Re: Norman Granz, Jazz at the Philharmonic, Clef Records, Norgran Records, Verve Records

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gypsy-tail-wind
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ClauIch habe mit Prestige, Blue Note und Columbia angefangen.

Bei mir: Blue Note, Prestige, Columbia, Verve – wohl ungefährt in der Reihenfolge. Und Riverside fehlt nur, weil ich als CD-Käufer eigentlich bei Fantasy kaufte, nicht bei Prestige oder Riverside (oder Contemporary).

Verve ist wohl einfach zuwenig hip, es gibt wohl auch unter erklärten Jazzfans öfter ein „ja aber“ als ein bedingungsloses „ja“ zu hören … dankenswert, dass Speaker’s Corner sich einigen der schönsten (jedoch nicht unbedingt spannendsten oder musikalisch abenteuerlichsten) Scheiben angenommen hat, dann kommen immerhin die neuen Vinyl-Hipster zu einigem schönen Stoff aus dem Hause Verve.

Für mich war Verve aber auch dank der Aktivitäten von Gitanes/PolyGram Frankreich bald ein Fixpunkt, zwei der Alben Teddy Edwards‘ aus den Neunzigern und einiges von Randy Weston stand bald herum, auch Alben von Helen Merrill, die früh zu meinen Lieblingssängerinnen zählte (als ich über Jazzgesang an sich noch die Nase zu rümpfen pflegte). Aber das hat mit dem Thema dieses Threads nur noch bedingt zu tun (oder auch nicht, ist ja egal, jedenfalls möchte ich hier gelegntlich auch mal wieder chronologisch ansetzen).

Als CD-Käufer war es mit Verve insgesamt etwas schwierig, es gab in den 90ern ein paar feine Reihen (Verve Master Edition, Verve Elite Edition, mit Einschränkungen auch Verve By Request, zudem unter demselben Dach die Impulse Master Series) … später folgte der Schwenk – mit der LPR Series, die dann zur Original Series wurde – weg von ordentlichen Reissues mit neuen Liner Notes, Bonustracks wo erhältlich etc. zum depperten LP-Replica-Format (ich bin nach wie vor der Meinung, wer ausschliesslich das Originalalbum hören will, soll sich LPs kaufen – der Klang spielt dabei ja auch eine Rolle und eine CD in irgendeinem wasweissichwieviel Bit-Remastering wird nie den Klang der Originalpressungen getreu wiedergeben, so gesehen finde ich das Format der „Originals“ auf CD schlicht: bekloppt). Das hiess, dass Neuauflagen geliebter Alben (die man vielleicht noch nicht alle im Regal hatte aber gut kannte) plötzlich kürzer wurden, die historische Perspektive auf die Musik vermissen liessen … dass man mühselig und manchmal teuer ältere Reissues suchen musste, wenn man die beste Ausgabe haben wollte, während die Läden fast schon geflutet wurden von den neueren Reissues.

Natürlich gab es in den 90ern – noch unter dem MCA-Dach und mit GRP als Label-Angabe auf den Reissues (PolyGram wurde 1998 übernommen und damals entstand die heutige Universal Music Group in ihrer ersten Inkarnation, die unter dem Namen Verve Music Group lief, Granz hatte in Sachen Marken-Positionierung eben doch gute Arbeit geleistet) auch noch Reihen wie die ChessMates, in der Alben aus dem Argo-Katalog erschienen, und eine seltsame Orrin-Keepnews-Reihe von 3/4-Twofern, auf denen meiste vom einen Album ein paar Stücke fehlten … daneben gab es Reissues von frühen Decca-Alben, die eben auch zum MCA-Konglomerat gehörten, es gab die Commodore-Serie, die leider (auch mit Keepnews‘ Zutun) unvollständig gehalten wurde, es gab noch frühere einzelnes aus dem Hause Mercury (mehr dann auch nach 1998 als Teil der Elite und Master Editions) … aber die ganze MCA-Ecke gehört nun eigentlich nicht zur Verve-Geschichte, die lief via PolyGram (da kam Mercury auch rein, Philips, MGM, Polydor, Deutsche Grammophon, London, Island …) – komplizierte Geschichte.

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