Re: Kendrick Lamar – To Pimp A Butterfly

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captain-kidd

Registriert seit: 06.11.2002

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Dann haben wir ein ähnliches Verständnis, aber eine beinahe völlig entgegengesetzte Wertung dieser Sichtweise. Ich glaube weder an Gott oder Schicksal oder die protestantische Arbeitsethik. Was soll eine Bestimmung sein? Folgt ein Revolutionär seiner Bestimmung? Oder ein Musiker? Oder ein Mörder? Sorry, aber solche deterministischen Ansichten finde ich nicht nur falsch – sondern auch höchst gefährlich. Weil sie einen Menschen in seiner metaphysischen Vorstellungswelt gefangenhalten und das Streben nach wirklicher Freiheit unterdrücken. Mandela waren sicherlich nicht „born to hustle“ beziehungsweise als Revolutionär geboren – dazu gehört mehr. Wissen, Leidenschaft, harte Arbeit.

Und dieser Rückbezug auf die Vergangenheit, dass die Generationen durch sie sprechen würden – natürlich ein starkes Bild, wenn man dabei an die Sklaverei und all den Scheiß denkt. Aber vielleicht waren die Alten ja auch einfach Säufer und Thugs und Hustler? Diese Glorifizierung der Vergangenheit ist einfach nicht so meins. Beide haben vielleicht ne Menge gelesen – und das ist ihnen dann ein wenig zu Kopf gestiegen. Wie sagt Kollegah so schön: „Rapper sind gut solange sie keinen Deal haben, danach denken sie, sie retten Kinderleben mit ihrer Drecksmusik“ Nun macht Kendrick sicherlich keine Drecksmusik, aber irgendwie ist da was dran. Witzigerweise dreht sich ja das Album sogar genau da drum: Die Erwartungshaltungen an ihn und seine Angst, diese nicht erfüllen zu können.

Und 2Pac, Kendrick und Mandela in einen Topf zu werfen – also der Deckel muss meiner Meinung nach erst erfunden werden. Mandela war Aktivist, ja vielleicht sogar ein Revolutionär -die anderen beiden waren/sind nur Musiker.

Ich finde ja den Zweifel in Kendrick gut, ungewöhnlich für einen Rapper, sich so verletzlich zu machen – aber ich habe einfach mehr erwartet. Natürlich keine Antworten, aber zumindest Fragen. Es reicht mir nicht zu hören, das Kendrick die ehemalige Zelle von Mandela besucht hat und dort erleuchtet wurde. Das ist einfach Black-Hippy-Bullshit, ein musikalisches Räucherstäbchen, um bei etwas Revolutions-Romantik abzuhängen, aber hat so gar nichts Revolutionäres. Das ist einfach lahmes Conscious-Rap-Gebrabbel. Ich glaube, das größte Problem von Kendrick (und vielleicht vieler Schwarzer in Amerika) ist der tiefe Glaube. Gott ist einfach konterrevolutionär.

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