracks einfach entwickeln und z.T. komplett anders enden, als sie angefangen haben. Die Laut/ Leise Passagen. Das baut bei den meisten Stücken eine gewisse Spannung auf. Wenn die Jungs- wie z.B. bei Sunny Side Up, bei einem zunächst eher lässigen Pop-Song etwas Härte mit reinbringen. Oder dann noch deutlicher beim folgenden Separation Anxiety, zunächst ein düsterer, monotoner Stampfer. Noch besser Cone of Shame mit seinem an Spaghetti-Western- assoziierendem Intro, dann aber langsam nach vorne maschiert während Patton zunächst ruhig, mal düster dräuend im quasi Sprechgesang zum starken Refrain übergeht und das Stück Fahrt aufnimmt und ausbricht. Das ist spannend und einfach nur richtig gut. Absolutes Highlight für mich aber ganz sicher Matador, der vorletzte Titel. Musikalisch brilliant und Patton, der überhaupt auf dem ganzen Album unglaublich präsent und prägend ist und nochmal den Beweis liefert, warum er zu den Besten seiner Zunft gehört, zeigt sein ganzes Können. Allein in diesem Titel zeigt er seine ganze facettenreiche Stimmgewalt. Insgesamt ein episches, hymnisches Stück, eines ihrer besten überhaupt würde ich behaupten.
Und am Ende kommt man dann mit dem poppigen, entspannten, unaufgeregten aber doch auch tollen From the Dead wieder prima runter mit dem Gefühl, dass FNM ein starkes Comeback-Album abgeliefert haben, in keinster Weise enttäuschten und die hohen Erwartungen erfüllen konnten. Wie lang die Halbwertszeit ist und ob es sich mit den 90er Großtaten messen kann, kann man zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch nicht voraussehen. Momentan auf jeden Fall ein kleines Highlight für mich.

Aber auch bei mir im Bekanntenkreis gibt es Leute, die enttäuscht sind. Ich wie gesagt kann es nicht nachvollziehen, zumindest wenn man von der Band und ihren 90er Großtaten begeistert war oder ist.