Re: Helene Fischer

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go1
Gang of One

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nail75Letztlich will ja (fast) jeder, der professionell Popmusik macht, ein Produkt verkaufen, ja er ist darauf angewiesen. Die Kritik daran verstehe ich daher nicht ganz.

Der erste Teil des Satzes ist falsch, weil er wesentliche Unterschiede unter den Teppich kehrt. Der letzte Halbsatz ist richtig: Man ist darauf angewiesen, wenn man keine andere Geldquelle hat. Es gibt aber keinen Grund, diesen ökonomischen Zwang auch noch gutzuheißen oder der Kritik zu entziehen. „Produkt“ (product) ist ja ein Ausdruck aus der Musikindustrie. Gemeint wird meistens nicht das „Gemachte“, sondern die Ware, das zum Verkauf bestimmte Produkt. Kritik äußern kann man beispielsweise dann, wenn der Warencharakter den Produktionsprozess überformt oder dominiert, wenn also Musik und Auftritt auf Verkäuflichkeit bei den Zielgruppen oder „Popularität“ getrimmt werden, statt künstlerischen, ästhetischen Kriterien zu folgen. Die Folgen kann man meines Erachtens bei Helene Fischer feststellen (glatte Gefälligkeit, Kitsch und Vermeidung von Wagnissen, um das Stammpublikum nicht zu verprellen). Man kann übrigens auch ein Publikum finden, ohne auf Verkaufszahlen zu schielen oder unbedingt „populär“ werden zu wollen. Der Satz „Alle wollen verkaufen!“ ist deshalb falsch, weil er über diese Unterschiede hinweggeht.

lathoFischer und andere Schlager-Stars sind so offensichtlich nach dem Publikumsgeschmack gebürstet – nicht anecken, deutsche Werte, „liefern“ – dass es peinlich ist. Das ist zwar auch professionell gemacht, aber eben so augenfällig „gemacht“, dass man es nicht übersehen kann.

Genau.

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To Hell with Poverty