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Jetzt fehlen eigentlich nur noch dr.music, der erklärt, dass „To pimp a butterfly“ das erste von ihm käuflich erworbene Rapalbum ist und dass er vor allem von den politischen Analysen 2Pacs fasziniert ist, und dann noch meine Mutter, die es toll findet, wie dieser junge Farbige seine Leute motiviert.
Und nein. Mr. Badlands, wer dem Album mit Offenheit begegnet, wird nicht zwangsläufig belohnt werden. Wie du in der Geschichte dieses Threads sehen lannst, habe ich mich riesig auf das Album gefreut, gerade auch, weil ich ein Fan des Vorgängers war (wie fandest du den eigentlich?) und ich auch auf Section 80 einige Tracks gut fand. Der erste Eindruck war dann auch solide, aber die Musik spricht mich einfach nicht an. Zusammen mit den Texten, in den Kendrick eigentlich nur geschichtsbewusst rumjammert, ergab das dann eine riesige Enttäuschung.
Kannst du vielleicht erklären, was dich an dem letzten Track so fasziniert? Für mich ist das nämlich immer mehr reaktionäre Scheiße. 2Pac labert davon, wie sich die Armen erheben werden, „eat the rich“ und so. Er geht davon aus, dass dies einfach passieren wird. Aber das wird es meiner Meinung nach gerade nicht. Es braucht Motivation zur Revolution. Und die bietet 2Pac so gar nicht. Er redet lieber über „faith in god, faith in the game“ und „faith“ in die Leute die „true“ bleiben. Und er sei ein „natural born hustler“. Was immer er jetzt genau damit meint (der Begriff hat ja viele Bedeutungen), die Quintessenz auch seiner weiteren Ausführungen ist: Wenn man nur fleißig genug ist, kann man alles schaffen. Sorry, das ist FDP-Lyric. Und wenn Kendrick dann auf 2Pacs wirre Aufstandsfantasien antwortet, dass nur die Musik den Menschen helfen könne, hört es bei mir einfach auf. Das ist einfach nur naiv und antirevolutionär. Komme immer mehr zu dem Schluss, dass ein Großteil der Leute das Album nicht mal im Ansatz verstanden haben.
Und pinch. Natürlich muss man nicht „alles um zig-tausend Ecken und krummen Winkeln zerquatschen und zumüllen“. Aber erstens macht Kendrick auf diesem Album genau das und zweitens ist ein Musikforum meiner Meinung nach dazu da, sich über Musik auszutauschen. Wenn du das nicht so siehst – vielleicht meldest du dich einfach ab. Und als letztes: Die Größe und Schönheit von Kunstwerken muss man in der Tat für sich erkennen, sie liegt nämlich immer zum Großteil in einem selbst – und nicht dem eigentlichen Kunstwerk.
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