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pinchNaja, ganz so einfach war es dann doch nicht -> Adorno
Nach Ansicht des Interviews: eigentlich doch, oder? Ich kann da auch keine einzige, auch nur im Ansatz postive Aussage über Popmusik erkennen. Popmusik ist für Adorno Unterhaltungsmusik und schon deshalb minderwertig. Dazu kommt der Warencharakter, das „Schielen nach dem Konsum“, so dass jede Äußerung – auch kritische, politische Statements – automatisch „unerträglich“ sind („Wie wagst du etwas anderes zu sein als Ware?“ sozusagen). Nach Adorno ist es nicht möglich, diesen Waren- bzw. Unterhaltungscharakter zu überwinden.
Und daher bleibe ich dabei. Diesen deutschen Professoren (Adorno, Horkheimer, Bloch), die allesamt deutlich vor dem 1. Weltkrieg geboren sind und im späten Kaiserreich sozialisiert wurden, besaßen kein Verständnis für Jazz und populäre Musik. Diese Massenkultur erregte bei ihnen Angst und Abscheu, außerdem blieb ihnen der ganze Mechanismus fremd, wie man an der einseitigen Betonung des Warencharakters, vor allem aber daran erkennt, wie komplett ihnen das Subversive, Ironische, Provokante, Experimentelle der Popmusik entging. In dieser Hinsicht trafen sie sich übrigens mit der rechten Kulturkritik an der „Amerikanisierung“ der deutschen Kultur in Zeiten der Weimarer Republik und des Dritten Reiches.
Man hätte gerne, dass so kritische Denker wie die drei Genannten, auch irgendwie erkannt hätten, was hier eigentlich passiert, dass es eben keine Ausschließlichkeiten gibt und dass populäre Musik eben geeignet ist, gesellschaftlichen Wandel zu kommunizieren und zu verbreiten – trotz des Warencharakters. Aber dazu waren sie einfach nicht in der Lage.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.