Re: Kendrick Lamar – To Pimp A Butterfly

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nail75

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bullschuetzIch empfinde es als ganz große Stärke, dass dieses Album keine „Rezepte“, keine einfachen „Antworten“ anbietet – genau darin liegt seine politische Kraft, immer wieder Antworten auf den Kopf zu stellen, zu hinterfragen, aufzubrechen.

So ist es. Im Hip-Hop gibt es ja eine Tendenz, die einfachsten Antworten gelten zu lassen und sich gegenseitig verbal oder materiell zu übertreffen, Kendrick Lamar wählt einen ganz anderen Weg: den des Zweifels. Es gibt keine einfachen Lösungen, nicht alles ist schwarz oder weiß (sic!). Deshalb ist das Album auch kein Manifest, schon gar kein politisches, sondern eine Suche, eine Auseinandersetzung mit Widersprüchlichkeit, mit komplexen Fragen und schwierigen Themen. Die Verquickung von Persönlichem und Politischem ist charakteristisch für Lamars Herangehensweise. Gerade das ermöglicht Lamar, nicht nur seine eigene Rolle zu hinterfragen, sondern das mit allgemeinen Überlegungen zum Zustand der Afro-Amerikaner zu verbinden, ohne dass er Lösungen oder Erklärungen liefern würde. Ihm genügen die Widersprüche.

Das stimmt absolut, das ist ein sehr wichtiger Strang – und irgendwie auch ein politisches Thema, oder? Dass aus großer Macht große Verantwortung entspringt, ist ja nun nicht gerade HipHop-Standardweisheit. Dem Genre haftet ja oft etwas leicht Turbo- bis Gangster-Kapitalistisches an

Ja.

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