Re: Die besten Tracks des Jahres 2014 – Das Umfrage-Ergebnis

Startseite Foren Fave Raves: Die definitiven Listen Die besten Tracks Die besten Tracks des Jahres 2014 – Das Umfrage-Ergebnis Re: Die besten Tracks des Jahres 2014 – Das Umfrage-Ergebnis

#9474035  | PERMALINK

go1
Gang of One

Registriert seit: 03.11.2004

Beiträge: 5,625

tina toledoWas hältst Du von “Elastic Heart“? Da mag ich auch die reguläre Version recht gern.

Kommt mir gewöhnlicher vor als „Chandelier“; hat wenig Eindruck hinterlassen. 1000 Forms of Fear ist insgesamt nichts für mich. Die Qualität von Sia Furlers Songs erschließt sich mir nur live oder durch Coverversionen (oder eben, wenn Kieran Hebden einen Schleier aus Beats über Sias Gesicht legt).

Jan Lustiger…Die Nähe zu aktuellen Chart-Produktionen ist m.E. außerdem ein wichtiges tragendes Stilmittel: „Party girls don’t get hurt / can’t feel anything / When will I learn?“. Wie vieles auf 1000 Forms of Fear ist das auch ein Porträt einer gebrochenen Person im Umfeld moderner Popkultur. Die Klavierversionen sind ganz schön, aber Chandelier vereint in sich ja zwei emotionale Ebenen, von denen eine in Balladenform verloren geht. Es ist ein tieftrauriger Song über ein ungesunden Verhältnis zum Exzess, Alkoholismus und Depression, das ist die erste Seite. Die zweite ist das, was daraus folgt: Eskapismus. Um all das zu vergessen, geht das „Party girl“ feiern, trinkt um zu vergessen, macht den Tag zur Nacht, eben: „I’m gonna swing from the chandelier“. Dieser Aspekt wird durch Produktion, Arrangement und Dramaturgie viel stärker kommuniziert, dort begegnet uns diese Seite der tragischen Figur im Song direkt, dadurch kommt es erst zu der Reibung, die den Track so großartig macht und wohl auch zu meiner eingangs beschriebenen Gänsehaut führt. Und das fehlt mir bei den Balladen-Versionen dann doch sehr.

Schön beschrieben, Jan, aber meines Erachtens fehlt da nichts. Das mag auch daran liegen, dass ich an Partys, auf denen solche Musik läuft, nicht mehr unbedingt teilnehmen will. Aber die beiden Seiten oder „emotionalen Ebenen“, Schmerz und Eskapismus, stecken in den lyrics drin und können deshalb nicht verloren gehen. Die Flucht in den Rausch kommt ebenso deutlich heraus wie die Traurigkeit (deren Grund wir nicht erfahren): „keep my glass full until morning light, help, I’m just holding on for tonight“. Und: „I’m gonna swing from the chandelier, won’t look down, won’t open my eyes“. Das ist Futur; die Party ist noch gar nicht richtig losgegangen oder das „party girl“ hat sich bislang abseits gehalten. Von daher passt auch das Klavier; die Musik muss nicht unbedingt auf die Zwölf hauen. Die Akzente lassen sich verschieden setzen, mehr auf den Schmerz oder mehr auf den Willen zum Vergessen, aber in beiden Fällen verlangt der Refrain vor allem nach gesanglicher Kraft.

--

To Hell with Poverty